Neue deutsche MusikViel Herzschmerz, aber: Jungs, jammert doch nicht so rum

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Auch der Song „Delirium“ von Andreas Bourani bekommt von unserem Reporter keine guten Text-Noten.  

Köln – Schiefe Metaphern, nur noch Leid. Unser Reporter hat genug von den Deutsch-Pop-Weltschmerz-Sängern. Wer und was ihn besonders stört. Ein Kommentar.

Wir alle kennen das. Da hört man einen Song im Radio – und schon stehen einem die Haare zu Berge. Und gemeint ist nicht Gänsehaut. Die Musik mag ja noch passabel sein, aber diese Texte! Ein Mix aus Banalitäten und Plattitüden. Und in letzter Zeit so viel Gejammer!

Das ist schon extrem auffällig. Aber wie heißt es so schön: Geschmäcker sind ja verschieden. Reporter Christof Ernst hat sich durch die Flut neuer Alben gehört – und muss mal Dampf ablassen. Aber er hat auch ein paar Lichtblicke gefunden.

Alles zum Thema Mark Forster

Sagt mal, liebe deutsche Pop-Sänger, habt ihr keine Mama, bei der ihr euch ausheulen könnt? Oder einen Therapeuten, der sogar Geld dafür bekommt, wenn er sich solche Jammerlappen-Texte anhört? Stattdessen kippt ihr auf euren aktuellen CDs Weltschmerz und Herzeleid sirupartig vor uns aus.

Andreas Bourani lamentiert einer Ex hinterher

Beispiel Andreas Bourani (35), der im Song „Delirium“ einer Ex hinterherlamentiert: „Du bist ein einziger Exzess/In dem man sich vergisst/Von dem man auch nicht lässt/Wenn man sich daran verbrennt.“ Tja, Verbrennungen am Exzess können schon schmerzhaft sein.

Max Giesinger, König der schiefen Metapher

Noch peinvoller klingt’s leider bei Max Giesinger (31), dem König der schiefen Metapher. In „Barfuß und allein“ behauptet er allen Ernstes: „Aus dem Sumpf im Kühlschrank komm’ ich nicht mehr raus/Ich glaub’, ich hab’ den Überblick verloren.“

Merke: Wer im Kühlschrank sitzt, sollte nicht mit Plattitüden um sich schmeißen. Wer darf nicht fehlen in diesem Gebrauchs-Lyrik-Absurdistan?

Xavier Naidoo schenkt uns sprachlichen Erguss

Na, logo: Xavier Naidoo (48)! Der schenkt uns in „Alle meine Sinne“ diesen sprachlichen Erguss: „Was soll man sagen, wenn Worthülsen-Patronen, abgeschossen von Droh’n, auf deinen Seelenfrieden abziel’n?“ Xavier, wir glaub’n nicht die Bohn’, dass wir das nachvollzieh’n werd’n.

Es trieft und mieft in all diesen Songs, dass man sich fast die Heile-Welt/Gute-Laune eines Roberto „Ein bisschen Spaß muss sein“ Blanco herbeisehnt. So schlimm ist es, so viel Weltschmerz.

Max Prosa: „Trag die Tränen durch den Regen...“

Aber schon jammert Max Prosa (29) aus der nächsten Plattenrille: „Und trag die Tränen durch den Regen/Weil hier ist eh schon alles nass/Früher waren deine Augen traurig, jetzt sind sie kalt, weißt du das?“

Falsch, Max, die sind nicht kalt, sondern funkeln vor Wut über dieses zahnlose Courths-Mahler-Gestammel (legendäre deutsche Liebesschnulzen-Autorin, für alle, die sich nicht erinnern).

Meinung am Mittag

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Immerhin: Zwei Lichtblicke gibt’s in dieser Clique der jungvergreisten Sänger, die vom Weltschmerz singen.

Lichtblicke: Mark Foster und Tim Bendzko

Mark Forster (35) kommt in seinen Texten derzeit ohne erkennbare Peinlichkeit aus, und Tim Bendzko (34) hat auf seinem neuen Album „Filter“ den Absprung aus der Weltschmerz-Liga geschafft – Glückwunsch!