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„maischberger“Ukrainischer Botschafter Melnyk spricht über Putin und warnt: „Seine größte Waffe“

„Putin ist kein guter Feldherr, wie man sieht“, stellte Andrij Melnyk fest. Aber als geübter KGB-Agent spiele der russische Machthaber mit der Angst der Menschen.  (Bild: ARD)

„Putin ist kein guter Feldherr, wie man sieht“, stellte Andrij Melnyk fest. Aber als geübter KGB-Agent spiele der russische Machthaber mit der Angst der Menschen. (Bild: ARD)

Vieles hatte im Vorfeld für einen rhetorisch scharfen Auftritt von Andrij Melnyk gesprochen. Doch zu Gast bei Sandra Maischberger gab sich der scheidende ukrainische Botschafter zurückhaltender als erwartet – und räumte gar eigene Fehler ein. Ganz verzichtete er auf Kritik an der Bundesregierung aber nicht.

„Ultraheiß“ werde der Abend. Er blicke mit Vorfreude auf „eine hitzige Debatte“. Gemessen an den Tweets, die Andrij Melnyk vor seinem Auftritt bei „maischberger. die woche“ am Dienstag (13. September) abgesetzt hatte, konnte man sich auf einen rhetorisch rauen Ton einstellen.

Doch anders als bei einigen Talkshow-Auftritten Melnyks in den Monaten zuvor, gab sich der scheidende ukrainische Botschafter in Berlin verhältnismäßig zurückhaltend. Zu Beginn des Doppelinterviews mit Militärexperte Carlo Masala verwies Melnyk auf die jüngsten ukrainischen Erfolge auf dem Schlachtfeld. Die Befreiung einer Fläche „so groß wie Luxemburg, das Saarland und Berlin zusammen“ verstehe er als Wendepunkt im Ukraine-Krieg.

Maischberger: Ukrainischer Botschafter Melnyk zeigt sich zurückhaltend

Zurückhaltender äußerte sich Experte Masala, der anmerkte, es sei entscheidend, die Russen „in Bewegung zu halten“ und am Aufbau einer erneuten Verteidigungslinie zu hindern. Dennoch sei der „grandiose militärische Erfolg“ der ukrainischen Truppen nicht von der Hand zu weisen. Dass die Ukraine Panzerlieferungen fordere, beurteilte Masala aus deutscher Sicht als unbedenklich.

Alles zum Thema Sandra Maischberger

Solange „wir keinen Fuß auf ukrainischen Boden setzen, mit jemanden, der eine Waffe in der Hand hält“, werde man nicht zur Kriegspartei. Den russischen Einsatz von Atomwaffen sah der Militärexperte als unwahrscheinlich an, für Putin folge dann „die totale Isolation“.

Eine derartige Eskalation im Krieg erwartet auch Andrij Melnyk nicht. „Fast bei null“ ordnete er das Risiko ein, dass Atomwaffen eingesetzt würden. „Putin ist kein guter Feldherr, wie man sieht“, sagte er. Als KGB-Mann sei er aber „sehr gut“: „Was diese Leute gut können, ist Menschen einzuschüchtern.“

„Putin ist kein guter Feldherr“: Melynk rechnet mit russischem Präsidenten ab

Putin instrumentalisiere die Angst vor einem Atomangriff zu seinen Zwecken, erklärte der 47-Jährige. Das habe auch auf Deutschland Auswirkungen, wie Melnyk ausführte: „Er kennt die deutsche Seele. Er kann damit leider sehr gut spielen. Gaspreise steigen, ein kalter Winter, das muss man im Blick haben: Dass diese Angst seine größte Waffe ist.“

Maischbergers Hinweis auf die Haltung der Bundesregierung, bei den geforderten Panzerlieferungen dürfe Deutschland keine Alleingänge starten, quittierten beide Interviewpartner mit Unverständnis. Masala beurteilte einen derartigen Vorstoß als „moralisch angebracht“ und stellte klar: „Ohne Waffenlieferungen gäbe es keine freie Ukraine mehr. Ohne Waffenlieferungen hätten wir sicher noch mehr Butschas, noch mehr vergewaltigte Frauen, noch mehr tote Ukrainer.“

Andrij Melnyk wunderte sich derweil über das Verhalten von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht: Sie gehe von einer „Führungsrolle“ Deutschlands aus, handele aber nicht danach. Trotzdem bleibt der Noch-Botschafter optimistisch: „Ich bin davon überzeugt, dass die Weigerung der Ampel bei 'Marder' oder 'Leoparden' fallen wird.“ Schon in den nächsten Wochen werde sich das Meinungsbild drehen, orakelte Melnyk.

Andrij Melnyk hofft auf klärendes Gespräch mit Olaf Scholz

Neben dem aktuellen Geschehen in der Ukraine, kam Andrij Melnyk auch auf seine eigene Rolle zu sprechen. Immer wieder hatte sich der Diplomat recht undiplomatisch in TV-Talkshows in Rage geredet und Gesprächspartner mitunter mit markigen Worten bedacht. Bei Sandra Maischberger gab der Ukrainer ein gegensätzliches Bild ab und räumte ein: „Man muss für seine Fehler gerade stehen.“ Trotz einiger Misstöne sei Deutschland, „egal, wie kritisch man gegenüber der Regierung ist, unser wichtigster Verbündeter in Europa“.

Um eine Rolle der Ukraine in der EU und Nato zu schaffen, „müssen wir die Deutschen gewinnen“, verdeutlichte Melnyk: „Ich wünsche meinem Nachfolger, dass er das besser macht als ich.“ Rhetorisch scharfe Angriffe, die er in der Vergangenheit abgesetzt hatte, betitelte Andrij Melnyk als „Hilferufe“: „Wenn jemand ertrinkt, ist man nicht höflich. Da muss man schreien.“

Am Dienstagabend gab sich Melnyk wenige Wochen vor seinem Abschied als Botschafter in Berlin versöhnlich: „Ich hoffe, dass die Deutschen, die sich beleidigt fühlen, Nachsicht haben, wenn ich weg bin.“ Außerdem äußerte er den Wunsch nach einem Gespräch mit Olaf Scholz. (tsch)