Grusel-Klamauk mit Cate Blanchett als BundeskanzlerinDas sind die Kino-Highlights der Woche

„Tanz der Titanen“ erzählt von einem G7-Gipfel, der horrormäßig aus dem Ruder läuft. In einer Hauptrolle: Cate Blanchett als deutsche Bundeskanzlerin. (Bild: Bleecker Street/Plaion Pictures)

„Tanz der Titanen“ erzählt von einem G7-Gipfel, der horrormäßig aus dem Ruder läuft. In einer Hauptrolle: Cate Blanchett als deutsche Bundeskanzlerin. (Bild: Bleecker Street/Plaion Pictures)

„Black Bag - Doppeltes Spiel“, The Weeknds „Hurry Up Tomorrow“ und „Tanz der Titanen“, eine groteske Politiker-Satire mit Cate Blanchett als Bundeskanzlerin: Das sind die Kino-Neustarts am 15. Mai.

Eine Gruppe von Spitzenpolitikern, angeführt von der deutschen Bundeskanzlerin, verirrt sich im Wald und durchlebt eine Horrornacht zwischen Moorleichen und anderen Gruselerscheinungen. Äh, was? Die Grundidee von „Tanz der Titanen“, keine Frage, ist schon reichlich absurd. Aber immerhin: mal etwas anderes. Wenn große Politik auf der Leinwand verhandelt wird, landet man ja meist irgendwo im Bereich zwischen Drama und Thriller, und in der Regel sind das dann auch sehr ernste Geschichten. Das Team hinter diesem Film entschied sich stattdessen für die Form des absurden Kinos. In einer Hauptrolle dabei: Oscargewinnerin Cate Blanchett als Bundeskanzlerin.

Demonstranten? Nein, was Bundeskanzlerin Hilda Ortmann (Cate Blanchett) da im nebeligen Wald begegnet, ist noch viel schlimmer. (Bild: Bleecker Street/Plaion Pictures)

Demonstranten? Nein, was Bundeskanzlerin Hilda Ortmann (Cate Blanchett) da im nebeligen Wald begegnet, ist noch viel schlimmer. (Bild: Bleecker Street/Plaion Pictures)

Außerdem neu im Kino: Steven Soderberghs Thriller „Black Bag - Doppeltes Spiel“ (ebenfalls mit Cate Blanchett in einer Hauptrolle) erzählt vom Dilemma eines Geheimagenten-Paares, und mit „Hurry Up Tomorrow“ liefert Pop-Superstar The Weeknd ein Musical zu seinem gleichnamigen Album, das vor wenigen Monaten die Charts eroberte.

Tanz der Titanen

Sinnliches Spiel mit dem Nichts-Wissen: Cate Blanchett und Michael Fassbender verkörpern in „Black Bag“ zwei verheiratete Spione, die sich beruflich in die Quere kommen.  (Bild: 2025 Focus Features/Claudette Barius)

Sinnliches Spiel mit dem Nichts-Wissen: Cate Blanchett und Michael Fassbender verkörpern in „Black Bag“ zwei verheiratete Spione, die sich beruflich in die Quere kommen. (Bild: 2025 Focus Features/Claudette Barius)

Nein, nicht Angela Merkel. Die fiktive Kanzlerin, die Cate Blanchett hier verkörpert, heißt Hilda Ortmann. Eine ziemlich schräge Politikerin ist diese Hilda Ortmann. Sie verliert sich gerne in vermeintlichen Nebensächlichkeiten, hat zuweilen eine etwas lange Leitung und neigt zu dramatischen Anfällen. Die Bundeskanzlerin ist hier also eine ziemliche Witzfigur. Allerdings machen ihre mächtigen Kolleginnen und Kollegen in „Tanz der Titanen“ auch keinen besseren Eindruck.

Den Rahmen für die bitterböse Satire bildet ein G7-Gipfel, der in einer alten deutschen Burg stattfindet. Ziel ist das Verfassen einer gemeinsamen Erklärung zu irgendeiner nicht näher benannten globalen Krise. Das kennt man ja auch von echten Gipfeltreffen der Spitzenpolitik. Es wird dann lange um konkrete Formulierungen gerungen, die jeder unterschreiben kann, ohne zu große Zugeständnisse machen zu müssen, und am Ende bleibt vieles im Vagen. Es entbehrt durchaus nicht einer gewissen bösen Symbolik, dass auch in „Tanz der Titanen“ bald dichter, undurchsichtiger Nebel aufzieht.

Erst wird im Nebel gestochert, dann verlieren sich Bundeskanzlerin, US-Präsident, Kanada-Premier und Co. in selbigem. Angeführt von Hilda Ortmann verirren sich die G7-Oberhäupter im Wald rund um die Burg Dankerode. Und dann passieren schlimme, klamaukige Dinge. „Wir wurden angegriffen von dunklen, schattenartigen Gestalten“, berichtet die britische Premierministerin (Nikki Amuka-Bird) in heller Aufregung. Hilda Ortmann befürchtet schon das Schlimmste: „Demonstranten?“ Nein, was da im Moor lauert, ist noch weitaus unheimlicher und gefährlicher ...

Jemand hat etwas sehr Wertvolles gestohlen. War's Kathryn (Cate Blanchett)? (Bild: 2025 Focus Features/Claudette Barius)

Jemand hat etwas sehr Wertvolles gestohlen. War's Kathryn (Cate Blanchett)? (Bild: 2025 Focus Features/Claudette Barius)

„Tanz der Titanen“ feierte 2024 in Cannes Premiere und wurde seither bei vielen weiteren internationalen Filmfestivals vorgestellt. Die Kritiken fielen mehrheitlich gut aus, auch dank des hochkarätig besetzten Ensembles um Cate Blanchett (unter anderem auch mit Charles Dance, „Game of Thrones“). Das Drehbuch zu der deutsch-kanadischen Produktion verfasste Evan Johnson, der gemeinsam mit Galen Johnson und Guy Maddin auch Regie führte. Witzige Randnotiz: Die Filmemacher bedankten sich zuletzt im Trailer schon ausdrücklich bei den G7 „für die Unterstützung und Beratung während der Dreharbeiten“.

Black Bag - Doppeltes Spiel

Nach dem Erfolg des Nummer-eins-Albums „Hurry Up Tomorrow“ legt der kanadische Pop-Superstar The Weeknd mit einem gleichnamigen Kinofilm nach. (Bild: Wild Bunch Germany/Andrew Cooper)

Nach dem Erfolg des Nummer-eins-Albums „Hurry Up Tomorrow“ legt der kanadische Pop-Superstar The Weeknd mit einem gleichnamigen Kinofilm nach. (Bild: Wild Bunch Germany/Andrew Cooper)

Die Tasche ist gepackt, Kathryn (Cate Blanchett) verabschiedet sich mit einem innigen Kuss von ihrem Gatten. „Wohin geht's denn?“, erkundigt sich George (Michael Fassbender). Es ist mehr ein kleines, neckisches Schauspiel als eine ernst gemeinte Frage. Weiß er doch genau, dass sie ihm nichts sagen darf. So, wie er auch ihr nichts sagen darf. Zwei Eheleute, beide arbeiten als Geheimagenten: Das ist die Ausgangslage in Steven Soderberghs neuem Film „Black Bag - Doppeltes Spiel“, aus der bald schon ein scheinbar unlösbares Dilemma erwächst.

Kathryn und George lieben einander sehr, sie würden „alles“ füreinander tun. Allerdings haben sie einen ganz ähnlichen Schwur auch mit Bezug auf ihre jeweiligen Jobs im Spionage-Business abgelegt, und daraus wird in „Black Bag“ eine ziemlich komplizierte Sache. Weil beides, die unbedingte Liebe zum Partner beziehungsweise zur Partnerin und der bedingungslose Dienst für das Land, in gewissen Fällen eben nicht vereinbar ist.

Bei der Besetzung ins höchste Regal gegriffen: Neben Abel Tesfaye alias The Weeknd spielt auch Jenna Ortega (“Wednesday“) eine Hauptrolle in „Hurry Up Tomorrow“. (Bild: Wild Bunch Germany/Andrew Cooper)

Bei der Besetzung ins höchste Regal gegriffen: Neben Abel Tesfaye alias The Weeknd spielt auch Jenna Ortega (“Wednesday“) eine Hauptrolle in „Hurry Up Tomorrow“. (Bild: Wild Bunch Germany/Andrew Cooper)

Genau so einen Fall - unwahrscheinlich und sicherlich ein wenig konstruiert, aber theoretisch eben doch möglich - haben sich Star-Regisseur Steven Soderbergh und sein Autor David Koepp für „Black Bag“ ausgedacht. Jemand habe etwas gestohlen, „etwas ungemein Wertvolles“, poltern Vorgesetzte in einem Briefing. Die „undichte Stelle“ müsse schleunigst gefunden werden. Der Verdacht fällt auf Kathryn, und ausgerechnet George soll die Angelegenheit aufklären.

Er beobachtet sie, sie beobachtet ihn, beide beobachten sich gegenseitig und sehen sich immer wieder vielsagend und vermeintlich „wissend“ tief in die Augen ... nur das Publikum weiß bis zuletzt nie genau, wer von den beiden Profis im Täuschen und Tarnen ein „doppeltes“ (oder falsches) Spiel spielt. Ist Kathryn berechtigt im Visier der Behörden gelandet? Oder löst sich am Ende dieses undurchsichtigen Spionagethrillers doch alles ganz anders auf? Für die Beziehung von George und Kathryn wird die Geschichte in jedem Fall zur größtmöglichen Zerreißprobe.

Hurry Up Tomorrow

Nach ein paar Vorab-Singles das dazugehörige Album veröffentlichen und dann eine begleitende Tour spielen - das wäre der übliche Ablauf. Der kanadische Pop-Superstar The Weeknd hatte für „Hurry Up Tomorrow“ aber von Beginn an Größeres im Sinn. Rund um die Veröffentlichung gab es seinerzeit bereits eine mehrtägige Pop-up-Kunstinstallation in New York, eine eigene Album-Kollektion mit verschiedenen Merchandise-Artikeln und ein live gestreamtes Release-Konzert in São Paulo. Wenige Monate, nachdem „Hurry Up Tomorrow“ weltweit die Spitze der Charts eroberte, legt The Weeknd jetzt sogar noch mit einem gleichnamigen Kinofilm nach.

Inszeniert wurde „Hurry Up Tomorrow“ von US-Regisseur Trey Edward Schults (“It Comes At Night“), daneben konnten mit Jenna Ortega und Barry Keoghan auch zwei echte Hollywood-Stars für die Verfilmung des Nummer-eins-Albums gewonnen werden. Die Hauptrolle spielt aber, im Film wie in der Musik, The Weeknd, der hier unter seinem bürgerlichen Namen Abel Tesfaye auftritt. Der Kanadier schrieb außerdem am Drehbuch mit (gemeinsam mit Shults und Reza Fahim) und fungiert auch als Produzent.

Die Musik von „Hurry Up Tomorrow“ bildet wenig überraschend eine wichtige Säule des Films. Abgesehen davon ist diese Mischung aus Musical und Thriller aber durchaus auch als eigenständiges Werk zu verstehen. Im Fokus steht ein Musiker am Rande des Wahnsinns: Abel leidet unter schweren Schlafstörungen, das Publikum erlebt ihn als gepeinigte Künstlerseele in einer tiefen, existenziellen Krise. Schließlich begegnet er einer mysteriösen jungen Frau (Anima, verkörpert von Jenna Ortega), die sein Leben in eine völlig neue Richtung dreht. Der Beginn einer abgründigen Reise, festgehalten in einem bemerkenswerten und zweifellos sehr ambitionierten Filmprojekt. Auf eine Synchronisation wurde übrigens verzichtet, „Hurry Up Tomorrow“ wird auch in deutschen Kinos mit englischem Originalton (optional untertitelt) gezeigt. (tsch)