„Wir waren extrem geschockt“Nach perfektem Löwen-Deal meldet Juristin Bedenken an

Gute Karten haben die Brüder Christopher (links) und Vincent von „Nose Energy“. Ihre Idee für ein Koffein-Spray überzeugt. (Bild: RTL / Bernd-Michael Maurer)

Gute Karten haben die Brüder Christopher (links) und Vincent von „Nose Energy“. Ihre Idee für ein Koffein-Spray überzeugt. 

Elektrisierende neue Firmen-Ideen - und doch immer wieder herbe Enttäuschungen: Die aktuelle „Die Höhle der Löwen“-Folge entwickelt sich zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Mit einem Solar-Gründer geht Löwin Judith Williams hart ins Gericht. Zwei andere hätten sich fast zu früh gefreut.

Selten war die Stimmung bei „Die Höhle der Löwen“ so angespannt: Es war der letzte Pitch der neuesten Folge der Gründer- und Erfinder-Show bei VOX, als die Luft im Studio brannte - und das nicht nur, weil auf offener Bühne neben Kult-Investor Ralf Dümmel die Flammen in der Feuerschale züngelten. Für Aufregung sorgten zwei Österreicher. Und zwar in mehrfacher Hinsicht - euphorisierend, aber auch enervierend.

Was genau ablief, konnte man am besten an der Mimik und Gestik von DHDL-Urgestein Judith Williams ablesen. Die Unternehmerin, die im Teleshopping bekannt wurde, konnte sich fast nicht mehr auf ihrem Sessel halten. Sie rutschte unruhig hin und her, rollte mit den Augen. Und dann platzte aus ihr eine Bemerkung, die für das Gründer-Duo wie Zuckerbrot und Peitsche wirken musste.

Judith Williams watscht nervösen Gründer ab: „Du brauchst wirklich etwas mehr Ruhe“

„Ich höre dir wahnsinnig gern zu“, sagte Judith Williams und sprach damit explizit den Energieexperten Alexander an, der auf der Präsentationsbühne zurückhaltend auftrat, dann aber jeweils fachlich fundierten Klartext sprach. Ganz anders sein Geschäftspartner, der sichtlich nervöse, selbsternannte Verkaufsprofi Manuel. Der wirkte fahrig bis zappelig und leistete sich immer wieder Versprecher. Ihn nahm sich die Löwin mit unerwarteter Härte zur Brust: „Du brauchst ein Training in Körpersprache“, sagte Judith Williams zu Manuel. Der Angesprochene wirkte erschrocken.

„Du brauchst wirklich etwas mehr Ruhe“, ermahnte ihn die Fernsehfrau streng. Manuel lief ihrer Ansicht nach Gefahr, durch sein Auftreten den insgesamt positiven Gesamteindruck von „mo energy systems“ zu gefährden, einem Start-up, das innovative Solar-Panele auf den Markt bringen will. „Es lenkt vom Produkt ab“, schimpfte Williams. Sie empfahl Manuel dringend, sich probehalber selbst mit der Kamera aufzunehmen - und an sich zu arbeiten. „Geh' hart mit dir ins Gericht“, forderte sie.

Nils Glagau jubelt: „Das ist frech, das ist cool“

Gut möglich, dass im Anschluss ein wenig die Luft raus war beim Final-Pitch der neuen „Höhle der Löwen“-Ausgabe. „Fotovoltaik am Dach kennt jeder - aber wir denken weiter. Jede Fassade kann Energie produzieren“, hatte Gründer Alexander gesagt. Die Löwen überzeugte seine Idee, auch an Hauswänden Solar-Panele anzubringen, dann doch nicht.

Das lag auch am enorm hohen Preis, den „mo energy systems“ aufrief: 800.000 Euro wollte das Gründer-Duo mit dem Zappelphilipp-Verkäufer für zehn Prozent der Firmenanteile haben. Am Schluss kam kein Deal zustande. Allerdings versprach Super-Investor Carsten Maschmeyer, der bei ähnlichen Unternehmungen engagiert ist, nützliche Kontakte herzustellen.

Etwas halbherziger Auftakt: Die Präsentation von „Jolie's Feinkost“ hinterließ keinen bleibenden Eindruck in der Sendung. (Bild: RTL / Stefan Gregorowius)

Etwas halbherziger Auftakt: Die Präsentation von „Jolie's Feinkost“ hinterließ keinen bleibenden Eindruck in der Sendung.

Zuvor schon gab es ebenfalls bei einem Energie-Thema ähnlich lange Gesichter - allerdings erst zu dem Zeitpunkt, nachdem ein Geschäft mit Ralf Dümmel erfolgreich zustandegekommen war. Das Brüder-Duo Christopher und Vincent von „Nose Energy“ hatte eine pfiffige Spray-Lösung vorgestellt, bei der man einen Aktivitätsschub über die Nase einatmen kann. Dahinter steckt eine Wirkstoffkombination aus Koffein und Grüntee-Extrakten.

„Das ist frech, das ist cool“, jubelte Nils Glagau, der selbst Nahrungsergänzungsmittel anbietet. Als solches wollen die Brüder „Nose Energy“ im deutschen Markt - bestenfalls an ganz vielen Tankstellen-Kassen - vermarkten. Handels-Fuchs Ralf Dümmel, der selbst „geschnupft“ und danach sehr euphorisch gewirkt hatte, wollte ihnen die geforderten 100.000 Euro für 20 Prozent der Firmenanteile bereitwillig geben. „Ja, ja, ja“, posaunte er nach dem Handschlag und gestand: „Ich habe so geschwitzt.“ Immerhin hatten sich auch Glagau und Carsten Maschmeyer für das Energie-Spray interessiert.

Warum „Nose Energy“ nicht auf den Markt kam

Der Schock, der in der VOX-Sendung ausführlich thematisiert wurde, setzte erst nach dem erfolgreichen Pitch ein. Plötzlich meldete nämlich Ralf Dümmels Hausjuristin erhebliche juristische Bedenken an. In der präsentierten Form kann „Nose Energy“ nicht auf den Markt kommen. Die Gründer wirkten komplett niedergeschlagen. „Wir waren extrem geschockt“, gestand Vincent.

Sympathische Macher: Andrea ist Grundschullehrerin an einer Brennpunktschule. Matthias hat die Software für „Sag es auf Deutsch“ entwickelt. Das ungewöhnliche Duo Tijen Onaran/Carsten Maschmeyer möchte den Gründern weiterhelfen. Sympathisch! (Bild: RTL / Bernd-Michael Maurer)

Sympathische Macher: Andrea ist Grundschullehrerin an einer Brennpunktschule. Matthias hat die Software für „Sag es auf Deutsch“ entwickelt. Das ungewöhnliche Duo Tijen Onaran/Carsten Maschmeyer möchte den Gründern weiterhelfen. Sympathisch!

Doch Ralf Dümmel wäre nicht Ralf Dümmel, wenn er nicht doch eine Lösung gefunden hätte: Künftig wird das einstige Koffein-Spray für die Nase als Sprühstoß für den Mund und damit als „Mouth Energy“ angeboten. So kann der Energie-Kick als „Nahrungsergänzungsmittel“ durchgehen. Clever!

Keinen Stich machen in der Show konnten dagegen die Gründer von „Jolies Feinkost“ mit ihrem Bier-Sirup. Das Power-Frühstück „Corridge“ eines Mutter-Tochter-Gespanns landete bei Janna Ensthaler. Und rundum begeistert zeigte sich die Löwen-Bank von der Sprachlern-Lösung „Sag es auf Deutsch“ für Grundschulen, die künftig in Kombination von Tijen Onaran und Carsten Maschmeyer unterstützt wird. (tsch)