„Es wird in meinem Leben - beruflich - nichts mehr geben, das wichtiger oder größer ist“, sagt Jason Momoa über die neue Serie „Chief of War“. Im Interview spricht der hawaiianische Superstar auch über sein „nomadisches“ Leben im Caravan - und ein übernatürliches Zeichen auf dem Lavafeld.
Jason Momoa spricht über göttliches Zeichen beim Dreh„Was dann passierte, war unglaublich ...“

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In „Chief of War“ fühlte sich Hauptdarsteller Jason Momoa männlich wie nie. (Bild: Apple TV+)
Jason Momoa ist nicht nur Superstar mit 17 Millionen Instagram-Fans - er ist auch Regisseur, Drehbuchautor und Produzent seiner Herzensprojekte. Obendrein ist der gebürtige Hawaiianer ein echter Naturbursche, Familienmensch und Freigeist. In seiner neuen Serie „Chief of War“ erzählt er die Geschichte seiner Vorfahren - in der alten Sprache Hawaiis. Für das epische Projekt, das am 1. August bei AppleTV+ startet, kehrte der „Aquaman“-Star zurück zu seinen Wurzeln.
Im Interview spricht er über das Leben im Van, seine Sammelleidenschaft - und warum er beim Drehen manchmal fast zerbrochen wäre.
„Ich habe mich noch nie so männlich, verbunden und echt gefühlt“
teleschau: Mr. Momoa, Sie haben „Apocalypto“, „Der mit dem Wolf tanzt“ und „Der letzte Mohikaner“ als Inspirationsquellen genannt. Inwiefern haben diese Filme „Chief of War“ geprägt?
Jason Momoa: Das waren für mich als junger Mensch absolute Meilensteine. Diese Geschichten sind episch, emotional, kulturell tief verwurzelt. Und genau so etwas wollte ich immer über mein eigenes Volk sehen.
teleschau: Also hawaiianische Geschichte - erzählt in einer epischen Bildsprache?
Momoa: Ganz genau. Ich wollte zeigen, wie kraftvoll unsere eigenen Könige waren, welche Legenden in unserer Kultur stecken. Meine Referenz zu diesen Filmen ist kein Vergleich im klassischen Sinne - es ist ein Wunsch: eine große, visuell beeindruckende Geschichte, die unsere Identität würdigt. Das war immer ein Traum von mir.
teleschau: Sie zeigen in „Chief of War“ viel Haut - in manchen Szenen tragen Sie mehr Tattoos als Kleidung. Was war körperlich am herausforderndsten an der Rolle des Kaʻiana?
Momoa: Ganz ehrlich? Es war das Befreiendste, was ich je gemacht habe. Normalerweise stecke ich in 40 Kilo schweren Superheldenanzügen. Da schmorst du den ganzen Tag in deinem eigenen Schweiß. Es ist brutal.
teleschau: Und diesmal?
Momoa: Diesmal hatte ich nur ein Malo an - ein traditionelles hawaiianisches Tuch. Kein Stretch-Anzug, kein Kostüm, nichts, was dich einengt. Nur Haut, Muskeln, Bewegung. Ich konnte rennen, schwimmen, kämpfen - frei wie nie. Ich sag's ehrlich: Wenn ich damit nicht ständig angestarrt und angesprochen werden würde, würde ich den Malo jeden Tag tragen. Ich habe mich noch nie so männlich, verbunden und echt gefühlt.
teleschau: Sie haben den Malo nicht nur getragen - Sie mussten ihn sich auch selbst binden. War das eine besondere körperliche oder kulturelle Erfahrung für Sie?
Mamoa: Ja, absolut. Jeder Malo ist ein langes Stück Stoff - traditionell die Kleidung der Männer im alten Hawaii -, etwa zwei bis drei Meter lang. Man wickelt und knotet ihn sich selbst um den Körper, vergleichbar mit einem Lendenschurz. Es gibt keine Einheitsgröße.

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Jason Momoa hat ein Projekt realisiert, das ihm mehr bedeutet als alle bisher. (Bild: 2024 Getty Images/Amy Sussman)
teleschau: Also fast ein Ritual?
Momoa: Genau. Es hat etwas Erdendes. In der Produktion war das eine bewusste Entscheidung - und ein Zeichen von Respekt gegenüber der Kultur. Natürlich schauen viele Leute nur auf das Äußere und haben ihre Meinung. Aber die Wahrheit ist: Der Malo ist tief verwurzelt in unserer Geschichte. Ihn zu tragen, war für mich eine wunderschöne Art, Identität zu zeigen und unsere Kultur sichtbar zu machen.
„Sie hielten mich für verrückt. Wahrscheinlich zu Recht.“
teleschau: In der Serie sagt Kaʻiana: „Es fühlt sich an, als wären die Götter gegen mich.“ In der hawaiianischen Kultur sind die Götter überall - im Wind, im Meer, im Land. Haben Sie beim Dreh etwas Höheres gespürt? Einen Schutz, ein Zeichen, vielleicht sogar eine Wende?
Momoa: Das ist eine große Frage. Aber ja - wir hatten von Anfang an den Anspruch, diese Produktion aus der Kultur herauszuführen. Und die Folge war: Wir haben Zeichen bekommen. In der hawaiianischen Tradition nennen wir das Hō'ailona - Omen, die zeigen, dass man auf dem richtigen Weg ist.
teleschau: Gab es ein besonders starkes Zeichen?
Momoa: Oh ja. Das Finale habe ich selbst inszeniert - auf einem Lavafeld. Und was dann passierte, war unglaublich: Zwei Vulkane brachen gleichzeitig aus, genau an dem Tag, an dem wir mit dem Dreh begannen. Und sie hörten auf, als wir den letzten Drehtag beendeten. Das gab's noch nie in der Geschichte. Als ob die Insel uns sagen wollte: Ich sehe euch. Und ich segne, was ihr hier macht.
teleschau: Hatten Sie Zweifel, überhaupt auf Hawaii zu drehen?
Momoa: Uns wurde oft gesagt: Dreht lieber woanders! Es wird zu teuer, zu schwierig. Aber ich war entschlossen - als Regisseur und als Hawaiianer. Diese Geschichte spielt hier, sie gehört hierhin. Sie musste auf diesem Boden erzählt werden. Das war ein heiliger Moment: Die Serie ist hawaiianisch geschrieben, produziert, gespielt, inszeniert - und dann antwortet uns die Insel mit Feuer und Regen. Es war, als ob wir sie ehren - und sie hat uns geantwortet. Und das war nur eines von vielen Zeichen.
teleschau: Sie haben tief in der hawaiianischen Geschichte gegraben, recherchiert, inszeniert - und sie selbst verkörpert. Hat das Ihren Blick auf Ihr eigenes Erbe verändert? Oder Ihre Selbstwahrnehmung?
Momoa: Diese Recherche ist für mich kein Projekt - sie ist ein lebenslanger Weg. Das sind die Geschichten, die wir am Lagerfeuer erzählen. Die, die wir als Kinder hören - von unseren Großeltern, unseren Tanten, von der Familie. Wir tanzen unsere Geschichte, wir singen sie. Das gehört zu unserem Aufwachsen dazu. Aber was jetzt passiert ist, ist etwas völlig anderes. Wir bringen diese Geschichten zum ersten Mal ins Bild. Jeder liebt Hawaii - aber die wenigsten kennen es wirklich. Die Chance, unsere Rituale, unsere Kleidung, unsere Könige auf der Leinwand zu zeigen, hat uns verändert. Sie hat uns verbunden - auf eine Art, wie wir sie so noch nie erlebt haben.
teleschau: Was bedeutet das für Sie - ganz persönlich?
Momoa: Die Silhouetten unserer Vorfahren werden lebendig. Das ist überwältigend. Und es ist für unsere Kinder. Damit sie sagen können: Das bin ich. Das ist meine Kultur. Das gehört zu mir. Das gilt für viele Menschen in Hawaii. Es wird ein Moment, den wir so noch nie hatten.
teleschau: Wie haben Sie es geschafft, zwischen epischem Drama und kultureller Wahrheit zu balancieren - beim Schreiben und Inszenieren von „Chief of War“?
Momoa: Unsere Geschichte ist universell - sie funktioniert auf menschlicher Ebene. Die hawaiianische Kultur ist wie eine zusätzliche Schicht, ein wunderschönes Detail. Wenn man zum Beispiel die königliche Kleidung sieht, dann ist das kein Kostüm - es ist Identität. Wir haben alles echt gemacht: Die Tikis wurden von Meistern geschnitzt, die Kanus von Hand aus Baumstämmen gefertigt, die Schlitten gebaut wie damals. Das sind keine Requisiten. Manche Dinge, die wir hier zeigen, kannte ich selbst nur aus Museen. Jetzt leben sie - auf der Leinwand.

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„Ich wollte zeigen, wie kraftvoll unsere eigenen Könige waren, welche Legenden in unserer Kultur stecken“, sagt Jason Momoa. (Bild: 2025 Getty Images/Darryl Oumi)
teleschau: Und bei den Dreharbeiten - wie weit sind Sie da gegangen?
Momoa: Für manche Szenen sind wir morgens um drei aufgestanden, um kurz darauf auf dem echten Lavafeld zu stehen - mit Hunderten Statisten, im stockdunklen Nichts. Und dann haben wir gekämpft, bis die Sonne aufging, nur um das perfekte Licht zu erwischen. Sie hielten mich für verrückt. Wahrscheinlich zu Recht. Aber genau das war das Schöne daran. Und das Beste: Viele der Menschen, die dort gelebt haben - genau in dieser Gegend -, haben wir angerufen und eingeladen. Wir sagten: Kommt, zieht den Malo an, legt die Helme und Federcapes an, nehmt den Speer in die Hand. So konnten sie selbst ein Teil dieser Geschichte werden - und sich auf eine sehr persönliche Weise mit ihrer Herkunft verbinden.
teleschau: Physisch war diese Serie extrem fordernd - aber wie haben Sie die emotionale Last getragen? Schließlich erzählen Sie hier die Geschichte Ihres Volkes, Ihrer Vorfahren. Gab es Momente, in denen Sie abbrechen mussten, weil es zu viel wurde?
Momoa: Öfter als ich zählen kann. Da gibt es eine Szene - sie ist sogar im Trailer -, da war ich am Ende. Ich war in so einem tiefen Schmerz, körperlich und seelisch. Man sieht es auch in der Szene. Ich würde nicht sagen, es ist die beste Szene, die ich je gespielt habe - aber definitiv die kraftvollste. Ich werde nie vergessen, welche Geräusche aus mir herauskamen in diesem Moment. Es war roh, intensiv, echt.
teleschau: Und trotzdem mussten Sie die Produktion tragen, weiterführen. Wie geht man mit so etwas um?
Momoa: Ich liebe es, vorneweg zu gehen. Ich liebe es zu inszenieren, zu führen, alle mitzunehmen. Nicht nur zu sagen: Ich bin Schauspieler, das war's. Ich liebe es zu sagen: Das ist unsere Geschichte. Das ist unsere Vision. Und dann alle Departments, das ganze Team zu pushen, ihnen Energie zu geben. Wenn du aus einem guten Ort heraus gibst - dann wird daraus eine unerschöpfliche Kraft. Manche fragen: Zehrt das nicht aus? Ich sage: Nein. Wenn du auf dem richtigen Weg bist, wenn du das tust, was du tun sollst - dann ist da unendlich viel Inspiration.
teleschau: Und wann wurde es wirklich schwer?
Momoa: Die schlimmsten Momente waren die ruhigen. Wenn der Tag vorbei ist, wenn du alleine bist - kurz bevor du ins Bett gehst. Wenn du ausatmest. Und wieder auftanken musst. Aber trotzdem: Das war das erste Mal in meiner Karriere, bei dem ich das Gefühl hatte - es hört nicht auf zu tragen. Ich bin jeden Tag ans Set gegangen und dachte: Wow. Alle, die ich liebe, aus 27 Jahren Schauspielerei, waren da.
„Es wird in meinem Leben - beruflich - nichts mehr geben, das wichtiger oder größer ist“
teleschau: Dieses Projekt ist für Sie weit mehr als eine Rolle - Sie haben mitgeschrieben, Regie geführt, produziert, die Hauptrolle gespielt. Was genau bedeutet Ihnen „Chief of War“?
Momoa: Es wird in meinem Leben - beruflich - nichts mehr geben, das wichtiger oder größer ist als das hier. Um das zu erreichen, was wir erreicht haben, musste ich erst mal eine Karriere aufbauen, in der Leute überhaupt bereit sind, mir so etwas zuzutrauen. Und dann musste ich sie davon überzeugen, dass wir das mit lauter Erstbesetzungen machen. In einer Sprache, die noch nie jemand gehört hat. Dass Apple mir dieses Vertrauen geschenkt hat - auch durch unsere Zusammenarbeit bei „See“ - hat extrem viel bedeutet. Und ja, der Erfolg von „Aquaman“ hat sicher geholfen, so ein episches Projekt zu ermöglichen.
teleschau: Gab es einen Moment, in dem Sie gespürt haben: Jetzt passiert genau das, wovon ich all die Jahre geträumt habe? Jason Momoa: Für mich ist das hier wie „Apocalypto“ für Mel Gibson oder „Der mit dem Wolf tanzt“ für Kevin Costner. Das hier - das ist mein „Chief of War“. So etwas werde ich über meine Kultur nie wieder auf diesem Level erzählen können. Es ist das Größte, was ich je machen durfte.
Leben im Caravan: „Ich bin einfach ein nomadischer Mensch“
teleschau: Ihr Durchbruch kam zwar mit großen Rollen - doch gleichzeitig weiß man, dass Sie viele Jahre lang im Van gelebt haben, sehr naturverbunden. Was hat Ihnen dieses Leben gezeigt?
Momoa: Ich mag kleine Räume, ich liebe es, mobil zu sein. Ich will draußen sein, ich will die Welt sehen. Ich habe mir gerade erst mein erstes richtiges Haus gekauft - es ist ganz schlicht. Davor habe ich aus Caravans gelebt. Ich bin einfach ein nomadischer Mensch - das steckt in meiner DNA.
teleschau: Aber man sagt ja oft: Wer wenig hat, merkt, was wirklich zählt. Ging es Ihnen auch so?
Momoa: Ich bringe schon gern Dinge mit - Gitarren, Motorräder, Musik. Sie helfen mir, fokussiert zu bleiben, kreativ zu sein. Wenn ich Motorrad fahre, denke ich an nichts anderes - das ist für mich Meditation. Ich richte mir überall ein kleines Zuhause ein. Aber am Ende braucht man nicht viel: Familie, Liebe, ein Dach über dem Kopf. Und draußen duschen, draußen essen - das ist für mich das echte Leben. Ich brauche einfach nur einen Platz, um den Kopf hinzulegen, jemanden zum Kuscheln - und dann wieder raus in die Welt.
teleschau: Und was darf in diesem Zuhause nicht fehlen?
Momoa: Ich bin ein ziemlicher Nostalgiker. Alte Schreibmaschinen. Ich sammle sie - genau wie Bleistifte. Ich liebe es, mit der Hand zu schreiben, das erdet mich. (tsch)