Sängerin Lotte„Ich habe meine Meinung, lasse sie bei Konzerten aber außen vor“

Lotte_081119

Musik, Liebe, Sonne – diese Mischung machte Lotte glücklich.

Köln – Nur ein Hit hat ihr Leben vollkommen auf den Kopf gestellt: Die schwäbische Popsängerin Lotte (24) hat ihr Lied „Auf das, was da noch kommt“ (unterstützt vom Kollegen Max Giesinger, 31) veröffentlicht, dazu ihre Freunde für ein witziges Video zusammen getrommelt – und schon ist sie ein neuer, glitzernder Stern am Pop-Himmel. Und zwar mit einer Nominierung zum wichtigen „1Live-Krone“-Preis und einer großen Tournee (am 17. Februar ist sie in Köln). Viele Gründe, um sich mal mit Lotte zu treffen.

Ihr Lied „Auf das, was da noch kommt“ wird zurzeit rauf- und runter gespielt. Ebenso erfolgreich ist das Video dazu, in dem Sie die Geschichte eines Schlager-Duos spielen, das erfolglos durch die Lande tingelt. Haben Sie so etwas in Ihrer Karriere auch schon mal erlebt? Lotte: Ja, das habe ich schon alles hinter mir. Ich habe in Baumärkten und auf Hochzeiten gespielt, habe Straßenmusik gemacht. Das sind meist sehr undankbare Jobs. Du legst dein Herz und deine Seele in deine Musik und gibst alles, doch die Leute stopfen sich dabei eine Grillwurst rein, zapfen ein Bier oder unterhalten sich. Das Schlimme ist: Viele Musiker müssen das ihr Leben lang machen, weil sie auf den einen großen Hit warten, der dann nicht kommt.

Das hätte Ihnen auch passieren können, wäre nicht Max Giesinger in Ihr Leben getreten, der Ihnen Starthilfe gab... Ich hatte vor drei Jahren einen Auftritt auf einer kleinen Bühne in Mannheim und habe dort einige eigene Songs auf der E-Gitarre gespielt. Es war mein Glückskonzert – und das, obwohl gerade mal 20 Leute da waren. Aber einer von ihnen war eben Max. Und er fand gut, was ich machte. Er versprach, mir zu helfen und eine Plattform für meine Musik zu finden. Und er hat wirklich Wort gehalten!

Alles zum Thema Musik

Was bedeutete das für Sie? Einige Wochen später kam eine Einladung zu seiner Album-Release-Show nach Hamburg, auf der durfte ich dann auftreten. Das kam offensichtlich gut an, denn anschließend nahm er mich mit auf seine Tournee. Das war ein Glücksfall der besonderen Art, ein Riesensprung für mich! Nun trat ich nicht mehr vor 20, sondern vor 800 bis 1000 Leuten auf.

Jetzt – nur zwei Jahre später – ist das zweite Album da. War es leichter oder schwerer als die Nr. 1? Es ist mir leichter gefallen. Beim ersten hatte ich mich noch überfordert gefühlt. Ich bin ja nach der Tour mit Max überraschend schnell zu einem Plattenvertrag gekommen und wollte natürlich schnell ein Album abliefern. Allerdings wusste ich in Wirklichkeit noch nicht, wie das alles geht und was zu machen ist. Ich hatte mir nur vorgenommen, unbedingt alles richtig zu machen, und deswegen ist es auch etwas kopflastig geworden.

Was ist beim aktuellen Album anders? Natürlich war der Druck da, mindestens ebenso erfolgreich wie mit dem ersten zu werden, aber es hat trotzdem mega viel Spaß gemacht. Ich hatte mir einen Plan gemacht. Mir war es wichtig, musikalisch was Neues zu machen und in den gesungenen Geschichten neue Wege zu gehen. Das ergab sich schon daraus, dass ich nach den ersten Erfolgen auch ein schöneres Leben geführt habe. Ich habe gelernt, dass es immer wieder bergauf geht, auch dann, wenn mal schlechtere Zeiten zu überwinden sind. 

Wann stand bei Ihnen fest, dass Sie eines Tages beruflich Musik machen? Das dauerte seine Zeit. Zuerst stand bei mir Schauspielerin, dann Musical-Darstellerin auf dem Programm. Zu meinen Abi-Zeiten interessierte ich mich sehr für Medizin, ich dachte auch daran, Medizin zu studieren – auch wegen der wirtschaftlichen Sicherheit, die mir der Beruf einer Ärztin versprach. Aber die Musik wollte ich natürlich auch nicht aufgeben, und da Medizin studieren und Musik machen nicht gleichzeitig geht, habe ich erst mal Philosophie studiert, um so eine Bedenkzeit zu haben. Bis mir klar wurde, dass Musik meine absolute Nr. 1 ist.

Sie gehören zu einer Generation, die sich nicht mehr alles gefallen lässt und sich äußert. Haben Sie schon mal dran gedacht, politische Gedanken in Ihren Texten zu verarbeiten? Ich weiß, dass wir Veränderung brauchen, wenn wir diesen Planeten erhalten wollen. Ich habe meine Meinung, lasse sie bei den Konzerten aber meistens außen vor. Meine Musik soll eine Plattform sein für die Menschen, die für eineinhalb Stunden abschalten und das, was sie bedrückt, vergessen sollen. Die Welt ist voller Sorgen, das setzt uns so unter Druck, dass man davon auch mal freikommen sollte. Einmal kurz durchatmen und dann wieder ab ins die Realität.

Ihr Album heißt „Glück“. Was verschafft Ihnen Glücksgefühle? Musik, Liebe, Sonne. Eine richtige Mischung daraus macht mich glücklich! Großes Glück habe ich vor Kurzem wieder empfunden. Ich hatte mir eine Woche frei genommen und war in der Zeit mit meiner kleinen Schwester fast ganz allein auf einer griechischen Insel. Es war wunderschön! Und Glücksgefühle habe ich auch gerade gespürt. Auf der Fahrt hierhin habe ich gehört, wie im Radio mein ganzes Album vorgestellt wurde und die Leute dabei gut über mich und meine Lieder gesprochen haben. Was will ich mehr?

Von der Vorband ins Rampenlicht

Popsängerin Lotte (eigentlich Charlotte Rezbach, geboren am 14. Juli 1995 in Ravensburg) studierte Philosophie in Innsbruck. 2016 trat sie als Vorband von Max Giesinger, Benne und Johannes Oerding auf.

Eigene Songs veröffentlichte sie auf ihrem Youtube-Kanal. 2017 folgte dann das erste Album „Querfeldein“, das 2. Album heißt „Glück“ mit der Hit-Single „Auf das, was da noch kommt“ (mit Max Giesinger).

Das Video zeigt Revolverheld, Stephanie Stumph, Philipp Dittberner, Steven Gätjen, Tim Mälzer, Tom Beck, Johannes Oerding, Michael Schulte, Luke Mockridge und Mark Forster.