Mit einem Pin-geschützten Kinderprofil erweitert die ARD ihre Mediathek. Junge Zuschauerinnen und Zuschauer sollen hier altersgerecht und werbefrei mit einer breiten Sendungsauswahl in Berührung kommen.
Großes Angebot für die KleinstenWie das ARD-Kinderprofil Medienkompetenz fördern möchte

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Das neue Kindeprofil in der ARD Mediathek erlaubt Eltern, altersgerechte Inhalte für ihre Kinder noch einfacher zu finden. (Bild: ARD/Milchdesign/Montage)
Die Bedeutung vom Streaming spielt auch in der Welt der öffentlich-rechtlichen Sender eine zunehmende Bedeutung: Sowohl ARD als auch ZDF investierten zuletzt massiv in die Modernisierung ihrer Online-Angebote. Während sich die Mainzer mit leichten Startschwierigkeiten weg von der altbekannten ZDFmediathek hin zu einem neuen Streamingportal bewegten, rückt die ARD mit dem neuen ARD-Kinderprofil eine ganz besondere Zielgruppe in den Fokus ihrer gegenwärtigen Bemühungen. Seit April können Eltern hier nach der allgemeinen Registrierung in der ARD-Mediathek Profile mit Altersangaben ihrer Kinder erstellen. Das Versprechen: Die Kleinen bekommen dann nur altersgerechte Inhalte aus dem fiktionalen und nicht fiktionalen Angebot der ARD und des Kinderkanals KiKA angezeigt.
Die Alterseinstufung erfolgt in den drei Gruppen Vorschule (drei bis fünf Jahre), Grundschule (sechs bis acht Jahre) und Preteens (neun bis 13 Jahre). Löblich: Ein individuell festlegbarer Pin-Code gewährleistet, dass die Kinder den geschützten Bereich nur mithilfe der Erwachsenen verlassen können. So sinkt die Gefahr „aus Versehen“ verstörende Videos zu sehen, wie sie bei Social Media Plattformen besteht, auf denen sich Kinder heute teils schon im Grundschulalter bewegen. Auch beim Wechsel zwischen zwei Kinderprofilen, wenn in einem Haushalt etwa zwei Kinder leben, erfordert die Eingabe des Pins. Die Inhalte werden unter Federführung des MDR kuratiert.
Thematisch passende Vorschläge aus unterschiedlichen Genres

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Dr. phil. Maya Götz ist Medienpädagogin bei der Medienkompetenzplattform „so geht MEDIEN“ von ARD und ZDF und Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk und des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL. (Bild: IZI/Christian Rudnik)
Die Münchner Medienpädagogin Dr. Maya Götz stand als Fachberaterin den Redakteurinnen und Redakteurin des ARD Kinderprofils zur Seite: „Lineares Fernsehen hat in der Lebensrealität von Kindern überraschend viel Bedeutung“, betont sie im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau: „Die Kinder gucken durchschnittlich 60 Minuten täglich lineares Kinderfernsehen.“ Neben den Rentnerinnen und Rentnern seien Kinder „zurzeit die Einzigen, die das noch so massenhaft nutzen“, so Götz. Doch auch in dieser Zielgruppe nimmt die Nutzung der Mediatheken stetig zu, weil die Kinder „da gezielter das suchen oder das nutzen können, was sie schon kennen“.
Höchste Zeit also, dieser wichtigen Zielgruppe ein pädagogisch sinnvolles Angebot zu unterbreiten. Denn: „Sehen Kinder immer wieder dieselben Sendungen, verpassen sie andere Genres und Inhalte, die sie toll finden würden, wüssten sie von ihnen“, meint Götz. An diesen Gedanken knüpft das ARD Kinderprofil an: Schaut ein Kind etwa eine Folge von „Feuerwehrmann Sam“, bekommt es im Anschluss nicht nur weitere Episoden der beliebten britischen Animationsserie, sondern auch thematisch passende Sachformate wie das „CheXperiment: Feuer unter Wasser anzünden?!“ vorgeschlagen. Leider läuft auch hier ein zehnsekündiger Timer ab, wonach die Vorschau-Seite automatisch zur nächsten Empfehlung wechselt. Eltern, die die Bildschirmzeit ihrer Kinder möglichst tränenfrei limitieren wollen, müssen hier also ähnlich schnell reagieren wie bei den gängigen Streamingplattformen wie Netflix oder YouTube.
Ziel: Medienkompetenz stärken

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Ganz schön bunt: Auch bei der Gestaltung des neuen ARD Kinderprofils standen die Vorlieben der Kinder an erster Stelle. (Bild: ARD/Milchdesign/Montage)
In einer Zeit, in der unser aller Bildschirmzeit stetig wächst, wäre die Möglichkeit, einen Timer für die tägliche Gesamtnutzungsdauer festlegen zu können, sicher hilfreich. Andererseits sei die Fähigkeit, das geliebte Endgerät nach einer bestimmten Zeit bewusst wieder auszuschalten, ein erster Schritt in Richtung Medienkompetenz, wie Götz erklärt.
Die „Stärkung der Medienkompetenz“ ist, laut Sophie Burkhardt, Channelmanagerin ARD Mediathek, eines der Hauptanliegen des neuen Kinderbereichs: „Durch vertraute Vorbilder und Geschichten aus ihrem Lebensumfeld lernen Kinder, Herausforderungen zu meistern und kritische Fragen zu stellen.“ Wissensformate wie „Die Sendung mit der Maus“ oder die „Checker“-Reihe sind im ARD Kinderprofil leichter auffindbar als bislang. Außerdem gibt es neben den vielen fiktiven Inhalten auch wissenswerte Hintergrundinformationen zu beliebten Formaten: Die Marke „Schloss Einstein“ etwa stellt ihre aktuellen Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller in kurzen Videoformaten vor. Zu bestimmten Themen werden spezielle Erklärstücke auch aus Wissenssendungen extrahiert: Der Suchbegriff „#Politik“ etwa führt unter anderem nicht nur zu einer Folge der Kindernachrichtensendung „logo!“ zur Kanzlerwahl, sondern auch zu kurzen Erklärvideos aus Sendungen, die Begriffe wie „Datenjournalismus“ erklären.
Das ARD Kinderprofil als Hilfe für Eltern
„Es ist wichtig, Kinder früh auch an dokumentarische Formate wie die 'Sendung mit der Maus' oder die 'Checker Welt' heranzuführen“, betont Götz: „Das fördert nicht nur ihr Interesse an der Welt, sondern stärkt auch ihr kritisches Denken. Sie lernen, Informationen zu hinterfragen und Zusammenhänge besser zu verstehen - eine wichtige Grundlage für Medienkompetenz.“
Laut Einschätzung der Medienpädagogin, gibt es „kaum ein Thema, das Grundschulkindern nicht altersadäquat vermittelt werden kann“. Zum 80. Jahrestags des Kriegsendes nahm die ARD deshalb auch die preisgekrönte Serie „Der Krieg und ich“ ins Programm auf. Zum Diversity-Tag am Dienstag, 27. Mai, soll es eine speziell zugeschnittene Themensammlung der Vielfalt und dem gesellschaftlichen Miteinander geben. So kann das ARD Kinderprofil auch eine Hilfestellung für Eltern sein, wenn sie sich mit Kinderfragen zu komplexeren Themen konfrontiert sehen. Dank des sicheren und werbefreien Angebots sollen Kinder gleichzeitig ermutigt werden, selbst durch die Themenwelten zu stöbern und Neues für sich zu entdecken.
Anlässlich des Internationalen Tags der Familie am Donnerstag, 15. Mai, möchte die ARD Mediathek gemeinsame Fernsehmomente von Eltern und Kindern stärken. Nostalgikerinnen und Nostalgiker können sich so zum Beispiel über die allerersten Staffeln der seit 1999 existierenden Kinderdetektivserie „Die Pfefferkörner“ oder die „Löwenzahn“-Folgen mit Peter Lustig (1981 bis 2005) freuen. So bietet das ARD Kinderprofil insgesamt mehr Inhalte als vergleichbare kindgerechte Angebote in den öffentlich-rechtlichen Mediatheken. (tsch)