„Alleinige Kontrolle“Großer deutscher TV-Sender fällt wohl in die Hände von Skandal-Geschäftsmann Berlusconi

Ein junger Mann sitzt mit einer Fernbedienung vor einem Fernseher.

Ein großer deutsche TV-Sender steht wohl vor einer überraschenden Übernahme. Das Symbolbild stammt vom 2. April 2020.

Einem großen deutschen TV-Sender droht eine überraschende Übernahme durch den italienischen Skandal-Geschäftsmann und Politiker Silvio Berlusconi.

Es wäre der größte TV-Hammer des Jahres: Die Medienholding der Familie Berlusconi (MFE) hat in dieser Woche völlig überraschend die Machtübernahme bei einem großen deutschen TV-Sender bei diversen Wettbewerbsbehörden angemeldet.

Dabei handelt es sich um niemand Geringeres als den TV-Riesen ProSiebenSat1! Während die deutsche Wettbewerbsbehörde diese Meldung offenbar noch unter Verschluss und geheim hält, hat die österreichische Bundeswettbehörde am Samstag (17. Dezember 2022) bestätigt, dass ein solcher Antrag eingegangen ist.

Berlusconi vor Übernahme: Fusions-Antrag für ProSiebenSat1 ist da

Laut Österreichischer Bundeswettbewerbsbehörde hat die „MFE - Media For Europe NV“ aus den Niederlanden, wo die Berlusconi Holding ihren Europa-Sitz hat, den „Erwerb der faktisch alleinigen Kontrolle an der ProSiebenSat1 Media DE Deutschland“ bereits am 13. Dezember angemeldet.

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Die Österreichische Bundeswettbewerbsbehörde, die für den Zusammenschluss ebenfalls zuständig ist, weil die ProSiebenSat1-Gruppe in Österreich mehrere Privatsender betreibt, fordert betroffene Unternehmen auf, bis zum 10. Januar 2023 ihre Stellungnahmen abzugeben.

Machtübernahme durch Berlusconi bei ProSiebenSat1-Gruppe

Die Übernahme von ProSiebenSat 1 durch die Berlusconi-Gruppe wird bereits seit einiger Zeit diskutiert: Noch vor wenigen Wochen hatte Bayerns Ministerpräsident Söder erklärt, diese „Machtübernahme“ durch Berlusconi bei Deutschlands größter privater TV-Sendergruppe wäre „eine Katastrophe für den Medienstandort Deutschland“ und müsste „unter allen Umständen und mit allen rechtlichen und gesetzlichen Mitteln verhindert“ werden.

Die Berlusconi-Gruppe selbst hatte noch bis vor wenigen Tagen betont, eine Machtübernahme bei ProSiebenSat 1 sei nicht geplant und „komme vorerst nicht infrage“. Nun hat Berlusconi offenbar geheim über Treuhänder mehr als 50 Prozent gesammelt.

Bisher hielt Berlusconi knapp 30 Prozent an der ProSiebenSat 1-Gruppe, zu der neben einem Dutzend TV-Sendern wie Pro7, Sat1, Kabel1 und unzähligen Ablegern davon auch das Streaming-Portal Zappn sowie zahllose Online-Beteiligungen gehören.

Zuletzt verstärkten sich Gerüchte, die Berlusconi-Gruppe, die mit der Führung von ProSiebenSat1 extrem unzufrieden ist, würde über Treuhänder weitere Aktien zukaufen, um einen europäischen Fernseh-Verbund vorzubereiten.

Dass Berlusconis „Media For Europe“ so schnell die „faktische alleinige Kontrolle“ an der ProSieben Sat1-Gruppe erreichen würde, hatten aber selbst Medien-Insider nicht erwartet. (dpa/mn)