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Merz-Besuch ist „ein guter Auftakt“Wadephul gibt sich bei Illner verhalten optimistisch

Kein „Granatenerfolg“, aber ein „guter Auftakt“: Außenminister Wadephul bewertete den Besuch von Friedrich Merz bei Donald Trump verhalten positiv. (Bild: ZDF / Jule Roehr)

Kein „Granatenerfolg“, aber ein „guter Auftakt“: Außenminister Wadephul bewertete den Besuch von Friedrich Merz bei Donald Trump verhalten positiv. (Bild: ZDF / Jule Roehr)

Erleichterung allerorten: Das erste Treffen zwischen Friedrich Merz und Donald Trump im Oval Office ist glimpflich verlaufen. Bei Maybrit Illner versuchen sich Experten in einer Analyse. Fazit: „So schlimm ist es nicht“ - oder doch?

Als „Granatenerfolg“ (O-Ton Illner) wollte noch nicht einmal Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) den ersten Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz bei US-Präsident Donald Trump im Oval Office bezeichnen. „Naja, es war ein guter Auftakt“, bemühte sich der Außenminister auf Maybrit Illners Einstiegsfrage sichtlich, nicht zu begeistert zu klingen. Merz hätte seine Punkte insbesondere im Hinblick auf die Ukraine machen können. Vor allem aber wäre das Treffen „für das persönliche Verhältnis dieser beiden Menschen und für die Allianz der NATO“ wichtig gewesen.

Es hätte gezeigt, dass Trump sein Gegenüber ernst nahm. Dass der Republikaner mit dem Wort „great“ nicht um sich warf, wertete er als positives Zeichen. Denn: Das Verhältnis mit Elon Musk „hat mit sehr viel Greatness begonnen und bricht gerade in sich zusammen“, kam Wadephul auf ein Thema zu sprechen, das das Treffen zwischen den beiden Staatsmännern medial überschattete. Zumindest in den USA. Weder der „New York Times“ noch der „Washington Post“ war der Besuch von Merz im Oval Office eine Schlagzeile wert, merkte Wirtschaftshistoriker Adam Tooze vom European Institute an der Columbia University in New York an.

Hierzulande hingegen widmeten sich beide ZDF-Talkshows am Donnerstagabend dem Treffen der beiden Staatsmänner. Maybrit Illner machte mit ihrer Sendung „Friedrich Merz trifft Donald Trump - Duell oder Duett?“ den Anfang.

Theveßen: Trump hat „über 90 Prozent selbst geredet“

Um den Inhalt des Gesprächs zwischen den beiden Regierungschefs selbst ging es dabei nur am Rande, vielleicht „auch deshalb, weil Trump über 90 Prozent selbst geredet hat und über andere Themen, die nicht auf der Agenda stehen“, warf US-Korrespondent Elmar Theveßen ein, der aus dem ZDF-Studio in Washington zugeschaltet war. „Merz hat die Chancen genutzt, die er hatte“, fügte er jedoch hinzu. Es war gut, dass Merz nicht „auf Knien ins Oval Office“ gekrochen wäre, gab auch „Die Zeit“-Journalistin Mariam Lau zu, substanziell erwartete sie vom Treffen aber nichts.

„Trump wird Donald Trump bleiben“, stellte Ex-Diplomat Wolfgang Ischinger nüchtern fest, man müsse weiterhin mit der Unberechenbarkeit des US-Amerikaners arbeiten. Dass dieser als Verbündeter Europas abzuschreiben wäre, hätte das Treffen mit Merz aber widerlegt: „So schlimm ist es nicht“, zeigte sich der Sicherheitsexperte „sehr erleichtert“ und wagte etwas, das man in der Außenpolitik nie tun sollte: eine Vorhersage. „Der NATO-Gipfel in drei Wochen wird vorhersehbar nicht in einer Katastrophe oder einem transatlantischem Debakel enden, sondern eine Bekräftigung der Entschlossenheit der Allianz bringen - trotz Trump.“

„100 Milliarden und man bekommt praktisch nichts an Abschreckung“

Maybrit Illner (dritte von links) diskutierte am Donnerstagabend mit Journalistin Mariam Lau (links), Außenminister Johann Wadephul (zweiter von links), Ex-Diplomat Wolfgang Ischinger (dritter von rechts), ZDF-US-Korrespondent Elmar Theveßen (zweiter von rechts) und Wirtschaftshistoriker Adam Tooze. (Bild: ZDF / Jule Roehr)

Maybrit Illner (dritte von links) diskutierte am Donnerstagabend mit Journalistin Mariam Lau (links), Außenminister Johann Wadephul (zweiter von links), Ex-Diplomat Wolfgang Ischinger (dritter von rechts), ZDF-US-Korrespondent Elmar Theveßen (zweiter von rechts) und Wirtschaftshistoriker Adam Tooze. (Bild: ZDF / Jule Roehr)

Dieses Bekenntnis der USA für Europa einzustehen, wollte auch Wadephul nach dem heutigen Treffen gehört haben. Im Weißen Haus wäre es gut angekommen, dass sich Deutschland zur Steigerung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des BIP bekannt habe. Die Summe von 3,5 Prozent für Verteidigung und 1.5 Prozent für Infrastruktur wäre übrigens keine „Fantasiezahl“, verteidigte der CDU-Politiker diesen Plan, sondern von NATO-Zielen angesichts des Russland-Kriegs abgeleitet.

„Das richtige Signal nach Moskau zu schicken, darum geht es“, lobte Ischinger das Vorgehen - und eckte mit soviel Übereinstimmung mit der aktuellen Bundesregierung bei Illner an: „Das geht mir fast zu weit“, kommentierte sie die traute Einigkeit und wollte von Theveßen wissen, ob man damit den US-Präsidenten an der Seite Europas halten könnte.

Selbstverständlich, lautete seine Antwort: „Wenn Europa Butter bei die Fische tut, endlich aus der Hängematte aufsteht und endlich für die Freiheit verantwortlich ist.“ Gleichzeitig wolle Trump auch profitieren und hoffte auf Rüstungsverträge. Die fünf Prozent tauchten übrigens erst durch Trump auf, merkte er an: „Jetzt strampeln alle, wie sie die fünf Prozent hinkriegen, obwohl sein eigenes Land die 3,5 Prozent BIP nicht erreicht.“

Ein Einwand, auf den Wadephul ausweichend reagierte. Mehr zu sagen hatte dafür Ischinger: „Ich bin mit dem Verlauf der Diskussion nicht einverstanden“, wurde er emotional. Diese Überlegungen seien „dummes Zeug“, brach es aus ihm heraus. „Jetzt rege ich mich wirklich auf. Wir machen das doch für uns selbst. Es geht um die Sicherheit Europas. Nicht um den Wunsch von Donald Trump zu erfüllen, sondern um das Richtige zu tun, um ausgerüstet zu sein.“

Es ginge dabei nicht nur um das Geld, das wäre zu meistern, es ginge vielmehr um die Organisation der Streitkräfte, fügte Tooze hinzu. Schon jetzt stünden 1.4 Millionen Europäer in 29 unabhängigen Streitkräften unter Waffen. „Die Geldfrage ist für mich sekundär“, vielmehr ginge es darum, eine Strukturreform zu schaffen. Dass die Mittel in der Gegenwart nicht ausreichen, ist ein „Skandal“: „Dass im Fall von Deutschland 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr ausgegeben wurde und man bekommt praktisch nichts an Abschreckung“, wäre neues Geld nur gerechtfertigt, wenn der Reformstau bräche. Erste Ansätze für ein koordiniertes Vorgehen gäbe es, lenkte Wadephul ein, gestand aber: „Wir sind spät dran.“

Wadephul: „Es ist an hoher Zeit, dass Putin an den Verhandlungstisch kommt“

Spät oder gar nicht, das war auch die Frage angesichts möglicher Sanktionspakete gegen Russland durch die USA. Es gäbe zwar den Druck aus Deutschland, aus Europa und auch von 80 Senatoren, die ein solches unterzeichnet hätten, „ob sich Trump davon beeindrucken lässt“, bezweifelte Theveßen jedoch. Seiner Meinung nach gäbe es keine Aussicht darauf, dass Trump den Druck auf Putin erhöhe.

Journalistin Lau zog dabei die aktuelle Bundesregierung zur Verantwortung: „Wo sind die Unterschiede zur vorigen Regierung?“, stellte sie die Frage, die Maybrit Illner gleich „an den schlauen Außenminister“ in der Runde weitergab. „Danke“, sagte der unter Lachen (Illner: „Warum soll in dieser Sendung nicht gelacht werden?“) und fügte schnell hinzu: „Für das Schlau.“

Die Sanktionen träfen Russland jetzt schon hart und „da werden wir weitermachen“, wurde er gleich wieder ernst. Zudem wäre das Paket aus dem Senat nicht zu unterschätzen. „Putin kann sich auf eines einstellen: Er hat Europa und den Westen unterschätzt.“ Über Deutschlands Pläne wie etwa Taurus-Lieferungen wollte er öffentlich nicht sprechen, darauf hätte sich die Bundesregierung geeinigt. Auf eines dürfte sich Putin aber gefasst machen: „Wir werden reagieren und das wird Russland wirtschaftlich schwer treffen. Es ist an hoher Zeit, dass Putin an den Verhandlungstisch kommt.“ Dass die Ukraine verliere, würde Deutschland nicht zulassen. (tsch)