Die Faulen sind's nichtMaite Kelly ganz privat: „Von solchen Typen halte ich mich fern“

Sängerin Maite Kelly schreibt seit ihrer Kindheit gern. "Püttchen" ist ein riesiger Erfolg.

Dass sie gut bei Stimme ist, weiß jeder. Dass Maite Kelly sich aber auch einen Namen als Kinderbuchautorin gemacht hat, ist vielen unbekannt.

Maite Kelly (43): eine Frau mit vielen Talenten und einnehmendem Wesen. Mit EXPRESS.de hat sie über Ehrlichkeit, ihren Glauben und ihr ganz normales Leben in Köln gesprochen.

von Andrea Kahlmeier (ak)

„Das ist doch...? Klar, Maite Kelly!“ Ja, es kann passieren, wenn man morgens in Köln in einer stinknormalen Bäckerei seine Brötchen holt, dass die bekannte Schlagersängerin an einem Tisch sitzt und die Menschen beobachtet. Das sei ihre Art zu entspannen, verrät sie im Gespräch mit EXPRESS.de.

Ruhe tut manchmal Not, denn jetzt geht es ab: Vor ihrem Tourstart am 9. November in Köln veröffentlicht sie noch ihr neues Kinderbuch, das Abenteuer von „Püttchen und Sternelinchen“. So herzerwärmend wie der Superstar, der über himmlische Wesen schreibt, aber mit beiden Füßen auf der Erde geblieben ist.

Maite Kelly: Duette mit Roland Kaiser und gefeierte Buchautorin

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Maite Kelly: Stimmt, das ist in der Branche ein Trend geworden, da holt man sich dann einen Ghostwriter und wirbt mit dem bekannten Namen. Aber wenn man vom Fach ist, merkt man sofort, ob das mit der Sprache passt. Ich schreibe seit meinem achten Lebensjahr und entwickele meine Figuren selbst, habe wie mein Onkel Jack die perfekte Bildlichkeit zu den Dialogen vor Augen, die ich dann zusammen mit meiner Schreibpartnerin entwickele. Wie es auch in der Musik so üblich ist.

Dass Sie auch schreiben, wissen dennoch die wenigsten, außer vielleicht junge Eltern ...

Maite Kelly: Na ja, die „Hummel Bummel“-Reihe mit 25 Büchern hat mittlerweile eine Auflage von 1,4 Millionen (lacht). Kennen wohl doch schon einige. Auch mit dem Engel „Püttchen“ möchte ich die Leser mit auf eine große, lange Reise nehmen. Putten sind die Punks des Himmels, heißt es. Mit „Püttchens“ lockerer, frecher Art möchte ich ein bisschen mit den Klischees des Christentums brechen.

Helene Fischer, Florian Silbereisen und Co.

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Sind Sie gläubig?

Maite Kelly: Typisch irisch, katholisch und getauft, aber ich komme ja aus einer Hippie-Familie, habe eigentlich erst durch eine persönliche Gotteserfahrung mit 18 Jahren zum Glauben gefunden und bin ein aktives Mitglied der Kirche. Ich habe aber auch viele arabische und jüdische Freunde, deshalb ist mein Kinderbuch auch nicht an einer Religion festzumachen. Es geht um die Menschlichkeit im Allgemeinen. Um Freundschaft und Liebe. Wenn es um die Liebe geht, dann sind die einfachen Worte das Heldenhafteste, da will ich keinen halbstündigen Monolog von Richard David Precht hören. Auch wenn ich ihn als Philosophen sehr schätze.

Maite Kelly: „Meine engsten Freunde sind alle Männer“

Finden Sie überhaupt noch die Zeit, Freundschaften zu pflegen?

Maite Kelly: Ja, ich würde mal sagen, dass ich schon seit mehr als 25 Jahren vier richtig tiefe Freunde habe, aber gerade in der Corona-Zeit haben sich mit Musikern und Schriftstellern noch einige hinzugesellt, weil wir uns gemeinsam stark gemacht haben.

Investieren Frauen mehr Zeit in Freundschaften als Männer?

Maite Kelly: Nein, das würde ich nicht sagen. Ich mag solche Frau-Mann-Pauschalierungen auch nicht. Meine engsten Freunde sind vor allem Männer.

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Denken und träumen Sie eigentlich auf Deutsch oder Englisch?

Maite Kelly: Seit ich weiß, dass meine Mutter deutsche Vorfahren hatte (Uhrmacher, protestantische Theologen und Schriftsteller) verstehe ich, warum die deutsche Sprache immer mein Favorit war. Klar, könnte ich auf Englisch schreiben, aber die Sprache ist bei weitem nicht so tief. Das darf ich als Halb-Amerikanerin wohl sagen. Die deutsche Sprache ist wie eine Göttin, sie bestraft dich, wenn du sie nicht richtig anwendest, sie ist anspruchsvoll, kann dich aber auch in ihrer Bildlichkeit belohnen.

Sie sind eine der erfolgreichsten Sängerinnen Deutschlands, alleinerziehend, gehen auf Tournee, schreiben. Wie packen Sie das alles unter einen Hut?

Maite Kelly: Alles entsteht aus der Kraft der Muße, ich beginne jeden Tag mit einer Meditation. Ich rede nicht viel und lasse in meinem Leben alles Belanglose – wie Lästern über andere Leute – weg. Und man darf ja nicht vergessen, ich stamme aus einer Familie, die immer auf der Bühne stand. Ich kenne es nicht anders. Als ich zehn Tage alt war, hielt meine Mutter mich in einer Fernsehshow im Arm. Zu meinem Alltag gehört auch Disziplin. Drei Tage schreibe ich, dann gibt es einen Regenerationstag, wo ich etwas mit den Händen machen muss, zum Beispiel Kostüme für die Shows nähe. Ich liebe es jedoch auch, einfach in ganz normalen Cafés zu sitzen, wo der Müllmann sein Brötchen holt, und die Menschen zu beobachten. Ich bin ein Kind der Straße und das lebt immer noch in mir. Als Handwerkerin mag ich ehrliche Menschen. Und liebe das Kleine, zum Beispiel wenn der Blumenhändler dir eine Rose schenkt und zuzwinkert.

Welchem Typ Mensch gehen Sie privat lieber ganz aus dem Weg?

Maite Kelly: Faule Menschen stören mich nicht. Gehässige Menschen sind hässlich, Menschen, die andere schlechtmachen. Ich halte mich von solchen Menschen fern.

Mit jedem Duett-Partner wird Ihnen ein Verhältnis angedichtet, zum Beispiel mit Roland Kaiser. Verletzt Sie das eigentlich noch?

Maite Kelly: Natürlich. Ich bin eine alleinerziehende Frau und habe es geschafft, zu dem einen Prozent der Sängerinnen zu gehören, die mit Musik erfolgreich ist. Diese Verleumdungen sind verstörend und verzerren das Bild von mir und das macht meine Arbeit nicht leichter. Zum Glück habe ich einen guten Anwalt, der für mich kämpft, denn es ist einfach nicht wahr, was da behauptet wird.

Sängerin Maite Kelly und der deutsche Schlagersänger Roland Kaiser stehen während der Fernsehshow „Der große Schlagerabschied“ gemeinsam auf der Bühne (undatiert).

Maite Kelly im Duett mit Roland Kaiser (hier auf einem undatierten Foto). Den beiden Schlagerstars wird immer wieder ein Verhältnis angedichtet.

Die Kellys stehen für Musik. Schlagen Ihre drei Kinder in dieselbe Kerbe, zieht es sie auf die Bühne?

Maite Kelly: Wenn meine Tochter heimlich in ihrem Zimmer singt, schleiche ich mich schon mal an die Tür und lausche (lacht). Die Kleine turnt und hatte gerade eine Zirkusaufführung. Aber alles soll spielerisch bleiben, das Einzige, was ich ihnen mitgeben kann, ist meine bedingungslose Liebe, damit jeder seinen eigenen Weg finden kann.

Anders also, als es in Ihrer Kindheit war?

Maite Kelly: Das würde ich so nicht sagen. Ich hatte eine Kindheit voller Poesie. Als meine Mutter tot war, war das sehr hart. Da mussten wir zusammenhalten und auftreten, um Geld zu verdienen. Ich erinnere mich auch heute noch gern an die Spielfreudigkeit, die unsere Familie und meine Kindheit auszeichnete.

Maite Barby, Joey, Angelo, Vater Dan, Kathy, John und Paddy Kelly 1998 auf Schloss Gymnich im Erftkreis.

Ständchen auf einem der Balkone von Schloss Gymnich: Die Kelly Family gibt sich 1998 die Ehre – von links nach rechts sind das die Familienmitglieder Maite, Barby, Joey, Angelo, Vater Dan, Kathy, John und Paddy Kelly. 

Maite Kelly: Poetin, Sängerin, Kinderbuchautorin

Maite Kelly wurde 1979 in Berlin als elftes von zwölf Kindern geboren und wuchs als Mitglied der berühmten Kelly Family auf. Ihren ersten Song schrieb sie mit acht Jahren. 1981 erlag Mutter Barbara-Ann einem Krebsleiden und die Familie tourte für mehrere Jahre durch Europa und die USA. Erst Anfang der 1990er Jahre wurde sie sesshaft und lebte zuerst auf einem Hausboot in Köln, anschließend (bis zum Tod des Vaters Dan Kelly) auf Schloss Gymnich.

Schreiben war immer Maites Berufung, sie gewann mit 20 Jahren sogar einen Kurzgeschichten-Wettbewerb. 2007 startete sie ihre Solokarriere als Sängerin. Als Mutter von drei Kindern zählt sie heute zu den erfolgreichsten Sängerinnen und Autorinnen der deutschen Musikszene und Kinderliteratur. Am 9. November 2023 startete Maite Kelly ihre Tour in der Lanxess-Arena in Köln.