Abo

So war der Wilde Westen wirklichKevin Costner macht sein Lebensthema zur Doku

Nach seinen Filmen und Serien beleuchtet Hollywoodstar Kevin Costner die Geschichte des Wilden Westens nun auch in der Doku-Serie „Kevin Costner's The West“. (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

Nach seinen Filmen und Serien beleuchtet Hollywoodstar Kevin Costner die Geschichte des Wilden Westens nun auch in der Doku-Serie „Kevin Costner's The West“. (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

„Der Westen zieht mich an“: Schon früh machte Kevin Costner den Wilden Westen zu seinem Lebensthema. Nach seinen Serien und Filmen blickt der Hollywoodstar nun auch in der achtteiligen Doku „The West“ (History Channel) abseits aller Klischees auf jene Epoche, die „uns als Nation geprägt“ habe.

„Der Westen zieht mich an“, sagt Kevin Costner über sein Lebensthema. (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

„Der Westen zieht mich an“, sagt Kevin Costner über sein Lebensthema. (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

35 Jahre ist es her, dass Kevin Costner mit seinem Western-Epos „Der mit dem Wolf tanzt“ nicht nur Oscars, sondern auch blutrünstige Rothaut-Klischees abräumte. Der Hollywoodstar, der Regie und Hauptrolle übernahm, erzählte von der Eroberung des US-amerikanischen Westens, vom Konflikt der Siedler mit den Native Americans und der Konfrontation des Menschen mit der Natur. Das Thema sollte Costner, der in diesem Jahr 70 Jahre alt wurde, nicht mehr loslassen. Nach seinen fiktiven Ausflügen in den Wilden Westen, von „Yellowstone“ bis „Horizon“, widmet er sich jener Epoche in seiner neuen Serie „Kevin Costner's The West“ nun auch dokumentarisch. In Deutschland zeigt der History Channel die Doku-Reihe in Erstausstrahlung, ab Sonntag, 7. September, um 20.15 Uhr (auch als Stream bei WOW sowie über History Play bei Amazon und YouTube).

Der Wilde Westen „hat uns als Nation geprägt“, erklärt Kevin Costner über diese Epoche im 19. Jahrhundert. (Bild: 2024 Getty Images/Pascal Le Segretain)

Der Wilde Westen „hat uns als Nation geprägt“, erklärt Kevin Costner über diese Epoche im 19. Jahrhundert. (Bild: 2024 Getty Images/Pascal Le Segretain)

In acht einstündigen Episoden blickt Costner auf die spannende und immer wieder neu interpretierte Geschichte des Wilden Westens - und will die zahlreichen damit einhergehenden Klischees überwinden. Auch deshalb ließ man vielfältige Perspektiven einfließen: Wurden Western-Formate jahrzehntelang anhand der Pioniere und Cowboys, und erst spät auch aus Sicht der Native Americans erzählt, erweitert die Dokuserie das realistische Epochenpanorama etwa um weibliche Stimmen und jene von Gegnern der Sklaverei. „Es gibt keine Geschichte ohne Frauen“, betont Kevin Costner im Interview zu seiner neuen Serie.

„Es hat uns als Nation geprägt“

In „The West“ werden die wichtigsten Ereignisse und Persönlichkeiten jener Zeit vorgestellt. (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

In „The West“ werden die wichtigsten Ereignisse und Persönlichkeiten jener Zeit vorgestellt. (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

Anhand detaillierter historischer Recherchen und minutiös inszenierter fiktionaler Szenen erzählt die Serie vom harten Kampf um Macht und Land sowie von den wichtigsten Persönlichkeiten des Wilden Westens. Costner, der das Format koproduzierte, gibt dabei den Moderator und Erzähler. Er hat es zu seinem Lebensthema gemacht, das Publikum abseits aller Stereotype aufzuklären - und dabei auch noch gut zu unterhalten. „Wenn wir von außen schauen, haben wir die Tendenz, Dinge zu romantisieren“, erklärt Costner: „Wenn wir näher hinschauen, sehen wir zwei Dinge: Es war sehr hart - und sie waren Menschen wie du und ich.“

Keine Romantisierung: In aufwendig inszenierten Szenen zeigt „The West“, wie gefährlich es tatsächlich zuging. (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

Keine Romantisierung: In aufwendig inszenierten Szenen zeigt „The West“, wie gefährlich es tatsächlich zuging. (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

Die persönlichen Dramen, die die Menschen auf dem Weg nach Westen durchstanden, beschäftigen den Hollywoodstar am meisten: „Für sie gab es plötzlich ein größeres Versprechen. Sie realisierten aber nicht, wie groß und gefährlich dieses Land war.“ Dies gehört zu den größten Mythen, die Costner mit seiner Doku dekonstruieren will: „Es war nicht einfach. Es war kompliziert. Es war härter, als es sich irgendjemand vorstellen kann“. Und: „Es ist kein Disneyland. Was dort passiert ist, war real. Und es hat uns als Nation geprägt.“

„Es war wilder als wild“

Das Schicksal der Indigenen in Nordamerika beschäftigt Kevin Costner am meisten: „Wenn wir die Geschichte der Native Americans ernst nehmen, sehen wir, das darin das Drama liegt.“ (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

Das Schicksal der Indigenen in Nordamerika beschäftigt Kevin Costner am meisten: „Wenn wir die Geschichte der Native Americans ernst nehmen, sehen wir, das darin das Drama liegt.“ (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

„Man hört den Ausdruck 'Wilder Westen' - und das ist eine Art Klischee. Aber das ist es nicht: Es war wilder als wild, es war gefährlicher als gefährlich“, so Costner. Man könne darüber einen Film machen oder darüber schreiben - „aber man musste da draußen jeden Tag überleben.“ Die Doku-Serie, die Costner gemeinsam mit der Historikerin und Pulitzer-Preisträgerin Doris Kearns Goodwin schuf, illustriert die Machtkämpfe, Träume und Tragödien, die den amerikanischen Westen formten. Statt Western-Idylle zeigt die Serie ein Ringen um Territorium und Einfluss, in dem Entdecker, Siedler, Gesetzlose und Visionäre gleichermaßen ihren Platz suchten - und verteidigten.

Kevin Costner führt persönlich durch die Serie, die er auch produzierte. (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

Kevin Costner führt persönlich durch die Serie, die er auch produzierte. (Bild: Carlos Jaramillo/A+E Global Media)

Sie erzählt von Frauen, die gegen gesellschaftliche Schranken einer durch und durch patriarchalen Welt anritten, von Abolitionisten, die moralische Kämpfe führten, und von Menschen, die im Westen eine zweite Chance witterten. Wie in den meisten seiner Produktionen fokussiert Costner auch auf die unerschütterliche Entschlossenheit der Indigenen, ihr Land zu schützen - als roter Faden, der sich durch die gesamte Erzählung zieht. „Wenn wir die Geschichte der Native Americans ernst nehmen, sehen wir, dass darin das Drama liegt“, betont der Filmemacher im Interview.

„Der Westen zieht mich an“

Mit filmischer Wucht und historischer Akribie verknüpft „The West“ blutige Schlachten und persönliche Schicksale: vom Triumph des Häuptlings Little Turtle über die US-Armee, der neue Offensiven auslöste, bis zum zähen Widerstand von Blackfeet, Comanche und Lakota-Sioux unter ihren berühmten Anführern wie Red Cloud und Crazy Horse. Historisches Material, präzise Reenactments und Expertenstimmen verschmelzen zu einem dichten Mosaik, in dem jede Episode ein eigenes Kapitel dieser widersprüchlichen Epoche aufschlägt. Oft handeln diese Kapitel von Aufbruch, oft aber auch von Verlust und Gewalt.

Und Kevin Costner? „Der Westen zieht mich an“, sagt der Schauspieler, der in der Neo-Western-Serie „Yellowstone“ einen Rancher in der noch immer rauen Gegenwart spielte und sich mit „Horizon“ seinen Traum einer mehrteiligen Western-Saga über die Pionierzeit erfüllte. 2024 legte er den ersten Teil einer vier Filme umfassenden Reihe vor, in die er viel eigenes Geld investiert hat. Der zweite Teil, der ursprünglich im Frühling 2025 in die Kinos kommen sollte, wurde derweil auf unbestimmte Zeit verschoben.

Der History Channel zeigt „Kevin Costner's The West“ im Rahmen eines Themenwochenendes zur Geschichte Nordamerikas: Als deutsche TV-Premieren gezeigt werden auch die von Leonardo DiCaprio produzierte Doku „Sitting Bull“ (Samstag, 6. September, 20.15 Uhr) und die dreiteilige Doku „Der Kampf um Amerika“ über die wichtigsten Schlachten des Bürgerkriegs (Sonntag, 7. September, 21.05 Uhr). (tsch)