Interview

Timon KrauseDeutschlands bekanntester Mentalist schimpft über Motivationsgurus

Timon Krause bei einem Auftritt auf der Bühne.

Timon Krause ist Deutschlands bekanntester Mentalist. In seinen Shows fasziniert er das Publikum durch seine Fähigkeit des Gedankenlesens.

Als Mentalist sorgt Timon Krause in seinen Shows regelmäßig für großes Staunen im Publikum. Durch „Let's Dance“ lernten ihn viele kennen. Im EXPRESS.de-Interview verriet er, wie er wirklich tickt.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Er kann PIN-Nummern durch Berühren von Fingern erraten, die Farben von Unterhosen durch geschicktes Fragen „sehen“, liest Gedanken und kann aus Gesicht, Körper und Stimme ableiten, was gerade in uns vorgeht.

Timon Krause (30) ist Deutschlands bekanntester Mentalist und ein Experte in Sachen Hypnose, Handlesen, Zukunftsvorhersagen oder anderen mentalen Spielereien. Mit einer Mischung aus Psychologie und Unterhaltung begeistert er sein Publikum und wurde dafür als „Best European Mentalist“ ausgezeichnet.

Timon Krause: Auftritte in Köln, Bonn und Mönchengladbach

Nach dem großen Erfolg im Vorjahr setzt er seine „Messias“-Tour im Herbst fort. Im Palladium in Köln (3. Oktober 2025), in der Redbox in Mönchengladbach (11. Oktober) und im Brückenforum in Bonn (14. Oktober) kann das Publikum das Können des Mentalmagiers bewundern.

Viele haben Timon Krause durch seine Teilnahme an der RTL-Show „Let’s Dance“ kennengelernt. Der 30-Jährige mit der Wuschelfrisur kann nämlich auch gut tanzen, kochen, er schwimmt, spielt das Instrument Handpan und schreibt Romane.

Als Zwölfjähriger hat er eine Hypnose-Show im Movie Park in Bottrop besucht. Das Erlebte hat ihn so beeindruckt, dass er es zu Hause an seinem Bruder und seinem Freund ausprobiert hat – mit Erfolg. Es war der Startschuss für eine besondere Karriere. Das Gewinnen von „Mind-Games“, von Gedankenspielen, fasziniert ihn. Im EXPRESS.de-Gespräch verrät er noch mehr über sich.

Sie haben sich als Teenager mit Hypnosetechniken beschäftigt. Schon außergewöhnlich, oder?

Timon Krause: Ich war überhaupt nicht unterwegs, schon gar nicht auf Partys. Ich war einfach nicht so beliebt und eher ein Eigenbrödler. Während andere feiern waren, habe ich mich mit Hypnose, Menschenkenntnis und Gedankenlesen beschäftigt. Als Kind hatte ich auch mal einen Zauberkasten, was mich aber nicht so begeistert hat. Ich war immer in Büchern vertieft und habe viel gelesen.

Mentalmagier Timon Krause hypnotisiert eine Person.

Mit seiner Fähigkeit, Menschen zu hypnotisieren, fing alles an. Hier zeigt Timon Krause 2014 sein Können bei einer Veranstaltung.

Und dann haben Sie während eines Austauschjahrs in Neuseeland mit 16 Jahren auch schon ihr erstes Buch geschrieben.

Timon Krause: Das hat damals schon für Aufsehen gesorgt, dass ich so jung bereits ein Buch geschrieben habe. Das hat mir in der Szene viele Türen geöffnet. Direkt nach dem Abitur auf dem Bischöflichen St.-Josef-Gymnasium in Bocholt habe ich mein Philosophie-Studium in Amsterdam begonnen.

Dort wurden Sie 2014 zum „niederländischen Meister der Mentalmagie“ gekürt. Eine rasante Karriere…

Timon Krause: Ich habe andere Lebensbereiche schleifen lassen. Normalerweise steckt man seine Energie in Freundschaften, Hobbys, Beruf, Freizeit – ich habe hundert Prozent in den Beruf investiert. Daher ging es bei mir vielleicht etwas schneller, andere Dinge sind dafür zurückgeblieben.

Wie oft mussten Sie im Bekanntenkreis ihr Können zeigen?

Timon Krause: Ich wurde einige Male eingeladen unter der Prämisse, dass ich auch was Tolles zeigen soll. Das hat mich aber schnell abgeschreckt. Es soll auch nicht so klingen, dass ich darunter sehr gelitten hätte. Ich hatte einfach kein Interesse, mich so intensiv in das Sozialgeflecht einzuweben.

Sie bezeichnen sich selbst als „ganz normalen Typ“, der „leicht verpeilt“ durchs Leben geht. Woher kommt diese Begabung?

Timon Krause: Meine Kunst funktioniert anders als ein klassischer Zaubertrick. Selbst wenn man es weiß, ist es beeindruckend und lässt sich nicht auf Knopfdruck nachmachen. Ich lese die Symptome, die durch Gedanken aufgerufen werden, an Körper, Stimme, Gestik, Mimik und so weiter ab, und kann daraus dann Rückschlüsse auf Gedanken spüren.

Timon Krause im Gespräch mit Marcel Schwamborn.

Timon Krause sprach mit EXPRESS.de-Reporter Marcel Schwamborn über seine bisherige Karriere.

Wie anstrengend ist eine Mentalisten-Show?

Timon Krause: Nach einem Auftritt bin ich richtig platt. Für den Kopf ist es enorm anstrengend. Zum Abschluss der letzten Tour gab es eine Aftershow-Party. Ich war der Erste, der weg war. Um Mitternacht liege ich im Bett.

Also geht es Ihnen nach einem Auftritt ähnlich wie Musikerinnen oder Musikern?

Timon Krause: Ein guter Freund von mir ist Marco Seypelt, der Inhaber und Leiter des Theaters im Walzwerk in Pulheim. Als ich 17 Jahre alt war, hat der schon zu mir gesagt: ‚Der gefährlichste Moment für einen Künstler ist der, wenn man gerade von der Bühne kommt und allein ist. In dem Moment fangen die Leute an zu trinken.‘ Das habe ich mir zu Herzen genommen.

Wer nutzt Ihr Können?

Timon Krause: Ich habe eine Zeit lang als Coach bei Firmen oder privat gearbeitet. Den meisten Spaß habe ich aber als Künstler auf der Bühne oder beim Schreiben von Büchern.

Timon Krause duellierte sich bereits mit Pokerprofi Fedor Holz

Sie müssten doch auch ein guter Pokerspieler sein, oder?

Timon Krause: Ich habe mich mal mit Pokerprofi Fedor Holz duelliert. Da haben wir geschaut, wer wen besser lesen kann. Das war sehr witzig. Er behauptete anschließend, dass ich bestimmt gut pokern könnte. Ich habe nur wenig Interesse daran.

Kann es sein, dass in den turbulenten Zeiten Mentalisten immer gefragter sind?

Timon Krause: Den Eindruck habe ich noch nicht. Das Coaching-Genre und alles, was in Richtung Motivationstraining geht, zieht an. Bei vielen habe ich aber das Gefühl, dass sie eine einfache Antwort zu komplexen Problemen anbieten, die nicht unbedingt effektiv ist. Wenn die Dinge unüberschaubar und kompliziert werden, wollen wir verständliche, einfache Antworten haben und greifen dann zu populistischen oder esoterischen Antworten. Oder wir hören auf Motivationsgurus, die uns vorgaukeln, dass wir das Leben einfach wieder ins Lot bekommen.

Also glauben Sie nicht an die Wirkung von „Tschakka, du schaffst es“?

Timon Krause: Man kann Symptomatiken bekämpfen, damit man sich wieder etwas besser fühlt. Ich würde aber niemals sagen, dass mit einer gewissen Atemübung Probleme gelöst werden können.

Ihre Show „Messias“ gab es schon im Vorjahr. Was hat sich geändert?

Timon Krause: Wir haben die erste Hälfte komplett überholt, auch das Finale ist neugestaltet. Als ich die Show ursprünglich geschrieben habe, ging es mir nicht so gut. Jetzt geht es mir deutlich besser und das möchte ich in der Show widerspiegeln. Der Gute-Laune-Faktor steigt.

Worum geht’s im Programm?

Timon Krause: Um verschiedene Themen wie Fake-News oder Verschwörungstheorien. Wer sind die „Messianer“, denen wir auf den Leim gehen? Ist Chat-GPT der neue Gott? Ist Instagram der neue Altar, zu dem wir beten? Ersetzt Facebook die Bibel?

Timon Krause mit Ekaterina Leonova beim Finale der 16. Staffel der RTL-Tanzshow Let s Dance.

Durch seine Teilnahme an der RTL-Tanzshow Let's Dance erlangte Timon Krause an der Seite von Ekaterina Leonova einen großen Bekanntheitsgrad.

Auffällig ist, dass Sie relativ viele Tattoos am Körper haben. Steckt hinter allen eine Bedeutung?

Timon Krause: Nicht wirklich. Ich habe mein Lieblingstier, einen Dinosaurier, am Fuß, eine Tarot-Karte und eine Gans am Bein, weil ich ein Rap- und Handpan-Album mit meinem Freund Quichotte veröffentlicht habe, bei dem es um Enten und Gänse geht. Auf dem einen Arm habe ich meine Lieblingszahl 23, da habe ich auf den anderen die 19 tätowiert, damit es ausbalanciert ist. Ich mag Kunst und mag es, die auf den Körper zu verewigen.

Nach ihrem „Let’s Dance“-Erlebnis: Welche TV-Show reizt Sie noch?

Timon Krause: Ich hätte total Lust auf „Masked Singer“, weil ich sehr gerne singe. Auch „Seven vs. Wild“ reizt mich. Ich bilde mir ein, dass ich eine Woche mit Meditation ohne Essen, Getränke und Schlaf auskommen könnte. Aber es gibt noch genug zu tun. Im Frühjahr 2027 wird es eine neue Tour geben, an einem neuen Buch arbeite ich auch. Ich verfolge zudem noch das Ziel, meinen Doktor in Philosophie zu machen. Langeweile habe ich nicht.