Eklat beim ESCModerator mit unfassbaren Äußerungen vor laufender Kamera: „Zutiefst schockiert“

Der ESC soll Spaß machen. Doch schon seit langem ist klar: Dieses Jahr wird er anders sein, politischer. Im Fokus stehen vor allem Israel und der Krieg in Gaza. Bei der Übertragung des Halbfinales kam es nun zu einem Eklat.

von Martin Gätke  (mg)

Der ESC steht seit jeher für Freude und Völkerverständigung, doch bei der Übertragung des Halbfinales kam es nun zu einem Rassismus-Eklat in Israel. 

Der armenische Sänger Parg, der eigentlich Pargev Vardanian heißt, hat gerade seinen ESC-Beitrag „Survivor“ zu Ende gesungen, als sich der Kommentator des israelischen Fernsehsenders Kan 11 zu einer Bemerkung hinreißen ließ, die in armenischen Medien als rassistisch aufgefasst wird.

Heftige Kritik an Äußerung im israelischen Fernsehen

„Ich kann nicht glauben, dass wir diesen Leuten ein ganzes Viertel in Jerusalem gegeben haben“, sagte der Kommentator vor laufender Kamera. Er fügte hinzu: „Survivor – so fühlen wir uns, nachdem wir dieses Lied anschauen mussten.“ „Survivor“ heißt übersetzt: Überlebende.

Hier die Szene auf Instagram ansehen:

Sofort wurde heftige Kritik an der Äußerung laut. Eine armenische Nachrichtenplattform schrieb, dass sie „zutiefst beleidigend“ sei. Sie würden die historische Präsenz Armeniens in Jerusalem untergraben. „Das 1.700 Jahre alte Erbe der armenischen Gemeinschaft in der Heiligen Stadt Jerusalem steht nicht für billige Beleidigungen oder revisionistische Kommentare zur Verfügung.“

Die Bewegung „SavetheArQ“ (Rettet das armenische Viertel) in Jerusalem schrieb, man sei „zutiefst schockiert und verurteilt aufs Schärfste die schändlichen Äußerungen des israelischen Rundfunksenders Kan 11“. Dies sei eine „beunruhigende, unbegründete, rassistische und beleidigende Aussage“, die sich gegen eine uralte Gemeinschaft richte, die ein „untrennbarer Teil des historischen, religiösen und kulturellen Gefüges von Jerusalem ist“.

Das armenische Quartier von Jerusalem ist eines der vier Viertel der Altstadt von Jerusalem, neben dem jüdischen, dem muslimischen und dem christlichen Viertel. Die dort lebenden Armenier sind Christen und pflegen ihre Tradition seit Jahrhunderten. Sie waren die Ersten, die laut Überlieferung im Jahr 301 das Christentum zur Staatsreligion machten.

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Ein Sprecher der armenischen Gemeinschaft in Jerusalem kritisiert die Kommentare im Gespräch mit „301.am“ als „ignorant und respektlos“. Er verwies auch auf die Herausforderungen, denen diese Gemeinschaft über Jahrhunderte hinweg standhalten musste, während des Genozids an den Armeniern von 1915 bis 1923 diente das Viertel in Jerusalem dem verfolgten Volk als Zufluchtsort.

Am Freitagabend legte die armenische „301 Media Group“ offiziell Beschwerde bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU), der Veranstalterin des Eurovision Song Contest, ein. Sie fordern eine Ermittlung zu den Äußerungen des israelischen Moderators und fordern eine öffentliche Entschuldigung. Eine Antwort der EBU steht noch aus.