Moderne Kunst hatte es bei Horst Lichter schon öfter schwer. Nun wurde das Werk eines international bekannten Malers bei „Bares für Rares“ weit unter Wert verkauft. Der Grund lag in seiner jüngeren Auktions-Vergangenheit.
Großer Name bei „Bares für Rares“ - doch ein winziger Makel kostet die Verkäuferin viel Geld

Copyright: ZDF
Anja und ihr Sohn Piet aus Neustadt in Holstein präsentierten bei Detlev Kümmel (links) und Horst Lichter ihr Erbstück. Für das Gemälde gab es weniger Geld als erhofft. (Bild: ZDF)
Horst Lichter konnte in der Mittwochsausgabe von „Bares für Rares“ immerhin das Motiv sofort erkennen. Dabei gilt der ZDF-Moderator ja nicht gerade als Freund moderner Kunst. Doch die „schwere Kost“ wurde in der Sendung fast zum Ladenhüter. Nach Jahren im Kleiderschrank wollte auch bei den Händlern keine Liebe für das Bild entfachen. Das hatte einen triftigen Grund.

Copyright: ZDF
„Eine Menge Geld für ein kleines Bild“, schnaufte Horst Lichter. (Bild: ZDF)
Anja aus Neustadt in Holstein hatte das kleinformatige Werk vor zehn Jahren von ihrer Großtante geerbt. Seither lag es ohne Beachtung im Kleiderschrank. Auch ein Verkauf in einem Auktionshaus scheiterte. Nun versuchte sie es gemeinsam mit ihrem Sohn Piet bei „Bares für Rares“. Lichter war sich sicher, hier würde es besser laufen: „Das lag am Auktionshaus!“
„Das ist ein typisches Kleiderschrank-Bild“, scherzte Lichter. Doch laut Detlev Kümmel stammte das signierte Bild von einem namhaften Künstler. Christian Rohlfs, in Weimar studiert, erlangte nach einem Ruf an die Folkwangschule in Hagen auch internationalen Erfolg. Das Objekt aus der Sendung war mit Tempera auf Papier gefertigt und „ein Unikat“.
Horst Lichter schnauft: „Eine Menge Geld für ein kleines Bild“

Copyright: ZDF
Zum Verkauf stand ein kleinformatiges Unikat von Christian Rohlfs. (Bild: ZDF)
Lichter hatte „einen kräftigen Herrn“ im Bild erkannt. Kümmel beschrieb die Person mit hochrotem Kopf und roter, geballter Faust ebenfalls als „grimmig und wütend“. Kein Wunder, denn das Frühwerk des Künstlers war 1919 entstanden, ein Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. „Damals gab es eine Menge Kummer und Probleme“, refeierte der Experte.
Zum Bild gab es ein Echtheitszertifikat. Die Verkäuferin hatte es erstellen lassen vor ihrem Versuch, das Bild in einem Auktionshaus zu verkaufen. Erst seither ist das Bild als Teil des Werkverzeichnisses des Künstlers bekannt. Für das Gemälde wünschte sich die Verkäuferin 2.000 Euro. „Eine Menge Geld für ein kleines Bild“, schnaufte Lichter.
„Christian Rohlfs ist weltbekannt“, entgegnete Kümmel. Und so taxierte er das Kleinformat auf 2.500 bis 3.000 Euro. „Sehr schön!“, rief Sohn Piet und freute sich über den hohen Schätzpreis. Jetzt jubelte auch Lichter, die Freude war ansteckend. „Du haust die Händler in die Ecke, da bin ich mir ganz sicher“, prophezeite Lichter dem Jungen.
Susanne Steiger erklärt Skepsis: „In unserer Fachsprache 'etwas verbrannt'“

Copyright: ZDF
Im Händlerraum lief es schwerfällig für die Verkäufer - vor allem, weil das Bild schon mal ohne Zuschlag bei einer Auktion angeboten war. (Bild: ZDF)
Doch im Händlerraum trübte zwei Dinge die Stimmung: die „schwierige Thematik“ vor allem der missglückte Verkauf. Ein echter Makel! Susanne Steiger nannte das Bild „in unserer Fachsprache 'etwas verbrannt'“, da es ohne Zuschlag schon einmal in einer Auktion stand. David Suppes hingegen kannte nicht mal den Künstler. Steiger bot dennoch 500 Euro.
Auch Jan Cizek, Anaisio Guedes und David Suppes boten mit und erreichten in kleinen Schritten 800 Euro. Die Verkäuferin blickte nicht gerade glücklich, als die Gebote danach stoppten und Christian Vechtel fragte lieber mal nach dem Wunschpreis. Der lag immer noch bei 2.000 Euro.
„Das Ergebnis aus der Auktion ist weltweit nachvollziehbar und das schränkt den Kundenkreis ein“, erklärte Steiger nochmals die knifflige Situation. Mit diesen Worten sank auch die Vorstellung der Verkäuferin. Nun wäre Anja auch mit 1.000 Euro zufrieden: „Vierstellig wäre schon schön.“ Und die 1.000 Euro bot dann David Suppes.
Als weiteres Verkaufsargument nannte Piet noch den guten Zustand, „obwohl das Bild von 1919 ist“. Damit entlockte er Christian Vechtel ein neues Höchstgebot von 1.200 Euro. Mehr gab es nicht, denn Suppes betonte noch mal „die schwere Kost“. Händler-Kollege Vechtel war letztlich zufrieden, ihn überzeugte „die Symbolkraft“ des sperrigen Kunstwerks. (tsch)