Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow gelingt mirt „A House Of Dynamite“ ein beklemmender Thriler über den atomaren Ernstfall.
Netflix und die Unerbittlichkeit der Rakete

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Eine Atomrakete in Richtung Chicago konnte nicht abgefangen werden: Major Daniel Gonzalez (Anthony Ramos) kann in „A House Of Dynamite“ nichts mehr tun. (Bild: © 2025 Netflix, Inc. / Eros Hoagland)

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Die B2-Bomber der US Air Force sind in der Luft: Captain Jon Zimmer (Kyle Allen) wartet auf Befehle für einen eventuellen Gegenschlag. (Bild: © 2025 Netflix, Inc. / Eros Hoagland)
Das Szenario ist plausibler und aktueller, als einem lieb sein kann: In ihrem neuen Film „A House Of Dynamite“ schickt Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow eine Atomrakete in Richtung USA. Zehn Millionen Menschen könnten sterben, falls sie ihr Ziel erreicht. Knapp 20 Minuten bleibt den Verantwortlichen die Katastrophe zu verhindern. Wenn sie überhaupt zu verhindern ist.
Von einem grundsätzlichen Bekenntnis zur nuklearen Abrüstung will heute niemand mehr etwas wissen, stellt Bigelow in einer Texttafel dem Netflix-Film (seit dem 24. Oktober) voran. Sie hat recht: Der gesunde Menschenverstand ist seit dem Ende des Kalten Krieges kontinuierlich abhanden gekommen. Die atomare Apokalypse ist eine realistische Möglichkeit.
Am Anfang ein normaler Tag

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US-Sicherheitsberater Jake Baerington (Gabriel Basso) hat wenig Zeit, um die Lage einzuschätzen. (Bild: © 2025 Netflix, Inc. / Eros Hoagland)

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Und was sagt man der Familie? - Olivia Walker (Rebecca Ferguson) versucht im Weißen Haus, die nukleare Apokalypse abzuwenden. (Bild: © 2025 Netflix, Inc. / Eros Hoagland)
Dreimal muss man die erschütternde Unerbittlichkeit des Countdowns ertragen. Bigelow erzählt diese Zeitspanne jeweils aus einer anderen Perspektive in den Lagezentren - dort wo von der Sicherheitsbeamtin (Rebecca Ferguson) bis zum Präsidenten (Idris Elba) auch nur Menschen sind, die unmenschliche Entscheidungen treffen müssen.
Für sie beginnt der Tag ganz normal, mit den übliche Alltagssorgen und -nöten. Doch wenig später müssen sie weitreichendere Entscheidungen treffen, als das fiebrige Kind in die Schule zu schicken oder nicht. Es ist erstaunlich, wie besonnen sie in der Krise agieren, trotz Wutanfällen und Panikattacken. Sie erledigen einfach ihren Job: Dass sie nichts ausrichten können, ist das Bedrückende an „A House Of Dynamite“.
Ein Knopfdruck bis zum Ende der Welt

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Der Präsident der Vereinigten Staaten (Idris Elba) muss die Entscheidung über das Ende der Welt treffen. (Bild: © 2025 Netflix, Inc. / Eros Hoagland)
Das Gleichgewicht des Schreckens hatte im Kalten Kriege die Supermächte am Einsatz von Nuklearwaffen gehindert:.Sowohl in Washington als auch in Moskau wusste man, dass ein Erstschlag automatisch auch die eigene Auslöschung bedeutete. Heute scheint sich niemand mehr daran zu erinnern. Die Welt ist fragmentierter und unberechenbarer geworden.
In Bigelows Film weiß niemand, wer die Rakete abgefeuert hat. Es könnte China gewesen sein, oder Russland, oder Nordkorea. Wenn man nicht weiß, wer verantwortlich ist: Wenn kann man verantwortlich machen? Und wie? Mit einem Gegenschlag? Was aber, wenn der Angriff ein tragisches Versehen war?
Weil alle Abfangversuche scheitern, liegt die Entscheidung über das Ende der Welt am Ende beim US-Präsidenten. In seiner Haut möchte man nicht stecken. (tsch)
