Heikle Foto-MontageWirbel um Böhmermann-Folge: Klage hat Konsequenzen

Der Satiriker und Preisträger Jan Böhmermann vom „ZDF Magazin Royal“ steht vor der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis2021 auf der Bühne im Funkhaus.

Satiriker Jan Böhmermann ist Gastgeber der Sendung „ZDF Magazin Royale.“ Das Foto zeigt ihn am 4. November 2021.

Satiriker Jan Böhmermann ist ein Fachmann darin, Aufmerksamkeit zu generieren. Eine Grafik aus seiner ZDF-Show im November 2022 hatte die Gemüter allerdings so stark erhitzt, dass der Sender nun reagieren musste.

Jan Böhmermann (41) weiß, wie er provozieren kann. Doch in den Augen einiger schießt der Satiriker dabei manchmal weit übers Ziel hinaus. So auch in der seiner „ZDF Magazin Royale“-Folge vom 25. November 2022.

In besagter Episode teilte der aus Bremen stammende TV-Moderator unter anderem gegen den Bundesfinanzminister Christian Lindner (44) und dessen Ehefrau, die „Welt“-Politik-Chefreporterin Franca Lehfeldt (33), aus. Für Aufregung sorgte hauptsächlich eine Foto-Montage. „Welt“-Chefredakteurs Stefan Aust (76) reichte deshalb eine einstweilige Verfügung ein.

Jan Böhmermann: RAF-Fahndungsplakat sorgt für Wirbel

Angelehnt an die RAF-Fahndungsplakate aus den 1970er-Jahren präsentierte Jan Böhmermann in seiner Sendung eine Grafik mit der Überschrift „Linksradikale Gewalttäter – Lindner-Lehfeldt-Bande“.

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Die Bezeichnung „Lindner-Lehfeldt-Bande“ war in diesem Fall als Anspielung auf die Bezeichnung Baader-Meinhof-Bande zu verstehen. Böhmermanns satirische These: Die FDP sei die neue Rote Armee Fraktion.

Die auf dem Fake-Plakat abgebildeten Personen würden „wegen Beteiligung an staatsfeindlichem Aktivismus, Bildung einer kriminellen Vereinigung, gemeinschaftlicher Vorbereitung schwerer staats- und menschheitsgefährdender Straftaten und anderen Straftaten“ steckbrieflich gesucht werden.

Auch der Name Stefan Aust tauchte auf dem Fahndungsplakat auf. Er beschäftigte sich viel mit der Roten Armee Fraktion, veröffentlichte 1985 das Sachbuch „Der Baader-Meinhof-Komplex“.

Auf dem Fahndungsplakat ist über Austs Namen allerdings gar nicht sein Gesicht, sondern das von Schauspieler Volker Bruch (42) zu sehen. Bruch verkörperte im Film „Der Baader-Meinhof-Komplex“ (2008) die Rolle des Journalisten Stefan Aust.

Da der Name und abgebildete Kopf auf dem Fahndungsplakat nicht übereingestimmt hatten, klagte Aust vor dem Landgericht Hamburg wegen einer Persönlichkeitsverletzung – und hat nun Recht bekommen.

Als Konsequenz löschte das ZDF die Szene am Freitag (6. Januar 2023) aus der Mediathek. Dort steht nun folgender Hinweis: „Die Sendung ‚ZDF Magazin Royale‘ vom 25.11.2022 wurde nachträglich bearbeitet.“

Terror in Deutschland: Die Rote Armee Fraktion

Vorwiegend in den 1970er-Jahren agierte die RAF in der Bundesrepublik als bewaffnete Stadtguerilla nach südamerikanischen Vorbild. Zur ersten Generation der militanten Terrororganisation zählten unter anderem Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Horst Mahler.

Ihr Ziel: Eine Umwälzung des kapitalistischen Systems. Neben Banküberfällen und Bombenattentaten hatte es die Rote Armee Fraktion besonders auf Personen aus Politik und Wirtschaft abgesehen.

Den Höhepunkt der terroristischen Aktivitäten in Westdeutschland bildete 1977 der „Deutsche Herbst“. 1998 löste sich die Rote Armee Fraktion auf. (jm)