Eine neue britische Dating-Show sorgt für eine riesige Kontroverse: Ist sie ethisch vertretbar? Jetzt ist die erste Folge gelaufen und viele Menschen zeigen sich empört.
„Ein paar geile Rentner wollen flachgelegt werden“Neue Dating-Show schockt eine ganze Nation

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Sex-Coach Celeste Hirschman mit Teilnehmer Jason: Die neue Dating-Show „Virgin Island” sorgt für eine Kontroverse in Großbritannien.
Man könnte meinen, das Fernsehen kann niemanden mehr schocken. Schließlich gibt es kaum etwas, das nicht bereits ausprobiert worden ist: „Love Island“, „Temptation Island“, „Ex on the Beach“, „Are You The One“, „Dating naked“, „Love is Blind“ – im Trash-Dating-Rummach-Paarprüfungs-Bereich gibt es alles, was das Herz begehrt.
Nun haben die Briten ein weiteres TV-Experiment gestartet – und die Aufmerksamkeit war der Show bereits vor der Ausstrahlung ihrer allerersten Folge gewiss. Die Rede ist von „Virgin Island“, produziert vom britischen öffentlich-rechtlichen Sender Channel 4.
„Bisher sensationellste Reality-TV-Show“
Das Konzept: Man nehme zwölf erwachsene Jungfrauen – Frauen und Männer gleichermaßen –, sperrt sie in ein mediterranes Refugium in Kroatien und lässt sie dort in einer Art Bootcamp alle Einzelheiten über Dating, Sex und Orgasmen lernen. Vor laufenden Kameras sollen sie so ihre Jungfräulichkeit verlieren. Das Ziel: Innerhalb von zwei Wochen sollen sie ihren ersten Sex haben. Begleitet wird alles von Sexual-Therapeuten.
Doch die „Sex-Therapeuten“ setzen sich nicht etwa mit den Teilnehmern zusammen und reden – sie werden aktiv. Die „Therapie“ besteht größtenteils aus immer heftigerem (einvernehmlichem) Petting, sie „reiben“ sich laut britischen Medien aneinander. Weitere „Ersatzpartner“ sollen ihnen zudem beibringen, wie sie eine emotionale Verbindung herstellen können. Mit ihnen sollen die Teilnehmer dann Sex haben. So sollen die Männer und Frauen, die etwa Angst vor Intimität haben, auf die richtige Spur gebracht werden.
Die Produktionsfirma Double Act beschrieb es als die „bisher sensationellste Reality-TV-Show“. Sie sei ein „herzerwärmendes, lebensveränderndes und erfrischend authentisches Format.“ Ein soziales Experiment, das Tabus bricht.

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Lieferfahrer Zac (28) und Dr. Danielle Harel, eine Sexual-Therapeutin, lernen sich in der Show näher kennen und werden intim.
Viele Zuschauerinnen und Zuschauer sehen das jedoch anders. Schon vor Ausstrahlung der ersten Folge sorgte das Konzept für Empörung. Als erste Teaser zu „Virgin Island“ ausgestrahlt worden sind, sind bereits einige Britinnen und Briten auf dem Baum. „Was zur Hölle ist mit dem Fernsehen passiert? Soll das unterhaltsam sein?“, heißt es auf X. Das Format „vergifte“ die Köpfe der Massen.
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Im Teaser zu sehen ist, wie sich eine Sexual-Therapeutin, Dr. Danielle Harel, den 28 Jahre alten Lieferfahrer Zac „vorknöpft“. Sie gibt Zac einen Kuss auf die Wangen und den Hals und fragt ihn dann: „Wie fühlt sich das an?“ Zac kichert zurück: „Gut.“ An einer anderen Stelle der Show sitzt eine weitere Therapeutin, Celeste Hirschman, auf Teilnehmer Jason. Er soll ihren Körper streicheln, auch ihre Brüste.
„Wenn man Sex realistischer darstellen würde, wäre es ein Segen“
Beide „Sexpertinnen“ haben bereits auf die Kritik reagiert und rechtfertigen ihr Konzept: Sex-Darstellungen seien im Fernsehen bislang „miserabel“ gewesen. „Hose ausziehen, ihn reinstecken und dann ist es vorbei“, erklärte Hirschman gegenüber „Daily Mail“. „Ich denke, wenn sie Sex realistischer, zusammenhängender und in einem Tempo darstellen würden, das dem entspricht, was die Leute tatsächlich tun, dann wäre es vielleicht ein Segen, so viel Sex im Fernsehen zu haben.“
Doch auch nach Ausstrahlung der ersten Folgen kommt „Virgin Island“ nicht gut weg. „Ein paar geile Rentner wollen flachgelegt werden“, fasst ein X-User frech zusammen, mit Blick auf die älteren Sexualtherapeuten und die Teilnehmer, alle im Alter zwischen 22 und 30 Jahren.
Ein anderer bezeichnet die Show als „neuen Tiefpunkt“ im Fernsehen. „Das ist so ausbeuterisch“, kommentiert eine andere Zuschauerin. An anderer Stelle heißt es: „Ich finde das ziemlich gruselig, ich würde das nicht wollen und ich bin nicht mal mehr Jungfrau. Die Therapeuten sind seltsam, das alles ist nicht richtig.“ (mg)