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„Ist halt der Preis“Uschi Glas spricht offen über die Kehrseite des Promi-Seins

Uschi Glas am 9. Juli 2023 in München

Aparte Lady: Uschi Glas bei „Klassik am Odeonsplatz“ in München im Juli 2023.

Uschi Glas (79) ist eine Filmlegende und seit rund 60 Jahren im Geschäft. Hier spricht die aparte Bayerin über den Preis des schnellen Ruhms, die Vorteile von Sturheit und ihre Träume.

von Horst Stellmacher (sm)

Anfang Oktober 2023 begeisterte Uschi Glas (*1944) in der Inga-Lindström-Verfilmung „Einfach nur Liebe“ (ZDF) in der Rolle einer Frau, die langsam in die Demenz abgleitet.

Für EXPRESS.de hat sich die aparte Bayerin, die sich bereits 1966 als „Apanatschi“ und zwei Jahre später in „Zur Sache, Schätzchen“ (was ihr den entsprechenden Spitznamen einbrachte) in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer spielte, Zeit für ein ausführliches Gespräch genommen. Ein Gespräch über Sturheit, den hohen Preis des großen Ruhms, Humor und Überraschungen im Alter.

Uschi Glas: Meiner Sturheit verdanke ich ganz viel

Sie selbst werden im nächsten Jahr 80 Jahre alt. Angst, dass das Alter auch für Sie böse Überraschungen bereithält?

Uschi Glas: Nein. Angst ist immer der schlechteste Berater, sie spielte in meinem Leben nie eine Rolle. Natürlich weiß ich, dass nicht alles gutgehen kann und die Uhr tickt. Aber ich versuche, die Zeit, die mir bleibt, so zu nutzen, dass sie nicht verloren ist. Nichts zu tun und nur zu warten, ist für mich total uninteressant. Ich freue mich, dass ich meinen Sport machen und fit bleiben kann, dass ich noch Arbeit habe, es immer neue Projekte gibt. Früher hieß es, Schauspielerinnen hätten im Alter nur noch wenig Chancen. Wenn überhaupt als „komische Alte“. Wie ist das heute?

Uschi Glas: Es ist immer noch nicht ausbalanciert. Männer im Alter bekommen in unserem Beruf immer noch leichter einen Job. Dagegen werden viele meiner Kolleginnen im Laufe der Zeit einfach vergessen. Da müsste man viel mehr machen. Hollywood macht es uns ja vor. Ich denke da beispielsweise an Jane Fonda, die sich im Film „Bradys Ladies“ mit drei anderen durchgeknallten alten Damen auf die Reise macht. Das ist unterhaltsam, junge und alte Leute schauen es sich gern an – so etwas sollte doch bei uns auch möglich sein.

Von Ihren fast 80 Lebensjahren standen Sie 60 vor der Kamera. Zufrieden mit dem, was Sie als Schauspielerin geleistet haben?

Uschi Glas: Es macht mir natürlich große Freude, dass ich den Beruf machen konnte und erfolgreich war – das ist nicht selbstverständlich. Aber dass es so ist, ist auch meiner Sturheit zu verdanken. Ich habe immer genau drauf geachtet, was ich mache – und ich habe immer nur das gemacht, was ich wirklich machen wollte.

Man hat Sie da nie überredet?

Uschi Glas: Nein, da war ich immer ganz eisern – wenn ich mich nicht in der Rolle sah, habe ich mich durchgesetzt. Ich liebe meinen Beruf, bin froh, wenn ich noch gefragt werde und drehen darf. Aber ich drehe auch heute nicht auf Biegen und Brechen alles.

Muss es unbedingt eine Hauptrolle sein?

Uschi Glas: Muss es nicht, musste es auch nie. Mich reizte und reizt jede Rolle, die gut ist und in der ich mich neu ausprobieren kann.

Große Karriere, viel Prominenz – aber Sie haben dafür auch viel Häme und Spott geerntet und mussten immer Auskunft geben über die ganz privaten Dinge, die Trennungen, die Kinder ...

Uschi Glas: Ja, aber zu guter Letzt musst du auch sagen, dass das der Preis dafür ist. Du fährst langsam mit dem Lift hoch, wirst hochgelobt, doch wenn du dann Pech hast und dir was widerfährt, rast du viel schneller wieder runter. Es gibt Menschen, die sich daran besonders erfreuen: Du musst lernen, damit umzugehen.

Winnetou (Pierre Brice) und Apanatschi (Uschi Glas) in „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ (Aufnahme aus den 1960er Jahren)

Uschi Glas 1966 als „Halbblut Apanatschi“ an der Seite von „Winnetou Pierre Brice“. Mit Rehaugen, damals modischer Außenrolle und viel Talent eroberte sie die Herzen der Zuschauer.

Ihre Karriere begann 1966, als Sie als „Apanatschi“ in den Karl-May-Verfilmungen „Winnetou“ und „Halbblut Apanatschi“ die Herzen der Kinogänger eroberten. Was halten Sie von den Diskussionen um Karl May, dem Rassismus vorgeworfen wird?

Uschi Glas: Furchtbar! Ich finde das alles total daneben! Es ist total vertrottelt, wenn Karl May vorgeworfen wird, er sei Rassist gewesen, und in seinen Büchern sei Rassismus feststellbar. Seine Helden, Winnetou und Old Shatterhand, waren keine Feinde, sondern Blutsbrüder, die versucht hatten, ihre Völker zu vereinen, dass sie friedlich miteinander leben. Ist doch eine tolle Geschichte! Ich finde es auch vom Verlag daneben, der alle Kinderbücher eingestampft hat, die im Zusammenhang mit einem Film neu rauskommen sollten.

Uschi Glas: Ihre Organisation macht Schulkinder satt

Was kaum jemand weiß: Sie stecken viel Zeit und Geld in Ihre Aktion „brotZeit“, die Sie vor 15 Jahren in München gegründet haben. Worum geht es da?

Uschi Glas: „brotZeit“ ist ein Verein, der Kinder täglich mit Frühstück versorgt. Wir haben mit vier Schulen und 150 Kindern klein angefangen, sind inzwischen wie verrückt gewachsen. Jetzt versorgen wir in jedem Bundesland, auch in NRW, über 14.000 Kinder an knapp 300 Schulen mit einem gesunden, reichhaltigen Frühstück. Mein Ziel ist es, dass es in Deutschland eines Tages kein Kind mehr gibt, dass des Hungers wegen nicht am Unterricht teilnehmen kann. Übrigens ist das alles nicht nur für die Kinder, sondern auch für Senioren wichtig.

Uschi Glas gibt bei "brotZeit" Frühstück an Kinder aus.

Uschi Glas bei der Frühstücksausgabe für „brotZeit“.

Wie meinen Sie das?

Uschi Glas: Als wir anfingen, sagte mir eine Schulleiterin: „Tolle Idee – aber wir schaffen das nicht, weil wir niemanden haben, der das Frühstück macht, den Tisch deckt und wieder abräumt und sich beim Frühstück um die Kinder kümmert.“ Da sind wir auf die Idee gekommen, Menschen zu nehmen, die nicht mehr im Berufsleben stehen. Es ist gelungen, die zu aktivieren, und das ist das größte Glück, das beide Seiten haben konnten.

Wenn Sie zum Schluss unseres Gesprächs mal zurückschauen: Sind alle Ihre Träume wahr geworden?

Uschi Glas: Alle Träume? Natürlich nicht. Aber das fände ich auch nicht schön. Wenn ein Mensch keine Träume mehr hat – was hat er dann noch?

Uschi Glas: Gnadenlos witzig in der „Fuck ju Göthe“-Reihe

Helga Ursula „Uschi“ Glas (geboren am 2. März 1944 in Landau an der Isar) besuchte die Realschule, arbeitete als Buchhalterin in Dingolfing. 1964 dann der Umzug nach München. 1965 dann eine kleine Rolle in „Der unheimliche Mönch“. 1966 spielte sie in „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“, 1968 in „Zur Sache, Schätzchen“ (das brachte ihr den Spitznamen „Schätzchen“ ein).

Ab 1989 dann in „Zwei Münchner in Hamburg“ zu sehen, ab 1993 als „Tierärztin Christine“ (schrieb auch das Drehbuch). Ab 1994 war sie „Anna Lena – eine Frau geht ihren Weg“, ab 1998 „Sylvia – Eine Klasse für sich“, ab 2004 folgte „Zwei am großen See“. 2013, 2015 und 2017 mischte sie in den drei „Fack ju Göhte“-Filmen mit (als ausgebrannte, suizidgefährdete Lehrerin). Sie war von 1981 bis 2003 mit Bernd Tewaag (drei Kinder) verheiratet und ehelichte 2005 den Unternehmensberater Dieter Hermann.