Boom der 80er JahreKult-Moderator Peter Illmann erklärt den Hype: „Menschen sehnen sich“

Moderator Peter Illmann bei der Gala der Goldenen Sonne im GOP Variete Theater.

Moderator Peter Illmann (hier am 2. Juli 2022) ist wegen des 80er-Revivals wieder schwer gefragt.

Die Musik der 80er Jahre erlebt ein erfolgreiches Revival. Kult-Moderator Peter Illmann ist wieder schwer gefragt, beim Radiosender „80s80s“, auf Lesereisen und bei Festivals.

von Marcel Schwamborn (msw)

Die 80er sind in aller Munde. Das Jahrzehnt der Playboys, Popper und Punks und der unverhofften Wiedervereinigung feiert ein großes Revival. Peter Illmann (63) prägte als Moderator der Sendungen „P.I.T.“, „Peters Pop Show“ und vor allem „Formel Eins“, die 2023 ihr 40-Jähriges feiert, eine ganze Generation.

Zwischenzeitlich wurde es etwas ruhiger um den gebürtigen Dortmunder. Doch jetzt ist auch der Kult-Moderator wieder voll im Geschäft. Beim privaten Hörfunksender „80s80s“ heißt es seit Juni 2021 morgens von 5 bis 10 Uhr „P.I.M. – Peter Illmann Morgen“. Mit seinem Buch „Kult war nicht geplant“ ist er auf Lesereise.

Peter Illmann feiert erfolgreiches Comeback beim Sender 80s80s

Am Montag (31. Oktober 2022) präsentiert er ab 20 Uhr zudem fünf Top-Stars beim Festival „Ab in die 80er“ in der Dortmunder Westfalenhalle. EXPRESS.de sprach mit ihm.

Warum sind die 80er plötzlich wieder so gefragt? Peter Illmann: Das ist die spannende Frage, warum jüngere und ältere gleichermaßen derzeit die 80er so gut finden, fast schon glorifizieren. Ich glaube, wir haben damals von rosigen Zeiten geträumt und die kamen dann zum Teil auch. Wir dachten, es geht immer noch weiter und besser. Heute haben wir dieses Gefühl nicht mehr und sehnen sich nach diesen rosigen Zeiten, blenden dabei die schlechten Dinge, die damals ja auch passiert sind, aus.

Also bedient diese Zeitreise eine Sehnsucht? Peter Illmann: In der heutigen Zeit, mit den ganzen Problemen – Pandemie, Krieg, Inflation - brauchen viele Menschen einen Abschalt-Moment. Das bietet diese Musik, das bildet dieses Jahrzehnt, wo alles klarer definiert war und das Leben vermeintlich einfacher war. Die Globalisierung war noch nicht so fortgeschritten. Es gab noch kein Internet und das Leben war deshalb nicht so gehetzt wie heute.

Denken Sie aufgrund des Revivals also noch nicht an die Rente? Peter Illmann: Ich bin sehr froh um dieses Phänomen. In meinem Leben ging es sehr schnell nach oben, dann aber auch zwischenzeitlich wieder etwas nach unten. Derzeit ist wieder sehr viel los. Meine Arbeit bei „80s80s“ ist schon sehr umfangreich. Neben der Morgen-Show haben wir einen sehr hochwertigen Podcast über die Neue Deutsche Welle produziert. Das ist inhaltlich, redaktionell fast wie ein Arte-Beitrag aufbereitet. Darauf bin ich schon sehr stolz. Zudem kümmere ich mich für den Kanal „80s80s Neo“ um die neue 80er-Musik. Der ist auf meinen Wunsch hin entstanden, und dafür suche ich die Songs aus.

Der Musiker Dr. Alban (l) und der Moderator Peter Illmann posieren anlässlich der Präsentation der Show-Reihe „Formel Eins“ von RTL Nitro.

Der Musiker Dr. Alban (l.) und der Moderator Peter Illmann bei „Formel Eins“ am 11. August 2015.

Das Konzept scheint aufzugehen. Peter Illmann: Der Sender macht das gut, dass er nicht als Nostalgie-Produkt rüberkommt, sondern sehr aktuell wirkt. Wir haben viele Zuhörende, die Mitte 20 sind. Ich wäre in dem Alter nie auf die Idee gekommen, mir Musik aus den 50er-Jahren anzuhören. Aber die 80er-Musik funktioniert generationenübergreifend. Das sollten sich die Fernsehmacher mal anschauen, denn im TV gibt es zu wenig von dieser Musik. Dabei sind die Bands immer noch da und aktiv.

Sehen Sie auch Klänge in der aktuellen Musik, die an die 80er erinnern? Peter Illmann: The Weeknd oder Purple Disco Machine sind aktuell in den Charts, haben aber den Stil der 80er beibehalten oder sogar neu erfunden. Songs im 80er-Stil sind sehr gefällig, was den Refrain angeht. Ich würde nie sagen, dass die heutige Musik schlechter ist. Aber die Personality der Stars von damals – ob Michael Jackson, Prince, David Bowie, Depeche Mode oder auch Kate Bush – das ist ein anderes Kaliber. Madonna macht weiterhin mehr Schlagzeilen als Rihanna.

Können Sie denn mit anderen aktuellen Bands etwas anfangen? Peter Illmann: Ich lebe nicht nur in den 80ern und höre bis auf deutschen Rap alles. Bei Capital Bra & Co. sind meine Grenzen. Da hört’s für mich auf, das ist nicht meine Welt, damit kann ich nichts anfangen. Aber „Rain in Ibiza“ von Felix Jaehn ist aktuell einer meiner Lieblingssongs, auch wenn der textlich eher dürftig ist.

Peter Illmann moderiert 80er-Festival in Dortmund mit vielen Stars

Das 80er-Festival in Dortmund ist für Sie auch eine Rückkehr … Peter Illmann: Ja, in der Westfalenhalle haben wir mit „Peters Pop Show“ enorme Erfolge gefeiert, mit Einschaltquoten von 400 Millionen Menschen weltweit. Damals kamen die Topstars der Welt wie Janet Jackson oder Whitney Houston nach Dortmund. So etwas ist heute nicht mehr denkbar, höchstens noch im Schlagersektor. Florian Silbereisen schafft das, was wir damals gemacht haben, mit deutlich größeren technischen Möglichkeiten heute auch. Aber das ist nur bedingt meine Musik.

Auf welche Acts freuen Sie sich am Montag besonders? Peter Illmann: Ich finde, das ist ein toller Mix. OMD haben zahlreiche Hits vorzuweisen. Sandra ist sehr professionell und liefert eine großartige Show mit ihren Erfolgen. Midge Ure ist ein Vollblut-Musiker und hat solch eine Bandbreite, der könnte drei Stunden spielen. Dazu die beiden Stimmen von Propaganda, die nach wie vor so gut klingen, wie damals auf Platte. Das wird eine Halloween-Party mit guter statt schauriger Musik.