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„Tatort“ aus LudwigshafenEin letzter Fall für zwei TV-Urgesteine

Das Foto stammt aus dem Ludwigshafener „Tatort: Avatar“ und zeigt die Ermittlerinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, r.) und Johanna Stern (Lisa Bitter, l.) inmitten einer Wohnsiedlung.

Die beiden „Tatort“-Ermittlerinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, r.) und Johanna Stern (Lisa Bitter, l.) kriegen es mit einem komplizierten Fall zu tun.  

Die beiden „Tatort“-Ermittlerinnen Lena Odenthal und Johanna Stern aus Ludwigshafen bekommen es mit Männerleichen zu tun, die plötzlich am Rhein herumliegen – für zwei Figuren ist es der letzte Fall. 

Irgendwie fühlt es sich richtig an, wenn ein „Tatort“ zur selben Jahreszeit gedreht und gedacht ist, in der er auch ausgestrahlt wird. Dieser Gedanke kommt einem in den Sinn, wenn man die neue Ludwigshafener Folge „Avatar“ schaut, die im kaltgrauen Januar an einem ebensolchen Rhein spielt.

Dort finden die Kommissarinnen Odenthal (Ulrike Folkerts) und Stern (Lisa Bitter) eine männliche Leiche mittleren Alters. Ach ja, Weihnachten und die schöne Lichterzeit sind vorbei – jetzt heißt es durchhalten bis zum Ende des langen Winters.

„Tatort“: Ein letztes Mal Odenthal und Stern

Durchhalten muss auch Programmiererin Julia da Borg (Bernadette Heerwagen), die in ihrer Atelier-Wohnung vor großen Computerbildschirmen sitzt und sich mit einem jugendlichen Mädchen unterhält. Die Heranwachsende scheint traurig zu sein. Die Programmiererin – vielleicht ihre Mutter? – ist es auch.

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Bald treffen die beiden Welten, der graue Rhein und die traurige Frau vor den Bildschirmen, zusammen. Eine Überwachungskamera hat Julia da Borg als Joggerin am Rhein aufgenommen. Ziemlich zeitgleich und am selben Ort, an dem der Mann am Flussufer ums Leben kam.

Noch ist nicht klar, ob er überhaupt ermordet wurde. Die Todesursache scheint ein Herzinfarkt zu sein. Doch zuvor wurde dem Mann – ohne erkennbares Motiv aus Köln angereist – Pfefferspray ins Gesicht gesprüht.

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Die Kommissarinnen beginnen ihre Ermittlungen bei der Familie des Toten und bei Julia da Borg, die sich in erkennbar desolater Verfassung befindet. Vor einiger Zeit haben sie und der Architekt Richard Otting (Renato Schuch) sich aus einer langjährigen Beziehung getrennt. Richard würde gern mit Julia Zeit verbringen. Doch sie blockt ihn ebenso ab wie Schülerin Marie (Leni Deschner), die ebenfalls Julias Nähe sucht.

Und als wäre das Geheimnis noch nicht groß genug, lernen die Zuschauenden noch eine andere Familie an einem unbekannten Ort kennen: Manon (Sabine Timoteo) lebt mit Teenagersohn Bastian (Luis Vorbach) und ihrem Freund Pit (Felix von Bredow) in einem hübschen Haus mit Garten. Was hat diese Patchwork-Familie nun mit Julias Computern, den Teenagern und den Toten am Rhein – bald gibt es einen zweiten – zu tun?

Bernadette Heerwagen macht Filme besser

Im „Tatort“ des routinierten Gespannes Harald Göckeritz (Drehbuch) und Miguel Alexandre (Regie) sollte man besser nicht allzu viele Kritiken und Inhaltsangaben (außer dieser hier) vorab lesen. Die Spoilergefahr liegt in quasi jeder kleinen Information, die vorab preisgegeben wird.

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Wie stehen die Personen zueinander? Was ist zuvor passiert? Es ist schon erstaunlich, wie viel Spannung und Rätsel sich zerstören lässt, erzählt man den Plot dieses schon recht clever konstruierten Falles über den Zuschauer-Wissenstand der ersten 15 Minuten hinaus. Nicht, dass es hier den einen großen Plot-Twist gäbe, eher sind es viele kleine Überraschungen und Wendungen, die in einem guten Ludwigshafener Fall greifen.

Getragen wird die Geschichte durch die mal wieder hervorragende Bernadette Heerwagen („München Mord“).

Eintagsfliegen im TV

"Tatort": Sie ermittelten nur ein einziges Mal

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Die 46-Jährige drehte schon öfter mit Regisseur Miguel Alexandre. Unter anderem in ihrem dem Grimme-Preis gekrönten Drama „Grüße aus Kaschmir“ von 2006, auch damals stammte das Drehbuch von Harald Göckeritz.

Im „Tatort: Avatar“ schafft es Heerwagen nun wieder, eine Rolle mit Tiefe und echtem Leben zu füllen, die von weniger begabten Schauspielerinnen vielleicht nur als „gestresste Frau in einem Thriller“ gezeichnet worden wäre.

Nicht mehr stressen lassen wollen sich hingegen die Ludwigshafener „Tatort“-Urgesteine Edith Keller (Annalena Schmidt) und Peter Becker (Peter Espeloer). Die beiden Figuren der Dialekt sprechenden Schauspieler scheiden mit dem „Tatort: Avatar“ nach 25 Jahren aus dem Dienst aus.

Berentet werden sie, die Sekretärin und der Kriminaltechniker, und ein – recht kleiner – Seitenstrang der Erzählung dreht sich um ihre Abschiedsfeier auf dem Kommissariat. Wahlweise mondän (Keller) oder bodenständig mit einem Bierchen (Becker) könnte die ausfallen. Nach 66 Folgen fallen die beiden Figuren einer „Formatänderung“ zum Opfer, wie der SWR vor einigen Wochen mitteilte.

Zu wenig Abschieds-Screentime für Keller und Becker?

Einerseits kann man es verstehen, denn (sprachlich) regional fundierte Figuren aus der zweiten Ermittlungsreihe stehen eher für den „alten Tatort“, wie ihn ältere Zuschauende als klassischen Ermittlerfilm von früher kennen.

Andererseits ist es auch ein bisschen schade, dass man die langjährigen „Randfiguren“ nicht mal mit einer größeren Geschichte glänzen lassen konnte, wie es beispielsweise in Stuttgart mit dem Pathologen Dr. Daniel Vogt (Jürgen Hartmann, im „Tatort: Vergebung") oder in Köln mit Kriminaltechnikerin Natalie Förster (Tinka Fürst, im „Tatort: Spur des Blutes“) in den letzten beiden Jahren geschah.

Ein bisschen mehr Screen Time hätten die Kurpfälzer Originale trotz einiger philosophischer "Oneliner“, die sie im Hinblick auf ihre nahende Existenz als Rentnerin und Rentner zum Besten geben, schon verdient gehabt. (tsch)