Kulturkampf um Sydney SweeneyWer ist Trumps Lieblings-Werbe-Star mit den „guten Genen“?

Sydney Sweeney  guckt über ihre Schulter und lacht.

Sydney Sweeney feierte mit „Euphoria“ und „The White Lotus“ große Erfolge (Archivbild).

Eine doppeldeutige Jeans-Werbung hat Sydney Sweeney zu Amerikas wohl kontroversestem Star der Stunde gemacht. Dabei hat die Karriere der Schauspielerin noch viel mehr zu bieten als erbitterten Kulturkampf.

Sydney Sweeney hat sich in den letzten Tagen zu einem Phänomen gemausert. Das gelang ihr allerdings nicht als Schauspielerin, die sie immerhin hauptberuflich ist, sondern als Gesicht und Trägerin einer Werbekampagne, deren Inhalt und mutmaßliche Botschaft nicht wenige Gemüter erhitzt hat.

Stein des Anstoßes ist ein Werbeslogan des US-amerikanischen Modekonzerns American Eagle, der Sweeney für die Vermarktung eines seiner Produkte, einer Jeans, gewinnen konnte.

Größer als dieser Coup ist indes das kreative, manch einer sagt auch: moralisch fragwürdige Konzept, das der gesamten Kampagne zugrunde liegt.

Kreativ ist die Doppeldeutigkeit, mit der die Werbeserie daherkommt, moralisch fragwürdig die Botschaft dahinter. „Sydney Sweeney has good Jeans“, lautet der Slogan im Original. Ein kreatives Wortspiel: Jeans klingt im Englischen genauso wie „Genes“. Sydney Sweeney - die weiße, blonde, blauäugige Frau hat also gute Gene? Und hieße das im Umkehrschluss: Wer nicht so aussieht wie Sydney Sweeney, hat schlechte Gene?

An einer Hauswand hängt eine Werbung mit einer jungen Frau.

Die Jeans-Werbung mit Sydney Sweeney hängt am American Eagle-Shop in New York.

Wie ist die Kampagne zu verstehen? Handelt es sich bloß um kalkulierte Provokation - entwickelt und umgesetzt von einer Werbeagentur mit dem Ziel, für Aufmerksamkeit zu sorgen und die Verkaufszahlen Jeans-Herstellers anzukurbeln? Oder kommt hier doch eine hässliche Ideologie zum Tragen, wie vielfach im Netz vermutet wird. „Solche Ideen (Eugenik)“, lautete dort ein Kommentar, „sind nicht cool. Boykottiert American Eagle.“

Donald Trump ist begeistert: „Die heißeste Werbung, die es gibt“

Neben den aufgeführten stehen weitere Fragen im Raum. Auch solche, die auf das Werbegesicht zielen. Sollte mit der Kampagne wirklich Gedankengut der White Supremacy transportiert werden, also eine Anschauung, die den kaukasischen, weißen Menschen als überlegen ansieht, wer steht dann hinter dieser Überzeugung? Nur der Jeans-Hersteller? Oder auch Sweeney?

Dass die Schauspielerin dem konservativen Lager zugehört, ist kein Geheimnis mehr. Die Tage war bekanntgeworden, dass Sweeney registrierte Republikanerin ist - und somit höchstwahrscheinlich auch Unterstützerin Donald Trumps. Der US-Präsident zeigte sich jedenfalls erkenntlich und unterstützt seinerseits die Schauspielerin in der Jeans-Causa. Sweeney habe die „heißeste Werbung, die es gibt“, schrieb er auf seinem rechten Netzwerk Truth Social.

Mit ihrer politischen Orientierung wird Sweeney viele ihrer Fans vor den Kopf gestoßen haben. Die werden sich wünschen, dass sie sich lieber auf ihre Schauspielkarriere konzentriert. Zumal die verheißungsvoll begann und noch einiges zu bieten hätte.

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Schon mit zwölf Jahren stand Sweeney, im Horrorfilm „Zombieworld“, vor der Kamera, um danach einen steilen Aufstieg in Hollywood hinzulegen. Mittlerweile kommt die 27-Jährige auf mehr als 40 Auftritte in Kino- und TV-Produktionen. Darunter so prestigeträchtige Serien wie „The Handmaid's Tale - Der Report der Magd“ und „The White Lotus“.

Im Kino sah man Sweeney zuletzt an der Seite von Daniel Brühl und Jude Law in Ron Howards Survival-Thriller „Eden“. Zuvor drehte sie unter anderem mit dem renommierten Independent-Filmemacher David Robert Mitchel (“Under the Silver Lake“) und dem noch renommierteren Quentin Tarantino (“Once Upon a Time in Hollywood“).

Und Letzterer ist nicht nur überzeugter Demokrat, der bei der vergangenen US-Präsidentschaftswahl die schwarze Kandidatin Kamala Harris wählte, er zeigt sich auch als Regisseur immer wieder offen für eine Zusammenarbeit mit schwarzen Schauspielerinnen und Schauspielern. Von guten Genen im Besitz einer weißen, blonden und blauäugigen Person, davon will er bestimmt nichts wissen. (tsch)