„Once Upon a Time in Hollywood”Tarantino-Kino-Kritik: Es war einmal in Langeweile...

Quentin_Tarantino

Quentin Tarantino und seine Ehefrau Daniella Pick bei der Premiere seines neunten Films „Once Upon A Time in Hollywood”.

Köln – Es war einmal… Gähn, schnarch, blabla. Das neue Hollywood-Märchen von Quentin Tarantino ist für echte Fans des Kult-Genies eine herbe Enttäuschung. Sorry, aber isso! Ein Kommentar.

Wer sich nicht die Lust auf den weltweit promoteten Streifen (Start am 15.August, 50 Jahre nach dem Mord an Sharon Tate) verderben lassen will, sollte jetzt besser aussteigen...

Kinostart ist am 15.August 

Worum es geht? Wikipedia beschreibt die 165 Minuten-Handlung in einem Satz: „Im Los Angeles der 1960er Jahre versuchen ein abgehalfterter TV-Westernstar und dessen Stuntdouble in der Filmbranche Fuß zu fassen, während die Morde der Anhänger von Sektenführer Charles Manson die Stadt erschüttern.“ Und das ist eigentlich schon übertrieben. Denn erschüttert wird hier niemand. Weder von irgendwelchen brutalen Morden einer brutalen, sexbesessenen Sekte, noch von den Auftritten der vielfach preisgekrönten Mega-Stars Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Kurt Russell, Al Pacino oder Margot Robbie.

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Tarantino-Fans dürften enttäuscht sein

Wer sich auf einen typischen Tarantino freut, erwartet eigentlich eine düstere, faszinierende Handlung mit zynischem Humor und beispielloser Brutalität. Lange, geschliffene Dialoge, die Gänsehaut machen und den Figuren eine monströse Aura verleihen. Echte Charaktere, die zu Kult-Geschöpfen werden (etwa Vincent Vega/John Travolta) in „Pulp Fiction“.

Doch im neuen Film steckt fast nichts von alldem. Ja, man kann sich zwischendurch sogar langweilen. Weil erschreckend viele Szenen ins Leere laufen, keine Spannung, keine Konflikte, keine Höhepunkte haben. Dialoge? Oft belanglos. Und man fragt sich als Kinogast: Was sollte das jetzt eigentlich?

Auch Playboy-Party zum Gähnen

Beispiele? Bitteschön: Brad Pitt als Stuntman Cliff bekommt von seinem Chef und Kumpel Leo als „Rick Dalton“ den Auftrag, die Antenne auf dem Dach seines Hauses zu reparieren. Also tut er das. Pitt fährt hin. Klettert hoch. Lüpft sein T-Shirt und zeigt seine Muckis. Das war`s!

Margot Robbie als Sharon Tate spaziert durch Hollywood. Die Kamera auf Höhe ihres Minirocks. Sie geht in ein Kino und schaut sich ihren eigenen Film (Komödie „Rollkommando“ mit Dean Martin) an. Lacht über ihre eigenen Szenen, streckt ihre nackten Füße in die Kamera. Das war’s!

Eine Party in der berühmten Playboy-Villa soll das wilde, dekadente Hollywood zeigen. Die Kamera bleibt aber nach wenigen Momenten bei Homeland-Star Damian Lewis hängen, der mit Locken-Perücke Steve McQueen mimt und abseits einer Statistin seinen Frust kundtut, warum er bei Sharon Tate niemals landen wird. Das war`s!

Fans fragen sich: Ist das der gute, alte Tarantino?

Ist das Tarantino-Style? Das neue Meisterwerk des zweifachen Oscar-Gewinners? Das berühmte „Must-See“? Wikipedia schreibt: „Im April 2018 erklärte Tarantino in Las Vegas bei einem Treffen von US-Kinobesitzern, dass dieser Film sich von all seinen Filmen am ehesten seinem Kultfilm Pulp Fiction annähern werde.“ Auch das ist eigentlich kaum zu glauben – und schon fast eine Beleidigung seines eigenen, nunmehr fast 25 Jahre alten Kunstwerks.

Immerhin: Wer Lust auf einen wilden, langen Ritt durch Spaghettiwestern, Hollywood-Nostalgie und Bruce Lee-Szenen hat, für den dürfte dieser Streifen ein Volltreffer sein.