Idol der 80er JahreWas das legendäre „Karate Kid“ heute treibt

Macchio_Pat_Morita

Macchio als „Karate Kid“ zusammen mit Pat Morita alias „Mr. Miyagi“.

Los Angeles – Wir lernten uns beim Napa Valley Filmfestival in Kalifornien kennen. Und welches Thema musste unausweichlich im Gespräch mit Ralph Macchio aufkommen? Natürlich „Karate Kid“.

Konnten die Fans sich Hoffnung auf eine Neuauflage des Kult-Films machen? Ralph winkte ab. Das Thema war für ihn erledigt. Drei Jahre später sitzen wir beim Interview zusammen.

Und worum geht es? Seine TV-Serie „Cobra Kai“, in der er er eine vertraute Rolle spielt: Daniel LaRusso, vor 30 Jahren besser bekannt als „Karate Kid“.

Wie kann man seinen Vorsätzen so schnell so untreu werden?

So schnell war das nicht. Viele, viele Leute haben zu mir gesagt: „Wir machen ‘Karate Kid’ 20, 25 Jahre später“. Für mich fühlte sich das an, wie mit einer alten Idee abzukassieren. Aber kurz nach unserem Gespräch damals kamen Drehbuchautoren auf mich zu, die „Karate Kid“ als Teenager gesehen hatten und die sagten: „Der Film hat unser Leben beeinflusst.“ Ihr Skript für eine Fernsehserie gab der Story eine Bedeutung für die jüngere Generation heute. Und da konnte ich nicht widerstehen.

Musstest du wieder neu Karate lernen?

Nach dem dritten Teil von „Karate Kind“ legte ich eine lange Pause ein. Ich war ohnehin nie so toll in Karate. Für mich war die asiatische Philosophie und die Idee hinter Martial Arts wichtiger als Karate-Kicks. Glaub mir, es ist nicht einfach, im Alter von (senkt die Stimme zum unverständlichen Murmeln) wieder mit dem Training anzufangen.

Du kannst ruhig zugeben, dass du 57 bist. Damals warst du Anfang 20 …

…21 …

…und hast einen Teenager gespielt. Heute siehst du immer noch wie – sagen wir fast – ein Teenager aus.

(schmunzelt) Ich versuche es zumindest.

Ralph_Macchio

Macchio heute, kaum gealtert, mit unserem Reporter Dierk Sindermann.

Du musst gute Gene haben.

Ja, ich kann meine Eltern für mein Aussehen verantwortlich machen. Und meine jugendliche Energie. Heute ist es ein Segen, aber damals konnte es auch ein Fluch sein. Ich wollte mehr reife Rollen spielen und bekam sie nicht.

Immerhin ist LaRusso in „Cobra Kai“ ein reifer Mann.

Ja, aus ihm ist ein erfolgreicher Autohändler geworden. Sein alter Rivale Johnny Lawrence, von dem er zu „Karate Kid“-Zeiten besiegt wurde, muss sich dagegen durchs Leben kämpfen.

Wie ist das, wieder mit ihrem alten Kollegen Billy Zabka zusammen zu arbeiten?

Es lässt uns beide dankbar dafür sein, ein Projekt zu haben, das seit 1984 erfolgreich ist. Und wir haben immer noch die Rivalität wie damals: „Ich bin der bessere. – Nein, ich bin der bessere.“ Für uns ist das wie ein Spiel, an dem wir einen Mordsspaß haben.

Ein kleines Ratespiel: Erkennen Sie diesen 90er-Jahre-Kinderstar wieder?

Die klassische „Karate Kid“-Pose war der „Kranich“.

(steht auf, streckt die Arme wie Flügel aus und hebt ein Bein) Bis heute werde ich immer wieder von Leuten angesprochen: „Mach mal den Kranich“. Wenn’s eben geht, vermeide ich es.

Verfolgt dich sonst noch etwas aus den alten Zeiten?

Ich würde es nicht verfolgen nennen. Ich habe eine Lebensweisheit von „Karate Kid“-Lehrmeister Myagi übernommen.

Die da lautet?

Wenn du auf der linken Straßenseite gehst, dann bist du sicher. Wenn du auf der rechten Straßenseite gehst, dann bist sicher. Wenn in der Mitte läufst, wirst du zerquetscht wie eine Traube. Diese Weisheit habe ich auch meinen Kindern mitgegeben: „Mach eine Entscheidung, steh dazu. Egal, ob sie richtig oder falsch sein kann. Folge dem Kurs, den dein Bauchgefühl dir gibt.“

Myagi wurde von dem legendären Pat Morita gespielt. Was ist deine schönste Erinnerung an ihn?

Er war einer der lustigsten Menschen, mit denen ich gespielt habe. Und einer der engagiertesten. Er fühlte sich sehr mit der japanischen Kultur verbunden und brachte vor der Kamera deren seelenvolle Magie ein. Aber kaum hatte der Regisseur „Cut” gerufen, da erzählte er Furz-Witze.

Gab es eine Zeit in deiner Karriere, in der du dich vom „Karate Kid“-Ruhm eingeengt fühltest?

Es hat danach gute Rollen gegeben. Wie zum Beispiel in Francis Ford Coppolas „The Outsiders“ oder „My Cousin Vinnie”. Aber es gab Zeiten, da bekam ich keine Gelegenheit, das Klischee „Ach ja, er war Karate Kid“ zu sprengen. In den 90er Jahren hatte das seine Vorteile. Da kamen mein Sohn Daniel und meine Tochter Julia auf die Welt und ich konnte mich um meine Familie kümmern. Jetzt sind sie erwachsen und ich bin wieder voll im Geschäft.

Sind deine Kinder an Karate oder Film interessiert?

Karate nein, aber Julia ist Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin. Daniel schreibt Musik.

Wo sind die Kinder aufgewachsen?

Wie es sich für Amerikaner italienischer Herkunft – ich stamme in dritter Generation aus Neapel – gehört: in New York. Ich war immer mit einem Fuß in New York und einem Fuß in Hollywood. Hat mich das Rollen gekostet? Wahrscheinlich. Aber den Preis habe ich gerne gezahlt. Das hat mein Leben in der Balance gehalten. Ganz nach der Philosophie von „Karate Kid“.