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Der beste „Tatort“ des bisherigen TV-Jahres?Klaus Borowski kriegt es mit einem Ehepaar aus der Hölle zu tun

Das Foto stammt aus dem Kieler „Tatort: Wiedergänger“ und zeigt die Ermittelnden (Axel Milberg, l.) und Mila Sahin (Almila Bagriacik, r.) im Gespräch mit der Unternehmerin Greta Exner (Cordelia Wege, M.).

Klaus Borowski (Axel Milberg, l.) und Mila Sahin (Almila Bagriacik, r.) ermitteln im Kieler „Tatort: Wiedergänger“ im Umfeld der Unternehmerin Greta Exner (Cordelia Wege, M.).

Ein untreuer Ehemann ist wie vom Erdboden verschluckt. Hat ihn seine Frau, eine reiche Unternehmerin, verschwinden lassen? Das müssen Klaus Borowski und Mila Sahin im Kieler „Tatort: Wiedergänger“ klären. 

Noch viermal ermitteln Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) gemeinsam in Kiel. 2025 geht Axel Milbergs Kommissar, seit 2003 an der Förde tätig, in Rente. Um es vorweg zu nehmen: Sollten alle restlichen Fälle so gut wie der „Tatort: Borowski und der Wiedergänger“ werden, wäre es ein „Grande Finale“.

Dabei bricht der Film des Duos Sascha Arango („Drehbuch, Tatort: Borowski und der stille Gast“) und Andreas Kleinert („Lieber Thomas“) mit einigen Regeln, die der Traditionskrimi über mehr als 50 Jahre vorgab: Zum einen ist lange unklar, ob es sich überhaupt um eine Mordermittlung handelt. Und die Ermittler kommen erst relativ spät ins Spiel.

„Tatort“ aus Kiel: Borowski und Sahin suchen eine Leiche  

Die ersten etwa 15 Expositions-Minuten gehören dem Ehepaar Greta (Cordelia Wege) und Toby Exner (Pétur Óskar). Es scheint sich um eine Beziehung zu handeln, die direkt aus der Hölle kommt.

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Auf einer Party in der Designervilla, stößt die steinreiche Unternehmerin, Mittvierzigerin und Hobby-Künstlerin, auf ihren Mann an. Ein kleiner Trick, denn der jüngere Schönling – vor der Ehe eher mittellos – will gerade eine attraktive Liebschaft ins Hinterzimmer abschleppen. Ein Vorgang, den die Ehefrau offenbar bereits kennt.

Wenig später verschwindet Toby Exner. Seine Spur verliert sich auf der Familienjacht „Kitty“. Gretas Eltern, Vera (Karin Neuhäuser) und Konstantin Exner (Stephan Bissmeier), gehören zu den reichsten Menschen in Kiel und wohl auch Norddeutschland. Ihr Berater, der Schweizer Pascal Rütli (Caspar Keaeser), ist immer in ihrer Nähe, und das Unternehmen an der Börse notiert.

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Jener Schnöselfraktion der Familie Exner war Gretas Hallodri-Ehemann schon immer ein Dorn im Auge. Hier sähe man es gern, wenn der Unterprivilegierte nie zurückkehren würde. Greta, die trotz der Affären ihres Mannes noch Gefühle für ihn hegte, alarmiert die Mordkommission. Dabei gibt es noch nicht mal eine Leiche.

Borowski und Sahin versuchen, diese zu finden. Dabei tauchen sie in den merkwürdigen Beziehungskosmos der Exners ein, zu denen auch Gretas und Tobys „Haushälter“ Witek (Greg Stosch) gehört, der nun mit der Ehefrau zu zweit im Haus verbleibt.

Merkwürdige Eltern, Berater und Haushälter

Ein bisschen erinnert der in jeglicher Hinsicht gewitzte Plot des neuen Borowski-„Tatorts“ an die Fälle des guten alten Inspektor Columbo. In den Krimiklassikern mit Peter Falk wusste man von Beginn an, wer Täter oder Täterin war, aber deren Verbrechensplan war so ausgefuchst gedrexelt, dass die Spannung darin bestand, wie der gern mal unterschätzte Ermittler seinen Mördern auf die Schliche kam.

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Die US-Serie „Poker Face“ (bei Sky) von „Knives Out“-Erfinder Rian Johnson hat dieses Prinzip jüngst wieder aufgegriffen. Im fein geschriebenen und mit vielen Theater-Stars grandios besetzten Kiel-„Tatort“ ist es zwar nicht ganz sicher, ob die vielgesichtige Greta und ihre Familie den lästig untreuen Mann zur Seite geschafft haben – doch es spricht vieles dafür.

Tatsächlich sind es jene Leerstellen des Vermutens, aber Sich-nicht-ganz-sicher-Seins, welche den Förde-Krimi zu einem besonders lustvollen Erlebnis machen: Was wurde aus dem Plan, den die Ehefrau für ihren untreuen Mann hatte? Ging er auf oder erlebte selbst sie eine Überraschung? Welche Motive bewegen Gretas merkwürdige Eltern, deren Berater oder auch den schweigenden Haushälter? Dies alles bleibt lange ein spannendes Geheimnis.

Eintagsfliegen im TV

"Tatort": Sie ermittelten nur ein einziges Mal

1/9

Es macht einen Riesenspaß, dem Figuren-Ensemble rund um die grandiose Episoden-Hauptdarstellerin Cordelia Wege und den ausgebufften Dialogen dieses „Tatorts“ zu folgen.

Hinzu kommt die tolle Regie Andreas Kleinerts, der für sein Dichter-Biopic „Lieber Thomas“ 2022 den Deutschen Filmpreis gewann und mit „Tatort“-Folgen wie „Flash“ (München), „Wo ist Mike?“ (Franken) oder „Die ewige Welle“ (München) schon öfter für Genre-Highlights sorgte. Kleinerts „Tatorte“ sind stets mehr als nur Krimis. Sie sezieren besondere Beziehungen und widmen sich oft dem „Kopf“ der Täter.

„Borowski und der Wiedergänger“ ist der wahrscheinlich beste „Tatort“ des noch nicht allzu alten Fernsehjahres. Trotz oder gerade weil er mit der ein oder anderen Genre-Regel bricht.

Inklusive eines kleinen, aber unglaublichen Gags in der Mitte des Films, den man nicht verraten sollte, der aber zum Witzigsten zählt, was sich ein „Tatort“ bislang traute. Wer den Film sieht, wird sofort wissen, was gemeint ist. (tsch)