Die Amigos-Brüder stoßen sogar die Beatles vom Thron und versprechen ihren Fans: „Wir hören niemals auf!“ EXPRESS.de hat mit Bernd Ulrich gesprochen.
„Nicht ganz billig“Bescheidene Amigos gönnen sich einen Luxus

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Ausgefallene Hemden sind ihr Markenzeichen: Die Amigos-Brüder Bernd und Karl-Heinz stehen seit 55 Jahren auf der Bühne, feierten aber erst 2006 ihren Durchbruch.
Ihr neues Album „Lebe jetzt“ schoss im Juli 2025 sofort auf Platz 1 der deutschen Charts. Wieder einmal! „17-mal in Folge auf Platz 1 in so kurzer Zeit, das ist phänomenal, das hat noch keiner geschafft“, freut sich Bernd Ulrich (72).
Und es wird sicher nicht der letzte Chart-Sturm sein, wie die Amigos ihren Fans im neuen Hit versichern: „Wir machen es wie die Rolling Stones, wir hören niemals auf.“ Dabei sah es im vergangenen Jahr noch ganz anders aus ...
Amigos: Schlager-Karriere wie aus dem Märchen
Ihre Fans nennen die Amigos Karl-Heinz (74) und Bernd Ulrich (72) „Könige des Discofox“, ihre Kritiker „Schlagerfuzzis“. Doch keine Band hat es geschafft, so viele Nummer-1-Alben in den deutschen Charts zu platzieren. Sogar die Beatles (elf Alben) haben sie längst hinter sich gelassen, Peter Maffay (21-mal) müssen sie noch schlagen, aber der brauchte dafür Jahrzehnte.
Und die Karriere der Amigos, die seit 55 Jahren auf der Bühne stehen, nahm erst 2006, als sie in Achim Menzels Hitparade „Musikantenkaiser“ wurden, so richtig Fahrt auf.
Ein Schlagermärchen, das man erfinden müsste, wenn es nicht wahr wäre. Plötzlich rissen sich alle Plattenfirmen, die vorher jahrzehntelang abgewunken hatten, um den Brummifahrer (Karl-Heinz) und den Bierbrauer (Bernd) aus dem hessischen Hungen. Um zwei Brüder, die einfach ihr Ding machen und sich nach wie vor nicht reinreden lassen. Kostproben gefällig?
- Bühnenoutfits: „Die bestelle ich seit Jahren bei einem Schneider, den ich in Teneriffa kennengelernt habe“, sagt Bernd Ulrich im Gespräch mit EXPRESS.de. „Die Hemden sind total knitterfrei. Feine japanisch Seide, nicht ganz billig.“
- Songtexte: Klar, singen sie über die Liebe („Ich geh für dich durchs Feuer“), aber als Botschafter des Weißen Rings eben auch über Kindesmissbrauch oder häusliche Gewalt. „Nach unseren Konzerten kommen viele zu uns und schütten ihr Herz aus. Das ist uns wichtig, auch wenn manche Kollegen meinen, solche Songs hätten im Schlager nichts zu suchen.“
- Geld: Auch wenn die Hessen nicht über ihren Reichtum sprechen, kann man sich an zehn Fingern ausrechnen: Mit über fünf Millionen verkauften Tonträgern und ausverkauften Hallen gehören sie zu den erfolgreichsten Bands Deutschlands. Doch Statussymbole sucht man bei ihnen vergebens. „Wir brauchen kein Boot auf dem Gardasee oder ein Haus auf den Malediven“, schmunzelt Ulrich. „Wir fühlen uns zu Hause wohl. Einmal im Jahr urlaube ich mit meiner Frau auf Teneriffa, mein Bruder in Österreich, das reicht uns.“ Kein Wunder, dass das Heimatstädtchen sie jüngst zu Ehrenbürgern ernannte.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Im vergangenen Jahr starb Doris, die Frau von Karl-Heinz, an Krebs. Er fiel in ein tiefes Loch, dachte ans Aufhören. „Die beiden waren 45 Jahre lang verheiratet, untrennbar, die Doris hat alles für ihn gemacht. Fast 20 Jahre waren unsere Frauen mit uns auf Tour“, erzählt Bernd Ulrich. „Das war ein Schlag. Nach dem Tod von Doris hat Karl-Heinz alles infrage gestellt.“
Irgendwann habe sein Bruder sich jedoch gesagt: „Was soll ich hier allein im Haus? Überall, wo ich hingehe, sehe ich sie. Morgens sitze ich am Schreibtisch und warte, bis der Tag umgeht. Doris hat die Musik genauso geliebt wie ich. Lass uns weitermachen.“ Statt 180 gibt nun nur noch 70, 80 Auftritte im Jahr, die Amigos treten live kürzer. „Aber die Musik ist unser Leben.“