Es geht um eine Definition„Prince Charming“-Sieger streitet sich mit Duden

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Prince Charming Nicolas Puschmann (r.) und sein Auserwählter Lars Tönsfeuerborn 

von Simon Küpper (sku)

Köln – „Ich bin schwul und das ist auch gut so!“ Beinahe 19 Jahre ist es her, dass Klaus Wowereit mit diesem Satz Geschichte schrieb. Als erster aktiver Politiker outete er sich als homosexuell – und das auf dem SPD-Parteitag, der ihn zum Berliner Bürgermeister-Kandidat wählen sollte.

Wowereit wurde nicht nur Kandidat, sondern war anschließend auch 13 Jahre lang regierender Bürgermeister der Hauptstadt. 

Seit diesem Tag im Jahr 2001 hat sich viel getan: Die gleichgeschlechtliche Ehe ist offiziell anerkannt, homosexuelle Paare in der Gesellschaft angekommen. Das sollte man jedenfalls meinen. So wirklich stimmt das jedoch nicht. Und mit „schwul“ assoziieren wohl nur wenige „gut so“.

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Ganz deutlich zeigt das ein Blick in den Duden. Denn hier heißt es unter Punkt drei der Bedeutung: „in Verdruss, Ärger, Ablehnung hervorrufender Weise schlecht, unattraktiv, uninteressant“. Als Beispiel für den Gebrauch in der Jugendsprache wird hier Folgendes angegeben: „die Klassenfahrt war voll schwul“.

Drei Männer konnten das gar nicht glauben – und setzten sich für eine Änderung ein:

  • Michael Overdick (27)
  • Mirko Plengemeyer (30)
  • Lars Tönsfeuerborn (29)

Sie sprechen in ihrem Podcast „Schwanz & ehrlich“ (pto-media) regelmäßig über schwulen Sex. 

Ihre spontane Reaktion auf den Duden-Eintrag: Sie riefen den Hashtag #dudenistschwul ins Leben – und der zog sogleich Kreise. So weit, dass die Macher des Wörterbuchs jetzt sogar eine Änderung vornahmen. 

Den „besonderen Hinweis“: „Die Ausdrücke schwul und Schwuler waren lange lediglich abwertende Bezeichnungen für männliche Homosexuelle. Inzwischen werden sie aber von Homosexuellen häufig als Eigenbezeichnungen verwendet, haben dadurch ihren abwertenden Charakter in vielen Kontexten verloren und setzen sich immer stärker auch im öffentlichen Sprachgebrauch durch.“

Eine kleine Änderung – mit hoffentlich großer Wirkung. „Wir sind zufrieden damit, weil es wieder ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist. Die Schritte sind klein, aber wir haben wieder etwas erreicht. Das ist das Wichtigste. Man muss immer dranbleiben“, erklärt Podcaster Tönsfeuerborn.

„Prince Charming“-Sieger kämpft für Duden-Änderung

Denn eines ist dem Trio – und vielen anderen – besonders wichtig: Dass „schwul“ den negativen Anstrich verliert. Das wünscht sich Lars auch für die Zukunft: „Dass in der Gesellschaft das Wort 'schwul' das Negative verliert. Und, dass es auf den Schulhöfen nicht mehr das meistgebrauchte Schimpfwort ist.“

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Die Podcaster von „Schwanz & ehrlich“ (v.l.): Michael Overdick, Mirko Plengemeyer und Lars Tönsfeuerborn

Zu einer positiven Entwicklung hat er selbst auch schon vorher beigetragen. Lars war Kandidat in Deutschlands erster schwuler Dating-Show „Prince Charming“. Am Ende gewann er das Herz von Nicolas Poschmann (28) – und im Gegensatz zu vielen Pärchen der Hetero-Versionen sind die beiden noch ein Paar. „Wir sind gerade dabei, zusammen zu ziehen“, verrät Lars gegenüber EXPRESS. 

Allerdings wird Niclas in der Düsseldorfer Wohnung auch mal alleine sein – Lars geht demnächst mit seinem Podcast auf Live-Tour durch Deutschland.

Prince Charming: Neue Staffel auf Vox

Die zweite Staffel der Show „Prince Charming“ wird übrigens nicht mehr nur im Netz (TV Now), sondern auch im Free-TV (Vox) laufen. Auch die erste Staffel soll dort wiederholt werden.

Absichtliche Irreführung! Mieses Finale bei „Prince Charming” (hier lesen Sie mehr)

Lars freudig: „Das trägt weiterhin dazu bei, Aufklärung zu betreiben. Ich habe viele Nachrichten bekommen, etwa eine einer älteren Christin, die schrieb, dass sie durch uns ganz andere Ansichten bekommen habe. Man merkt: Das Ganze bewirkt etwas.“