Die großartig schnoddrige Emma Thompson schnüffelt in „Down Cemetery Road“ als Privatdetektivin an einem ziemlich mysteriösen Fall in Oxford herum.
Vornehm bleibt hier niemandDie neue Detektivserie mit Emma Thompson ist ein echtes Highlight

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Zoë Boehm (Emma Thompson) lässt sich von keinem Hindernis aufhalten. (Bild: @ Apple TV / Matt Towers)

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Die resolute Privatedetektivin Zoë Boehm (Emma Thompson, links) hilft Sarah (Ruth Wilson) nicht nur in Oxford bei der Suche nach einem verschwundenen Kind. (Bild: @ Apple TV / Matt Towers)
Oxford. Das klingt nach Bildung, Benehmen und Bürgerlichkeit. Doch gediegen bleibt es in dem Universitätsstädtchen nicht lange. Noch bevor „Down Cemetery Road“ wirklich losgeht, fliegt einer Dinner-Gesellschaft das Essen um die Ohren und die Fensterscheiben gleich mit. Die Explosion im Nachbarhaus zerreißt nicht nur die Stille, sondern sie setzt (ab 29. Oktober bei Apple TV) eine Kette von außergewöhnlichen Ereignissen in Gang, bei denen die Beteiligten selten vornehm britisch bleiben - obwohl Emma Thompson eine Hautrolle spielt.

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Zoës Gatte Joe (Adam Godley) findet den Fall des verschwundenen Mädchens ziemlich interessant. (Bild: @ Apple TV / Matt Towers)
Zugegeben: Bei Emma Thompson (“Sinn und Sinnlichkeit“) weiß man eigentlich nie, was man bekommt. Kultiviertheit. oder Klamauk, Noblesse oder Nonsens: Die Oscar-Preisträgerin beherrscht alles in vielen, vielen Schattierungen. In „Down Cemetery Road“ spielt sie die Privatdetektivin Zoë Boehm: kurze Strubbelhaare, Lederjacke, große Klappe.
Sie soll der Restauratorin Sarah Trafford (Ruth Wilson) helfen, ein Mädchen wiederzufinden: Die fünfjährige Dinah hatte als einzige die Explosion überlebt, ist aber plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Die Medien erwähnen sie nicht, die Polizei hat keine Ahnung, und im Krankenhaus weist man Sarah schroff ab.

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Sarah (Ruth Wilson) radelt häufig durch Oxford, um ein verschwundenes aber seltsamerweise nicht vermisstes Mädchen zu finden. (Bild: @ Apple TV / Matt Towers)
Weil das vermisste Kind einfach nicht vermisst wird, hat Sarah gar keine andere Wahl, als im heruntergekommenen Büro von Zoë Böhm um Hilfe zu ersuchen. Zoë schickt zwar erst mal ihren Gatten Joe (Adam Godley) vor, übernimmt dann aber doch selbst den Fall.
Tödliche Überraschungen, trockener Humor

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Als Restauratorin alter Kunstwerke hat Sarah (Ruth Wilson) ein gutes Auge für Details. (Bild: @ Apple TV / Matt Towers)

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In London ist man in Regierungskreisen (Darren Boyd) „not amused“ über die Entwicklungen in Oxford. (Bild: @ Apple TV / Matt Towers)
„Down Cemetery Road“ braucht nicht lange, um in Fahrt zu kommen. Es geht auch recht zügig los mit den bisweilen tödlichen Überraschungen. Der Fall entpuppt sich jedenfalls als nicht so einfach wie gedacht. Und er zieht ziemlich weite Kreise - bis in die Regierung und den Geheimdienst. Dort arbeiten, dies sei nur nebenbei erwähnt, nicht ausschließlich kompetente Profis.
Wer sich wundert, warum sich „Down Cemetery Road“ trotz beständig ernster Lage jede Menge Schnoddrigkeit und extratrockenen Humor gönnt, sollte wissen, dass die Serie die Adaption eines Romans von Mick Herron ist. Der Autor hat auch die Vorlagen für die grandiose Spionageserie „Slow Horses“ (ebenfalls Apple TV) mit Gary Oldman in der Hauptrolle geschrieben, von der mittlerweile die fünfte Staffel läuft.
Es ist gut vorstellbar, dass Apple auch hier nachlegt und die weiteren drei Romane der Zoë Boehm-Reihe verfilmt. Die schlechteste Nachricht wäre das nicht. (tsch)
