Oscars 2023Den krassesten Moment des Abends haben die Kameras gar nicht gezeigt

Er sorgte für einen der emotionalsten Höhepunkte des Oscar-Abends: Schauspieler Ke Huy Quan feierte nicht nur ein filmisches Comeback nach fast vier Jahrzehnten, er holte sogar einen Oscar. Im Anschluss an seine Gänsehaut-Rede kam es zu einem krassen Moment auf der Bühne – die US-Kameras aber haben den völlig verpasst.

von Martin Gätke (mg)

Fast vier Jahrzehnte ist es her, als ein junger und quirliger Ke Huy Quan (heute 51) an der Seite von Harrison Ford (80) Kinogeschichte schrieb: „Shorty“ (eigentlich heißt er „Short Round“) wurde für viele Fans zum Kult, als ein damals 13-jähriger Ke Huy Quan an der Seite von „Indy“ 1984 in „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ einem unheimlichen Todeskult in Indien auf die Schliche kam.

Ein Jahr später war Ke Huy Quan dann bei „Die Goonies“ zu sehen – dem nächsten Kultfilm aus der Feder von Steven Spielberg.

Oscars 2023: Ke Huy Quan hält emotionalste Rede des Abends

Dann wurde es ruhig um den Mann, dessen Familie aus Vietnam stammt. Fast vier Jahrzehnte lang war er nicht mehr im US-Kino zu sehen, er fand schlicht keine Rolle mehr. Bis jetzt.

Alles zum Thema USA

Mit „Everything Everywhere All at Once“ feierte Ke Huy Quan 2022 ein fulminantes Comeback – und bekam nun sogar den Oscar als „Bester Nebendarsteller“. Eine Auszeichnung, die für einen der emotionalsten Momente des Abends sorgte. 

Hier bei unserer Umfrage zu den Oscars mitmachen:

Im Science-Fiction-Film „Everything Everywhere All at Once“ (der Film sahnte insgesamt sieben Oscars ab) spielt er den Familienvater Waymond Wang, unter anderem an der Seite von Michelle Yeoh und Jamie Lee Curtis, die beide ebenfalls einen Oscar erhielten. Als der vietnamesisch-amerikanische Schauspieler dann auf der Bühne realisierte, was er da eigentlich gerade in den Händen hält, brach er in Tränen aus. Und hielt eine bewegende Rede.

„Meine Mutter ist 84 Jahre alt und sie sitzt zu Hause und schaut zu. Mum, ich habe gerade einen Oscar gewonnen!“, sagte der Schauspieler schluchzend. Sein Weg in die USA habe auf einem Boot begonnen, erklärte er weiter. „Ich habe ein Jahr in einem Flüchtlingslager verbracht – und irgendwie bin ich hier gelandet, auf der größten Bühne Hollywoods.“

Oscars 2023: Den krassesten Moment haben die US-Kameras verpasst

Solche Geschichten würden nur in Filmen passieren, sagte Ke Huy Quan weinend. „Ich kann nicht glauben, dass das mir passiert. Das ist der amerikanische Traum!“, schrie er dem Publikum entgegen. 

Der 51-Jährige beendete seine Rede mit den Worten: „An Träume muss man glauben. Ich hätte meinen beinahe aufgegeben. An alle da draußen: Bitte, haltet eure Träume am Leben!“

Doch den wohl krassesten Moment haben die US-Kameras gar nicht eingefangen: Das emotionale Wiedersehen zwischen „Shorty“ und „Indy“, zwischen Ke Huy Quan und Harrison Ford – nach 38 Jahren.

Als Quan von seinem Sieg erfuhr, konnte er seine Emotionen kaum bändigen, hüpfte auf der Bühne herum wie ein Flummi. Als er die Bühne betrat, sah er dann auch Harrison Ford. Er ging auf ihn zu, Ford freute sich sichtlich für Quan, deutete auf ihn – und anschließend fielen sich beide in die Arme. „Shorty“ gab dem 80-Jährigen sogar noch einen Kuss auf die Wange.

Auf Twitter zogen einige Medien den Vergleich zwischen dem Oscar-Moment und dem Film aus dem Jahr 1984:

Was für ein wunderbarer Moment – den die Fernsehkameras aber leider verpassten.

Oscars 2023: Emotionales Wiedersehen in Twitter-Video

Doch immerhin haben die Fotografinnen und Fotografen im Dolby Theatre diesen einzigartigen Moment festgehalten. Der Moment wurde auch von Ramin Setoodeh, dem Mitherausgeber von „Variety“, auf Twitter geteilt.

Hier den Tweet ansehen:

Gänsehaut pur. „Es war eine der glücklichsten Zeiten meines Lebens“, sagte Quan erst im November 2022 dem britischen „Guardian“ über die Arbeit an „Indiana Jones“, der damals in Sri Lanka, China, Großbritannien und den USA gedreht wurde.

Als Harrison Ford zwischen den Dreharbeiten damals Zeit in einem Hotelpool verbrachte, bemerkte er, dass der junge Quan nicht schwimmen konnte. Er bot ihm an, es ihm beizubringen.

„Und seitdem sind wir uns verbunden, bis heute“, sagte Quan. Und erinnert sich mit Freude an das Set: „Alle waren so freundlich. Es gab nie Geschrei. Es gab immer Gelächter und Frieden.“