„Sex and the City“Carrie kommt zum Schluss – endlich!

Nach sechs Staffeln, zwei Filmen und der Nachfolgeserie „And just like that“ kommen Carrie und Co. zum Schluss. Endlich – möchte man als Fan ausrufen!

von Marie Schäfers  (mjs)Stefanie Monien  (smo)

Ein Leben in den 2000ern ohne „Sex and the City“ (SATC) war möglich, aber recht sinnbefreit. Die HBO-Serie als schnöden Kult zu bezeichnen, würde ihr nicht gerecht. SATC war (und ist) soviel mehr. Was man vom Nachfolger „And just like that“ nicht behaupten kann. Zwei eingefleischte Fans (des Originals, nicht der krampfigen Fortsetzung!) erklären, warum das Ende genau richtig kommt.

„Ewig dein, ewig mein, ewig uns“. Ein Zitat von Beethoven. Der Liebesspruch von Carrie und Mr. Big, als sie nach viel Drama heiraten. „Sex and the City“ – ja, es war die ganz große Liebe. Eine Serie für die Ewigkeit. Für Herz, Geist und Körper, für große Lacher, viele Tränen, Kribbeln im Bauch. Es war wie guter Sex.

Die Kinofilme und der Nachfolger „And just like that“ waren dagegen wie Coitus interruptus: Das Timing fehlte, es blieb unbefriedigend und frustrierend. Jetzt macht Carrie für immer Schluss mit uns – und das ist auch gut so. Am 15. August 2025 läuft beim Streamingdienst Sky/WOW die letzte Folge.

„Sex and the City“ war eine Revolution

Probieren wir es mal mit einer Art Kolumne à la Carrie, der Sexschreiberin, deren Leben, Lieben und Eskapaden wir schon (mit Unterbrechungen) seit 2001 (also 24 Jahren!) verfolgen. Da kommen wir nicht umhin, uns zu fragen (klassische Formulierung von Carrie): Warum sind wir gar nicht soooo traurig, dass heute alles vorbei ist? Warum ist der „Sex“ nicht mehr da? Nur weil die Ladys älter geworden sind?

Nee, Freunde, das wäre zu einfach. Auch Frauen jenseits der 50 haben Sex, Abenteuer, Lust – und oft auch die Chuzpe, sich das zu nehmen, was sie brauchen. Weniger Lust scheinen die Drehbuchautoren zu haben ... die schlafften leider ab wie einst Charlottes erster Ehemann Trey im Bett. Früher war jede neue Folge ein Muss, ein Happening, ein Ereignis, über das am nächsten Tag gesprochen wurde. Unter Frauen sowieso, aber auch unter Männern, homo- wie heterosexuell.

Vier junge Frauen in schwarzer Kleidung liegen bäuchlings auf einem Bett und haben die Füße in die Luft gereckt

„Sex and the City“ startete 1998 in den USA, kam 2001 nach Deutschland. Charlotte, Carrie, Miranda und Samantha (von links) wurden schnell Kult. Die freche Samantha macht in „And just like that“ leider nicht mehr mit.

Die wortgewitzte, aber auch schwierig-nervige Carrie (Sarah Jessica Parker), die zynische Anwältin Miranda (Cynthia Nixon), die naiv-romantische Galeristin Charlotte (Kristin Davis, die aber, wenn man nachzählt, mit den meisten Kerlen im Bett war) und die „prosexuelle“ („Ich PRObiere alles einmal aus“) PR-Beraterin Samantha Jones (Kim Cattrall). Sie leben in New York, huldigen der Stadt, hauen überraschend viel Kohle (für überraschend wenig Arbeit) raus. Na, war halt Fiktion, scharfe Fiktion ...

Aber wie echt hat sich diese tiefe Freundschaft der vier Frauen angefühlt, das Datingleben, die Unvollkommenheit, die eben nicht nur die Männer an den Tag legten (kein schnödes Kerle-Bashing), sondern auch ganz ungeschönt die Protagonistinnen.

Die Sprache war so offen wie nie zuvor. „Ich trage die Klamotten, die ich will und blase jedem einen, der mir gefällt. Und das, solange ich noch atmen und knien kann“, sagt Samantha einmal. Das „F“-Wort fiel oft und natürlich, alle Problematiken „untenrum“ wurden offen und meist mit Humor abgehandelt.

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Währenddessen auf der anderen Seite (Carries Formulierung für Szenenwechsel): Ein intensiver Austausch unter den Freundinnen findet in „And just like that“ kaum noch statt, ohne Samantha gibt es keine „Orgasmen“ beim Gucken mehr. Bestenfalls hier und da noch Blümchensex – und auch nur an Feiertagen. Sarah Jessica Parker ist in die Rolle der Produzentin geschlüpft und hat aus Carrie einen Abklatsch ihrer Persönlichkeit gemacht.

Noch krasser: Miranda, die jetzt – wie Schauspielerin Cynthia Nixon – auf Frauen steht. Total okay, passt nur halt null zur Rolle, denn das Thema hatten wir schon in „Sex and the City“, als Miranda sich gar wünscht, lesbisch zu sein (es aber nicht ist). Heute ist das, was früher frei und natürlich rüberkam, nur noch verkrampft. Ist beim Sex nie gut, bei „Sex and the City“ auch nicht. Für Carrie kriegen die Drehbuchautoren am Ende wohl nochmal die Kurve. Und jetzt lasst sie in Ruhe!

Wir gucken zum x-ten Mal die alten Folgen. Am besten Staffel 2, Episode 18 „Ex and the City“: Carrie lässt ihre Liebe („Mr. Big“) frei. Sie erkennt, dass sie wie ein Wildpferd ist, das frei laufen muss und nur einen Partner braucht, der bereit ist mit ihr wild und frei durchs Leben zu laufen. Ein Ende, das bis heute jedes Mal zu Tränen rührt. Ein Ende wie der perfekte Höhepunkt – bittersüß, stark, versöhnlich, total befriedigend.