Die Grünen sind nur noch in der Opposition. Nachdem sie die neue Regierung nun zum zweiten Mal in wenigen Wochen mit gerettet haben, platzte der Bundesvorsitzende Felix Banaszak im „Morgenmagazin“-Interview fast vor Selbstbewusstsein. In der Union müsse man sich reflektieren.
„Haben sie etwas gut bei Friedrich Merz“, fragt ARD-Frau - da wird der Grünen-Chef deutlich

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Grünen-Chef Felix Banaszak stellte sich am Mittwoch den Fragen von ARD-Moderatorin Sabine Scholt. (Bild: ARD)
„Schon zum zweiten Mal haben Sie Friedrich Merz aus der Patsche geholfen“: Mit diesen Worten begrüßte Moderatorin Sabine Scholt am Mittwoch im ARD-“Morgenmagazin“ den Grünen-Chef Felix Banaszak. Der hatte mit seiner Partei am Vortag den Weg frei gemacht zu einem zweiten Wahlgang, nachdem der CDU-Chef im ersten völlig überraschend keine Kanzler-Mehrheit erreichen konnte.
Wenigen Wochen zuvor hatten die Grünen bereits ihre Zustimmung zum Schuldenpaket gegeben, damit die neue Regierung ihre Investitionsvorhaben umsetzen kann.
Mit entsprechend breiter Brust präsentierte sich im ARD-Interview der Bundesvorsitzende der Oppositionspartei. Man stehe der neu gewählten Regierung „nicht mit Verfahrenstricks im Weg“, erklärte Banaszak die Motivation seiner Fraktion. Mit einem selbstbewussten Lächeln fügte er hinzu: „Wir haben uns vorgenommen, eine konstruktivere Oppositionspartei zu sein, als es Friedrich Merz selbst an den Tag gelegt hat.“
Grünen-Chef zu Friedrich Merz: „Man sieht sich immer mehrfach im Leben“

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Felix Banaszak sagte in der ARD: „Wir haben uns vorgenommen, eine konstruktivere Oppositionspartei zu sein, als es Friedrich Merz selbst an den Tag gelegt hat.“ (Bild: ARD)
Auf die Frage, ob er nun „etwas gut“ habe bei Friedrich Merz, antwortete Banaszak: „Das ist keine Kategorie in der Politik.“ Dennoch wünsche er sich, dass der neue Bundeskanzler und sein „nicht besonders erfahrenes“ Regierungsteam etwas aus den „nicht normalen Zuständen“ der letzte Wochen lernen. Banaszak erinnerte an die Inkaufnahme einer Bundestagsmehrheit mit der AfD und die plötzliche Kehrtwende in der Schuldenpolitik nach der Bundestagswahl.
Und nun die in der Geschichte der Bundesrepublik einmalige Schlappe im erste Wahlgang zur Kanzler-Kür. Hätten sich die Grünen einem zweiten Wahlgang am selben Tag verweigert, „wäre riesiges Chaos“ ausgebrochen, erläuterte Banaszak. Seine Botschaft an die neue Regierungsmannschaft: „Vielleicht ist es ein Hinweis, dass Kooperation in der Politik auch eine Währung ist und dass man sich immer mehrfach im Leben sieht.“
Banaszak: Wahl-Debakel war kein „kleiner Betriebsunfall“
Friedrich Merz habe bis zum Tag vor der Bundestagswahl „die Polarisierung im Land hochgeschraubt“, sagte Banaszak, der an dessen „bemerkenswerte“ Rede zu „grünen und linken Spinnern“ erinnerte. Nun müsse Friedrich Merz als Kanzler zeigen, „dass er das Land wirklich zusammenführen kann“.
Den Tonfall bei der Union habe er anders als in den Wochen zuvor nach der verpatzten Kanzlerwahl als nachdenklich empfunden. Eines habe Banaszak jedoch vermisst: „Ich hätte mir gewünscht, dass das am Abend nicht wie ein kleiner Betriebsunfall behandelt worden wäre, sondern auch ein Wort der Selbstreflexion gefolgt wäre.“ Aus dem Beinahe-Debakel müssten nun die richtigen Schlüsse gezogen werden: „Wir wollen eine Regierung, die jetzt die Probleme angeht.“ (tsch)