Schlagerstar Peggy March hat mit uns über Träume mit 17 und jetzt mit 77, über Wehmut und ihre Liebe zu Köln gesprochen.
Schlager-Legende privatPeggy March verrät, warum sie Köln „so wahnsinnig gern“ hat

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Sängerin und Liedautorin Peggy March (geboren als Margaret Annemarie Battavio) verbreitet gute Laune, wo auch immer sie auftaucht. Das Foto wurde im Juni 2024 aufgenommen.
Der 12. Juni 1965 war ein besonderer Tag für den deutschen Schlager: Vor fast genau 60 Jahren sang die 17-jährige US-Sängerin Peggy March bei den Deutschen-Schlager-Festspielen im Kurhaus Baden-Baden: „Mit 17 hat man noch Träume“.
Der Song lebt bis heute fort mal als Original, mal als Parodie („Mit 70 hat man noch Träume“), gerade ist das gleichnamige Album in den Charts gelandet, und da singt die inzwischen 77-Jährige ihr Lied mit dem Kölner Oli. P (46). Ein Grund für EXPRESS, mal in Florida anzurufen: „Wie war das damals eigentlich, Peggy March?“
Peggy March träumte als Teenie von bestandenen Latein-Prüfungen
Was hätten Sie vor 60 Jahren gesagt, hätte man Ihnen prophezeit, Sie würden noch mit 77 „Mit 17 hat man noch Träume“ singen?
Peggy March: Ich glaube, ich hätte laut gelacht. Vielleicht hätte ich auch betont, dass ich das gern machen würde, mir aber überhaupt nicht vorstellen könne. Wer denkt schon als Teenager mit 17 Jahren an die Zeit mit 77? Ich nicht.
Wie wurde der Song zuerst vom Publikum aufgenommen?
Peggy March: Das war sehr unspektakulär. Ich habe gesungen, die Zuschauer haben geklatscht, ich dachte, dass er gut anzukommen scheint, und dass ich es weitersingen sollte. Aber Euphorie war da nicht im Spiel. Immerhin erschien er dann noch in acht Sprachen, vier davon habe ich selbst gesungen. Ich ging damit auf Tournee in Japan, Italien und Frankreich. Erst viel später hat mich das Lied selbst berührt als meine Tochter 17 wurde, habe ich erst gemerkt, wie viel Weisheit im Lied steckt.
Wissen Sie noch, welche Träume Sie mit 17 gehabt haben?
Peggy March: Ich glaube nicht, dass ich damals große Träume hatte –sie waren ganz normal. Ich träumte davon, die Latein-Prüfung zu bestehen, dass ich immer weiter singen darf, dass mein Freund bei mir bleibt und der Mann meines Lebens wird. Diese Teile meiner Träume sind wahr geworden: Ich bekam einen guten Mann und ein wunderbares Kind.
Wovon träumen Sie heute mit 77?
Peggy March: Jetzt, wo ich das Leben kenne, sind meine Träume vernunfterfüllter, sie haben nichts mehr mit denen einer 17-Jährigen zu tun. Es ist allerdings einer meiner Träume, dass ich noch lange weiterarbeiten kann.
Oli P. – für Peggy March ein „einzigartiger Mensch“
Sie kamen, sangen und siegten – haben Sie die deutschen Texte, die Ihnen ans Herz gelegt wurden, überhaupt verstanden?
Peggy March: Natürlich nicht. Als ich kam, habe ich so gut wie kein Wort Deutsch gesprochen und nichts verstanden. Es ist mir erst später gesagt worden, was ich gesungen habe und um was es ging. Ich kannte nur einige Brocken Touristen-Deutsch, wie zum Beispiel „Was kostet das?“, „Wo geht es hier zum Bahnhof?“ oder auch „Ich liebe dich!“. Mehr nicht. Aber ich habe es doch ziemlich schnell gelernt. Wenn man jung ist, geht viel, und wenn es Spaß macht, geht noch mehr.
Ihr neues Album heißt wie Ihr großer Hit „Mit 17 hat man noch Träume“. Und diesen Song haben Sie in der Neu-Auflage gerade in der großen Giovanni-Zarrella-Show gemeinsam mit dem fast halb so alten Kölner Oli.P gesungen. Kannten Sie ihn vorher?
Peggy March: Aber ja. Oli.P ist mir in den letzten Jahren immer wieder aufgefallen. Immer, wenn ich nach Deutschland kam, hatte er die Garderobe direkt neben mir. Komischer Zufall! Er ist als Künstler und Mensch einzigartig. Er steckt voller Energie und ist immer, wenn ich ihn sehe, happy. Das ist nicht bei jedem so.

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Zwei Generationen, ein Duo: Peggy March und Oli.P in der „Giovanni-Zarrella-Show“ im Februar 2025.
Es gibt noch einen Köln-Bezug. Autor von „Mit 17 hat man noch Träume“ war der Kölner Heinz Korn, von dem wir auch „Ich hab den Vater Rhein in seinem Bett gesehn“ und „Wir sind alle kleine Sünderlein“ kennen. Hatten Sie guten Kontakt?
Peggy March: Heinz war ein großartiger Mensch und hat immer von seiner Stadt Köln geschwärmt. Durch ihn habe ich Köln kennengelernt. Seitdem liebe ich diese Stadt, denn es ist eine sehr schöne Stadt. Ich habe sie wahnsinnig gern – besonders zum Einkaufen.
Peggy March ist ein Künstlername. Wie sind Sie darauf gekommen?
Peggy March: Er wurde mir von der Plattenfirma gegeben, für die der Name Margaret Annemarie Battavio – so hieß ich damals noch – nicht verkaufsfördernd war. Peggy ist die Ableitung des Namens Margaret, der Name meiner Mutter. Weil die Gefahr bestand, dass ich gleich nach der Geburt sterbe, und weil meiner Mutti in dieser Panik so schnell nichts anderes einfiel, hat sie ihren Namen für mich genommen, damit ich schnell getauft werden konnte.
Und Ihr Nachname?
Peggy March: Battavio war der Plattenfirma zu Italienisch. Sie hat deswegen March genommen, das englische Wort für März, meinen Geburtsmonat. Seit meiner Hochzeit mit Arnie Harris, mit dem ich 45 Jahre verheiratet war, steht Peggy March-Harris in meinem Pass.
Wie sind Sie zum Singen gekommen?
Peggy March: Meine Mutti sagte mir, dass ich schon mit zwei Jahren alles nachgesungen hätte – sogar die Werbung im Radio. Eines Tages hat sie mich dann in ihren Frauenclub mitgenommen, da stand ich zum ersten Mal auf einer Bühne. Das gefiel mir so gut, dass ich es mein Leben lang weitermachen wollte. Als ich dann 13 war, bin ich bei der Hochzeit einer Cousine entdeckt worden, bekam einen Plattenvertrag bei RCA.
Schon kurz danach hatten Sie den Welthit „I Will Follow Him“ …
Peggy March: … meine zweite Platte. Die erste hieß „Little Me“, ein Song aus einem Musical, das in New York lief und an dem die RCA die Rechte hatte. Danach landete „I Will Follow Him“ auf dem Schreibtisch meines Produzenten. Ich habe es im Dezember gesungen, es kam im Januar raus, war im April die Nummer 1.
Es war damals noch eine ganz andere Welt. Was haben Ihre Eltern gesagt, als Sie jung zum internationalen Plattenstar wurden?
Manager von Peggy March brannte mit den Gagen durch
Peggy March: Sie waren erst nicht so begeistert. Mein Vater war erst vollkommen dagegen. Wahrscheinlich wollte er mich schützen, ich war ja erst 13. Doch schließlich hatte er meinem damaligen Manager vertraut, und plötzlich hatte ich einen Vertrag mit der RCA, was gar nicht legal war, denn ich war nicht volljährig.
Mit dem Manager hatten Sie allerdings Pech …
Peggy March: Ja, zum Schluss ist er verschwunden und hatte bis auf 500 Dollar das ganze Geld mitgenommen. Aber ich habe ihn dafür nicht gehasst. Das hätte doch auch nichts gebracht, das war wie Wasser, das unter der Brücke davon fließt. Zum Glück hatte ich noch meine Karriere, meine Platten wurden gekauft, und ich hatte RCA hinter mir.
Wenn Sie sich heute im Netz googeln und als Teenager sehen – was fühlen Sie dann?
Peggy March: Ich sehe ein unschuldiges junges Mädchen und finde es unglaublich, dass das schon so lange her ist. Wie jung ich damals war! Es ist schon ein Wunder, dass ich es so lange machen konnte. Manchmal werde ich etwas wehmütig. Dann denke ich über mein Leben nach, denke an meinen Mann, der mir so fehlt. An schöne Dinge, die nie wiederkommen. Und freue mich über meine Tochter, die längst ihr eigenes Leben führt, aber wir haben großartigen Kontakt. Und über viele Freundinnen und Freunde, die mir erhalten geblieben sind.

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Schlager-Lieblinge 1975: Rex Gildo (links), Peggy March und Chris Roberts.
Sie haben von 1969 bis 1981 in München gelebt. Warum sind Sie zurück in die USA gegangen?
Peggy March: Beruflich war es die Neue Deutsche Welle, die dafür sorgte, dass Schlager nicht mehr so gefragt war. Außerdem fanden wir die amerikanischen Schulen für unsere Tochter besser. Und mein Mann und ich hatten Probleme: Ich litt unter meinen Allergien, mein Mann konnte den Föhn nicht mehr ertragen.
Letzte Frage: Wollen Sie noch mit 80 auf der Bühne stehen?
Peggy March: Da bin ich mir nicht sicher. Ich habe noch sehr viel Spaß auf der Bühne, meine Stimme ist noch sehr gut. Im Moment möchte ich noch nicht ans Aufhören denken. Aber entscheiden möchte ich es selbst. Nicht dass man es mir von außen sagen muss. Was mir etwas schwerer fällt, sind langen Reisen, Flüge, Im-Auto-Sitzen. Das ist sehr anstrengend. Wir schauen mal. Ich rufe EXPRESS an, wenn es soweit ist (lacht).
Peggy March schrieb Welthit für Pia Zadora und Jermaine Jackson
Peggy March (geboren am 8. März 1948 in Lansdale, Montgomery County, Pennsylvania als Margaret Annemarie Battavio) wurde 1963 als „Little Peggy March“ mit „I Will Follow Him“ weltberühmt (Nr. 1 in der US-Hitparade). 1965 siegte sie bei den Deutschen Schlager-Festspielen mit „Mit 17 hat man noch Träume“. Musik und Text stammten vom Kölner Heinz Korn (1923–1993). Zu ihren deutschen Hits zählen „In der Carnaby Street“, „Canale Grande Number One“, „Einmal verliebt – immer verliebt“, „Hey, Romeo und Julia“, „Memories of Heidelberg“, „Der Schuster macht schöne Schuhe“ und „Die Maschen der Männer“.
1984 hatte sie als Autorin großen Erfolg mit „When The Rain Begins To Fall“ (gesungen von Pia Zadora und Jermaine Jackson). 1968 heiratete sie Arnold „Arnie“ Harris, der 2013 an Lymphdrüsenkrebs starb. Die beiden lebten von 1969 bis 1981 in München, wo 1974 ihre gemeinsame Tochter Sande-Ann „Sandy“ zur Welt kam.