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Mit Mama auf dem JakobswegRührend! Was Moderator Tobias Schlegl allen Kindern rät

Tobias Schlegl mit Mutter auf dem Jakobsweg

Als gläubige Christin war der Jakobsweg immer ein Traum von Sieglinde Schlegl. Tobias war einst Messdiener, ist aber aus der Kirche ausgetreten. Doch der Camino ist mehr als eine Wanderung: Er zündete - für einen todkranken Freund eine Kerze an und betete wieder.

Tobias Schlegl ging mit seiner Mutter den Jakobsweg – und hat dabei Überraschendes herausgefunden. Im EXPRESS hat er einen Appell zum Muttertag.

von Andrea Kahlmeier  (ak)

„Respekt!“, sagen Bekannte und Fans, die seinen Bestseller gelesen haben. Alle finden es toll, dass er sich auf dem Jakobsweg die Füße wund gelaufen hat. Aber vor allem bewundern sie ihn, dass er 34 Tage zusammen mit seiner Mutter unterwegs war – und zwar rund um die Uhr. Moderator Tobias Schlegl (47) erfüllte Mama Sieglinde (76) damit einen Herzenswunsch. Und wurde auf dem Camino selbst reich beschenkt ...

„Das ist eine neue Nähe“, sagt er im Gespräch mit EXPRESS. „Dieses Band, das wir da geknüpft haben, das kann uns keiner mehr nehmen. Ohne groß zu reden hat man das Gefühl, man kennt sich und weiß, was der andere denkt. Ich hoffe, dass genau dieser Zustand jetzt bis zum Lebensende so bleibt und sich nicht mehr verändert.“

Tobias Schlegl und seine Mama: Ihre Reise begeistert so viele

Schlegl hat offensichtlich einen Nerv getroffen. Hape Kerkeling gelang vor 24 Jahren mit „Ich bin dann mal weg“ ein Bestseller, seitdem haben viele Autoren, oft erfolglos, die Seelenwanderung breit getreten. Doch mit „Leichtes Herz und schwere Beine. Mit Mama auf dem Jakobsweg“ (Piper, 18 Euro) hat Schlegl sofort die Spiegel-Bestsellerlisten gestürmt, wurde in Talkshows eingeladen und bekommt in den sozialen Medien ein unglaubliches Feedback. „Damit habe ich wirklich nicht gerechnet“, sagt er. Hier ein kleiner Auszug aus den begeisterten Kommentaren:

  1. Gudrun P.: „Ich habe im letzten Sommer mit 70 Jahren die Alpenüberquerung mit einer meiner Töchter gemacht. Das war nur möglich, weil mein Schwiegersohn bereit war, seinen Urlaub mit seinen vier Kindern ohne seine Frau zu verbringen. Ich glaube, es war für alle Beteiligte ein großer Gewinn, aber für mich war es das Schönste, was ich je erleben durfte.“
  2. llse R.: „Ich habe meiner Mutter zum 80. Geburtstag einen gemeinsamen Wanderurlaub geschenkt. Sie ist noch sehr rüstig, kein Weg war ihr zu steil oder zu lang. Sie hat sich immer nur gesorgt, aber jetzt ist sie mal dran. Wir hatten eine schöne, aktive Woche. Diese Zeit nimmt uns niemand mehr.“
  3. Sabrina L.: „Wie Du schon schreibst: Die Zeit kann so schnell vorbei sein. Wir haben es selbst im letzten Jahr mit der Mama meines Partners erlebt. Es ging so schnell, dass wir nicht mal mehr den so sehr gewünschten Besuch bei Hagenbeck geschafft haben. Meine Mama, zu der die Beziehung nicht immer leicht war, lernt gerade Wünsche zu äußern und diese möchte ich ihr versuchen so gut es geht zu erfüllen. (...) All das mache ich nicht nur für sie, sondern für uns! Für die Erinnerung, die bleibt, wenn sie mal nicht mehr da ist.“
  4. Marlene S.: „Warum tut man heute so, als wäre die Mutter die größte Feindin und als hätten diejenigen, die sich mit ihrer Mutter gut verstehen, einen leichten Dachschaden?“
  5. Kerstin W.: „Ich versuche seit meiner Krebsdiagnose einmal im Jahr Urlaub mit meinen Kindern, Schwiegerkindern und Enkel zu verbringen – für mich das größte Glück und Geschenk und so eine unendliche wertvolle Zeit.“

Ist es die Sehnsucht vieler, seinen eigenen Eltern so nahezukommen? Sie mit ganz neuen Augen zu sehen? Und nicht nur am Muttertag den Pflichtbesuch mit Blümchen zu absolvieren? Tobias Schlegl: „Nach meiner Erfahrung würde ich vorschlagen, dass es nicht nur einen Muttertag, sondern eine ganze Mutterwoche geben sollte. Schnappt euch die Mama und unternehmt etwas. Es muss ja nicht gleich der Jakobsweg sein.“

Tobias Schlegl: Wertvolle Tipps für weite Wanderungen

Den der Pilgerweg hatte die beiden stärker gequält als gedacht. Doch das gemeinsame Erlebnis habe das Verhältnis zueinander komplett verändert. „Früher war es eher etwas oberflächlich – wie bei vielen. Wenn ich nach Hause gekommen bin, war ich für meine Mutter immer noch der 15-jährige Junge und habe mich auch teilweise so verhalten. Umgekehrt habe ich sie immer so ein bisschen wie Heidis Fräulein Rottenmeier gesehen und nicht wirklich gewürdigt, was sie alles für uns getan, wie sie sich aufgeopfert hat.“

Jetzt begegne man sich eher auf Augenhöhe, habe gegenseitig völlig neue Seiten entdeckt. „Ich hatte nicht geahnt, dass meine Mutter so stur sein kann“, schmunzelt er. „Sie hatte sich nun mal vorgenommen, jeden Tag zu gehen, keinen Ruhetag einzulegen und nicht den Bus zu nehmen.“ Dazu habe Schlegl, ausgebildeter Notfallsanitäter, ihr einmal dringend geraten, als die Rücken, Fuß- und Gelenkschmerzen immer schlimmer wurden. Doch sie weigerte sich, schleppte weiterhin ihren Zwölf-Kilo-Rucksack über die staubigen Wege. Schlegl lacht: „Mein Tipp heute an alle Wanderer: Weniger ist mehr. Der Rucksack sollte nicht mehr als zehn Kilo wiegen. Und es ist völliger Quatsch, sich langsam einlaufen zu wollen und am Ende dann fünf Tage lang je 30 Kilometer zu wandern. Zum Schluss ist es Quälerei.“

Schlegls auf dem Jakobsweg

Als sie bei der Kathedrale Santiago de Compostella ankamen, flossen bei Sieglinde Tränen – eng drückt sie ihren Sohn Tobias an sich.

Dauerschmerz, Diesellunge wegen der Abgase, rappelvolle Großraumquartiere, steile Berge. All das war kein Zuckerschlecken. Einer der berührendsten Momente sei es für ihn gewesen, als die Mutter vor seinen Augen vor Erschöpfung anfing zu weinen. Das hatte er noch nie gesehen. „Mama“, wie Schlegl Sieglinde nennt, hat die Tortur trotz leichter Herzinsuffizienz ziemlich gut weggesteckt. Einmal habe sie losgebrüllt: „Scheiße. Ich weiß auch nicht, was ich verbrochen habe! Warum ich das alles erleben darf! Aber ab jetzt darf ich ein Leben lang sündigen.“ Die anderen Pilger seien ihr in dem Moment, als sie sich ihren Frust von der Seele schrie, völlig egal gewesen. Was sonst so gar nicht ihre Art sei.

„Uno“-Spielen am Abend, intime Gespräche während des Weges. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass Mama als Jugendliche Nonne werden wollte. Gut, dass sie es sich anders überlegt hat. Und ich wusste nicht, dass sie ihren Job als Erzieherin gekündigt hatte, um ihrem Freund nach Frankreich zu folgen, oder dass sie in einer Yoga-Kommune in Indien leben wollte“, erzählt Tobias Schlegl.

713 Kilometer, 34 Wandertage. Viele Unterhaltungen, aber auch gemeinsames Schweigen – all das hat die beiden zusammengeschweißt. Auf ein Neues? Logo! Um es mit den Worten von Sieglinde Schlegl zu sagen: „So viele Schritte, so wenig gebraucht, reich beschenkt mit schönen Erinnerungen. Danke, lieber Sohn, für Deine Begleitung.“ Eine tolle Inspiration für alle, mal wieder was mit Mama zu machen.