Durch seiner Rolle im neuen ARD-Krimi „Die Tote vom Jakobsweg“ ist Schauspieler Michael Epp auch im übertragenden Sinne neue Wege gegangen.
Michael Epp aus „Die Tote vom Jakobsweg“„Es wird immer schwieriger, an etwas zu glauben“

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Michael Epp ist Vater einer achtjährigen Tochter. Über die großen Fragen des Vaterseins würde der Schauspieler gerne auf einer Pilgerreise nachdenken. (Bild: 2023 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

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In „Die Tote vom Jakobsweg“ geht es um den Mord an einer Mitarbeiterin des Pilgerbüros von Santiago de Compostela. Michael Epp selbst kann sich vorstellen, auf Pilgerreise zu gehen. (Bild: 2023 Getty Images/Sebastian Reuter)
Mit seiner Rolle im ARD-Krimi „Die Tote vom Jakobsweg“ (lief am Donnerstag, 22. Mai, und steht in der Mediathek) hat Schauspieler Michael Epp nicht nur vor der Kamera den ein oder anderen neuen Weg eingeschlagen. Die Dreharbeiten in Galicien haben bei ihm persönlich etwas ausgelöst, wie er in einem Interview mit der Agentur teleschau verriet. Die Begegnung mit der Welt des Pilgerns ließ ihn nicht mehr los. Er könne durchaus vorstellen, selbst den berühmten Jakobsweg zu gehen. Doch was genau fasziniert ihn an der spirituellen Reise? Wie hat ihn das intensive Erlebnis am Filmset beeinflusst?

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Kommissarin Mercédes Navarro (Mercedes Müller), Hauptkommissar David Acosta (Michael Epp) und Kommissar Adrían Martinéz (Dirk Borchardt) ermitteln gemeinsam in Galicien. (Bild: ARD Degeto Film/La Diapo Fotografía)
Der internationale Schauspieler, der sowohl deutsche als auch britische Wurzeln hat, lässt im Interview tief blicken: Die Dreharbeiten, die Umgebung und nicht zuletzt die Begegnungen mit echten Pilgern haben seine Sicht auf den Glauben verändert. „Ich finde, dass es in der Welt, in der wir leben, immer schwieriger wird, an irgendetwas zu glauben, weil es so viele Einflüsse gibt“, sagt Epp. „Aber ich bin überzeugt, dass es da draußen etwas gibt. Ich habe es nur noch nicht für mich entdeckt. Vielleicht kann mir der Jakobsweg die Antworten geben.“
„Das war für mich ein Denkanstoß“

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Im neuen Donnerstags-Krimi im Ersten überzeugt Michael Epp als Hauptkommissar David Acosta. (Bild: ARD Degeto Film/La Diapo Fotografía)

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Kommissar David Acosta (Michael Epp) und seine Kollegin Mercédes Navarro (Mercedes Müller) sind ein gutes Team, wenn es um die Ermittlungen in einem Mordfall geht. (Bild: ARD Degeto Film/La Diapo Fotografía)
Die Erlebnisse vor Ort haben bei Michael Epp einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Besonders die Begegnungen mit den Menschen auf dem Jakobsweg haben ihn berührt. „Vor allem die Pilger und Pilgerinnen, die mir täglich in den Gassen in Santiago begegnet sind, ließen mich Teil von etwas Größerem werden. Ob ich es nun Spiritualität oder Religionsnähe nenne - ich bin einfach nur sehr glücklich darüber, dass Menschen die Kraft haben, etwas Neues anzufangen, ein altes Kapitel zu beenden oder den Jakobsweg für jemand Verstorbenen zu laufen“, so der 41-Jährige gegenüber teleschau. „Das ist inspirierend und macht mich glücklich. Diese Energie und Liebe - ich unterschätzte das gewaltig - ging in meine tägliche Arbeit über. Das war für mich ein Denkanstoß, mein Leben wie es ist, nicht für selbstverständlich zu nehmen.“

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Michael Epp (41) spielte schon in oscarnominierten Werken wie „The Brutalist“. Nun verkörpert er im ARD-Krimi „Die Tote vom Jakobsweg“ einen ehrgeizigen Kommissar. (Bild: Puria Safary)
Ein Schlüsselmoment: „Wir haben vor der Kathedrale von Santiago gedreht, auf einem größeren Set. Es war eine der letzten Szenen des Films. Wir hatten viele Statisten und Schauspieler versammelt, aber wir konnten nicht den ganzen Platz absperren. Plötzlich tauchte eine Pilgerin auf, fiel vor der Kathedrale auf die Knie und begann furchtbar zu weinen. Aber es waren keine Tränen der Trauer. Jeder spürte, dass sie etwas loslassen konnte. Wir traten alle zurück, um ihr den Raum zu geben, den sie brauchte. Ein kurzer Drehstopp war eine Frage des Respekts.“
„Die Energie hat auf mich und meine Arbeit abgefärbt“

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Michael Epp ist Vater einer achtjährigen Tochter. Über die großen Fragen des Vaterseins würde er gerne auf einer Pilgerreise nachdenken. (Bild: 2023 Getty Images/Gerald Matzka)
Auch außerhalb der Dreharbeiten wurde der Schauspieler vom Spirit des Pilgerwegs getragen. Anfangs sei er eher zurückhaltend gewesen, doch die offene Atmosphäre in Santiago habe ihn schnell in ihren Bann gezogen: „Es ist unglaublich, wie viele Pilgerinnen und Pilger zu jeder Zeit durch die Gassen strömen. Am Anfang war ich eher zurückhaltend, aber in Santiago sind die meisten Menschen sehr offen. Ich erlebte einen ständigen Austausch von Geschichten, auch wenn es nur beim Kaffeeholen war. Es spielte keine Rolle, dass ich ein Schauspieler bin. Der Umgang ist sehr unvoreingenommen, ehrlich, fröhlich und auf Augenhöhe, das habe ich so noch nicht erlebt. Es ist zu viel gesagt, dass ich ein Teil dieser Pilgerreise geworden bin, aber die Energie hat auf mich und meine Arbeit abgefärbt.“
Michael Epp zeigt sich tief bewegt von seiner Rolle und noch mehr vom Ort, an dem sie entstand. Ob aus dem filmischen Jakobsweg für ihn bald ein echter wird? Die Inspiration scheint jedenfalls da zu sein. (tsch)