Ohne Sly Stone wäre die Musiklandschaft heute eine andere, auch gegen Hass und Diskriminierung setzte er schon früh Zeichen. Nun ist der einflussreiche Funk-Musiker im Alter von 82 Jahren gestorben.
Er prägte den Funk wie kaum ein andererUS-Musiker Sly Stone gestorben

Copyright: Central Press
In den 60er- und 70er-Jahren setzte Sly Stone neue Akzente - musikalisch und politisch. Nun ist die Funk-Ikone 82-jährig verstorben. (Bild: Central Press)
Mitten in der Nacht vom 16. auf den 17. August 1969, um halb vier zwischen den Auftritten von Janis Joplin und The Who, betraten Sly and the Family Stone die Bühne des legendären Woodstock-Festivals.
Was sich in der nächsten Stunde dort abspielen sollte, gilt heute als einer der größten Festival-Auftritte aller Zeiten: Die Band von Frontmann Sly Stone war innovativ, energiegeladen und wild. Die Gruppe bestand aus schwarzen sowie weißen Musikern, aus Männern sowie aus Frauen - zu dieser Zeit eine Ausnahme. Sly and the Family Stone verkörperten die Ideale der politischen Musikszene der 1960er wie kaum ein anderer Act.
Musik-Pionier im Kampf gegen Diskrminierung
Nun ist Sly Stone im Alter vom 82 Jahren verstorben. Das gab seine Familie in einem Statement bekannt. „Wir finden Trost in dem Wissen, dass sein außergewöhnliches musikalisches Erbe weiterhin Generationen inspirieren wird“, heißt es darin. Stone, dessen bürgerlicher Name Sylvester Stewart war, habe an einer Lungenerkrankung gelitten.
Sly and the Family Stone entstanden 1966, als Sly Stone und sein Bruder Freddie ihre beiden Bands zu einer zusammenfügten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Stone bereits eine beachtliche Karriere hinter sich. Er war erst neun Jahre alt, als er 1952 auf der Single „On the Battlefield of the Lord“ sang, die er mit seinen Geschwistern Freddie, Rose und Vaetta als die Gospel-Gruppe The Stewart Four aufgenommen hatte. Als Musikproduzent hatte er mit gerade mal 21 Jahren einen Hit: Bobby Freemans „C'mon and Swim“ erreichte 1964 die Top 5 der US-Charts.
Die Überwindung von Diskriminierung war stets ein zentraler Bestandteil seines Wirkens. Als Schüler gründete er eine Doo-Wop-Gruppe, die ebenfalls aus schwarzen und weißen Mitgliedern bestand. Nach seinem Schulabschluss fand er Arbeit als Radio-DJ eines an ein schwarzes Publikum gerichteten R'n'B-Senders. Dass er auch Aufnahmen weißer Künstler wie den frisch gegründeten Beatles und Rolling Stones spielte, stellte auf Sendern wie diesem eine Seltenheit dar.
Einflussreiche Figur der Hippie-Generation
Auch seine eigene Musik war höchst politisch, nicht nur in der Auswahl der Bandmitglieder. „Don't hate the black, don't hate the white, if you get bit just hate the bite“, sangen Sly and the Family Stone 1968 auf dem Song „Are You Ready“. Dafür erlebte der Musiker und Aktivist auch Widerrede. Mitglieder der radikalen schwarzen Bürgerrechtsgruppe Black Panthers forderten ihn immer wieder auf, die weißen Mitglieder seiner Band zu feuern - sogar mit Gewalt sollen sie ihm gedroht haben.
Doch Sly Stone war niemand, der sich durch die Erwartungen anderer beeindrucken ließ, weder poiltisch noch musikalisch. Denn auch die Musik von Sly and the Family Stone war bahnbrechend. Der explosive Mix aus Funk, Soul, Jazz und Psychedelic Rock deutete anderen Interpreten dieser Genres völlig neue Möglichkeiten auf. Sly Stone war niemand der folgte, sondern jemand, der den Weg deutete - und seine Musik verschmolz viele verschiedene Seiten Amerikas zu einer Einheit, die er verkörperte wie wenige andere. (tsch)