„Pluribus“ ist die neue Serie von Vince Gilligan, Macher von „Breaking Bad“ und „Better Call Saul“. Sie ist ebenso genial und verstiegen. Carol (Rhea Seehorn) muss als übellaunige Schriftstellerin die Welt vor dem globalen Glück retten. In einer SciFi-Dystopie-Komödie.
Neue Serie des „Breaking Bad“-MachersLasst mir meine schlechte Laune!

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Carol (Rhea Seehorn) muss in „Pluribus“ feststellen, dass sich die Welt über Nacht stark verändert hat. Skeptische, ja übellaunige Menschen wie sie werden mit viel Verständnis behandelt, sind aber krasse Außenseiter. Die genial konzipierte Apple-Serie vereinigt Elemente von Sci-Fi, Drama, Comedy und philosophischem Gedankenexperiment. (Bild: Apple TV)

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Was ist hier los? Carol (Rhea Seehorn) versucht, einen Klinikarzt wachzurütteln. Sie erlebt in Folge eins eine Art dystopisches Weltereignis. Von der Pilotfolge sollte man sich jedoch nicht auf die falsche Fährte locken lassen. Die Serie entwickelt sich danach noch in (mehrere) ungeahnte Richtungen. (Bild: Apple TV)

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Carol (Rhea Seehorn) muss mit einer völlig neuen Lebenssituation klarkommen. Dabei war die Schundroman-Autorin vorher schon von ihrem Leben genervt. Der Handlungsort Albuquerque, New Mexico, ist übrigens die einzige Gemeinsamkeit - neben Hauptdarstellerin Rhea Seehorn - zwischen „Pluribus“ und Vince Gilligans Vorläuferserie „Better Call Saul“. (Bild: Apple TV)
Bob Odenkirk, der Saul Goodman aus Vince Gilligans Vorläufer-Serien „Breaking Bad“ und „Better Call Saul“ spielte, ist schon mal begeistert von der neuen Apple-Serie „Pluribus“ (Start am Freitag, 7. November, mit zwei Folgen). Dem US-Magazin „Entertainment Weekly“ sagte der Schauspieler: „Es wird die größte TV-Show seit 'Game of Thrones'. Absolut massive!“ Okay, der Mann ist nicht neutral. Er hat dem Autor, Regisseur und Showrunner Gilligan sozusagen seine Karriere zu verdanken. Außerdem spielt sein „Better Call Saul“-Co-Star Rhea Seehorn in „Pluribus“ die Hauptrolle. Dennoch möchte man Odenkirk nach Ansicht von sieben der neun Folgen von Staffel eins (die zweite ist bereits genehmigt) recht geben: Dieses Serienwerk ist atemberaubend, klug, ungeheuer witzig. Und es regt wie vielleicht sonst nur noch die ebenfalls bei Apple beheimatete Serie „Severence“ zum Nachdenken an.

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Mehr Empathie geht kaum: Ana (Karolina Wydra) ist eine der freundlichen Ansprechpartnerinnen, die Carol in der „neuen Welt“ zur Seite gestellt bekommt. (Bild: Apple TV)

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Ana (Karolina Wydra, zweite von links) erfüllt Carol (Rhea Seehorn) jeden Wunsch und schickt sie auf eine große Reise. (Bild: Apple TV)
Über die Handlung sollte man im Vorfeld nicht allzu viel wissen. Dazu ist die von Apple herausgegebene Liste vermeidbarer Spoiler rekordverdächtig lang. Tatsächlich sollte man in diesen wilden Ritt zwischen Science Fiction, Dystopie, Komödie, Drama und Gedankenexperiment eher unvorbelastet gehen. Damit man sich jene große Freude, die man mit dieser Serie haben kann, nicht vermiesen lässt. Nur so viel: Carol (Rhea Seehorn) muss über Nacht mit einer völlig neuen, krassen Lebenssituation klarkommen. Dabei war die erfolgreiche Schundroman-Autorin davor schon von ihrem Leben genervt. Dann ändert sich auf einmal alles: Carol verliert ihre Lebenspartnerin. Dafür stehen massenhaft freundliche Menschen vor ihrem Haus in den Hügel oberhalb von Albuquerque, New Mexico.
Zwischen Körperfressern und Artificial General Intelligence

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Nicht alle Außenseiter stehen der „neuen Welt“ skeptisch gegenüber: Ein französischsprachiger Lebemann (Samba Schutte) genießt die Vorzüge der Nach-Wendezeit in vollen Zügen. (Bild: Apple TV)

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Carols Mann in Südamerika: Der spanischsprachige Manousos (Carlos Manuel Vesga) wird eine besondere „Seelenverwandschaft“ zur Hauptfigur der Serie entwickeln. (Bild: Apple TV)
Der Handlungsort Albuquerque ist übrigens die einzige Gemeinsamkeit - neben Rhea Seehorn - zwischen „Pluribus“ und Gilligans Vorläuferserie „Better Call Saul“. Ansonsten ist die Genre-sprengende Erzählung nicht nur für den 58-jährigen TV-Macher etwas Neues, sondern seit längerer Zeit mal wieder eine Serie zum Zungeschnalzen, weil sie eine völlig neue und kreative Erzählidee verfolgt. Nur so viel sei verraten: „Pluribus“ zitiert alte Horrorfilm-Dystopien wie „Invasion der Körperfresser“, dreht die alte SciFi-Idee aus den 50-ern - über die Jahrzehnte gab es mehrere Remakes des Stoffes - allerdings auf links. Zudem kommen Einsamkeits-Schwelger und Fans von Filmen wie „Quiet Earth“ oder „I Am Legend“ auf ihre Kosten. Und viele andere Menschen, die Serien zu schätzen wissen, die auf originelle und unterhaltsame Art Fragen zu unseren Gefühlen und Unsicherheit dem Leben von heute gegenüber stellen.
Selbst Themen wie Schwarmintelligenz oder AGI, also „Artificial General Intelligence“ -eines der Hauptziele von Forschungen zur künstlichen Intelligenz - werden in „Pluribus“ neu gedacht und in packende sowie immer wieder auf neue Art überraschende Serienfolgen verwandelt. Wenn dies „anstrengend“ klingt, kann man beruhigt sein: Die Serie ist es absolut nicht und schaut sich trotz der großen Themen im Hintergrund aufs Angenehmste weg. Jeder, der Freude an einem neuartigen, brillant ausgedachten Science Fiction-Szenario hat, wird „Pluribus“ genießen. Vince Gilligan erweist sich einmal mehr als einer der klügsten und originellsten Serienerzähler der Gegenwart. (tsch)
