Wie nahe Horror und Herzklopfen beieinander liegen: In der zweiten neuen Folge des Wettkochens komplettiern die Coaches ihre Teams. Und schon geht es ins Test- sowie ins erste Solo-Kochen - unter den strengen Augen von Gourmet-Guru Roland Trettl.
„Eine üble Achterbahnfahrt“Erster harter „The Taste“-Stresstest zerrt an Tim Raues Nerven

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Noch wirkte die Stimmung gelöst, doch die Anspannung stieg enorm an. Bei den ersten harten Kochprüfungen mussten die Kandidaten zeigen, was in ihnen steckt. Und nicht immer waren die „Meister“ und die „Meisterin“ zufrieden. (Bild: Joyn / Benedikt Müller)
Die samtige Stimme, die Blicke und seine ruhige, zugewandte Art: Roland Trettl ist eine Ausnahmeerscheinung in der internationalen Spitzengastronomie. Der Südtiroler Koch, der selbst schon öfter in der SAT.1-Erfolgsreihe „The Taste“ mitgewirkt hatte weiß genau, wie hoch die Emotionen am Herd gelegentlich aufkochen. Und dass nicht nur, weil er auch als Dating-Experte im Fernsehen Paare zueinander bringt. Trettl weiß, was man mit perfekten Zutaten und edlen Gewürzen zaubern kann. Er weiß auch um die verführerische Kraft seiner Worte. Und natürlich hängt man ihm in der Sendung, die er in Folge zwei der neuen Staffel als Gast-Juror beehrte, sofort an den Lippen.

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Der Moment, wenn der Show-Assistent die Löffel zum Verkosten bringt, ist immer auch ein Höhepunkt für die Coaches. (Bild: Joyn / Screenshot)
Hingerissen waren dabei nicht nur die noch sehr aufgeregten, weil ganz neu eingestellten Kandidaten der Show, sondern sogar die routinierte Moderatorin Angelina Kirsch. Sie stellte Roland Trettl als „die Charme-Offensive der Gourmet-Küche“ vor - das klang fast wie eine Liebeserklärung. Und die Coaches? Alexander Herrmann, Tim Raue, aber auch die beiden Neuen - Elif Oskan und Steffen Henssler -, begegnen Trettl mit Respekt. Auch sie wissen, dass er nicht nur ein Purist, sondern auch ein Perfektionist ist, dessen Urteil Gewicht hat.
„Die Liebe ist lebensnotwendig.“

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Wie gewonnen, so zerronnen: Auch Coach Elif erlebt gleich mal die Härte der Wettkampf-Show mit. Sie verlor nach dem Solo-Kochen eine Kandidatin. (Bild: Joyn / Benedikt Müller)
„Die Liebe ist lebensnotwendig“, sagte Trettl. „Und das Essen ist lebensnotwendig.“ Und damit war der Akkord für die neue „The Taste“-Episode vorgegeben. Es sollte um die Liebe gehen - „Amore, Amore“, hörte man die jungen Koch-Talenten rufen -, aber natürlich auch um den großen Ernst, der für wahre (Koch-)Leidenschaft wichtig ist. Und so kreisten auch die vier Aufgaben, die Trettl mitgebracht hatte und die dann für die jeweiligen Teams ausgelost wurden, um sein Herz-Thema. Es ging darum, sich möglichst ausgefallene Gerichte rund um die Anregungen „Herzkirsche“, „Artischockenherzen“, „Herzmuscheln“ und „Hühnerherz“ auszudenken.
Puh, was für eine Challenge! Und schon war der erste nervenaufreibende Stresstest, den alle Beteiligten herbeigesehnt - aber natürlich auch gefürchtet - hatten, bittere Realität. Die Uhr im Studio begann zu ticken. Es war der erste Durchlauf, bei dem es auch gleich um einen Abschied gehen sollte. Und dabei hatten sich die neuen Teams der mittlerweile 14. Staffel doch gerade erst formuliert.
„Lecko mio“: Tim Raue wirkt begeistert

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Während Franca kochte, musste ihre Mentorin Elif (rechts) immer wieder eingreifen. Kein gutes Zeichen... (Bild: Joyn / Screenshot)
Kleine Rückblende: Los ging's am Mittwochabend auf SAT.1 erst einmal noch mit wichtigen Entscheidungen. Die 46-jährige Priscilla, die ursprünglich als Ingenieurin in der Auto-Industrie von Südamerika gearbeitet und erst spät ihre wahre Bestimmung als Köchin gefunden hatte, musste die vier Coaches von ihren Qualitäten überzeugen. Priscilla wirkte nervös, ein wenig chaotisch, aber einfallsreich: Ihre Kombination von Lamm-Medaillon mit südamerikanischem Mais-Püree und Quinoa kam gut an. Sie landete im Team von Alexander Herrmann. „Für mich ist der Löffel ein Fantasiebeschleuniger“, sagte er.
Tim Raue sicherte sich mit der gerade mal 28-jährigen Anne aus Cuxhafen eine Köchin, die genauso viel Wert auf Perfektion zu legen scheint wie der (latent pedantische) Meister selbst. Für ihren „Hamburger Pannfisch“-Happen gab es von allen vier Coaches Standing Ovations. Und dann zog auch noch der Allgäuer Profikoch Mike, wiederzuerkennen an großzügig über beide Arme verteilte Tätowierungen und einem ansteckenden Lächeln, alle Aufmerksamkeit auf sich. „Lecko mio“, sagte Tim Raue zu seinem Maultäschchen-Löffel. Mike entschied sich aber für das Team Blau von Elif Oskan.
„Die Artischocke ist mein Feind.“

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Die sympathische Brasilianerin Priscilla hatte sich im Team von Alexander Herrmann sehr wohl gefühlt. Doch mit der Artischocken-Aufgabe kam sie überhaupt nicht zurecht. Aus nach dem Teamkochen! (Bild: Joyn / Screenshot)
Besonders bitter: Nach dem ersten Teamkochen war die Reise der Ex-Ingenieurin und Stuttgarter Köchin Priscilla dann allerdings doch schon wieder vorbei: Sie kam mit der zugelosten „Artischockenherzen“-Aufgabe überhaupt nicht zurecht. „Die Artischocke ist mein Feind“, stöhnte sie. Denn sie kannte sie das Gewächs überhaupt nicht und benötigte enge Eins-zu-eins-Betreuung durch ihren Mentor. „Ohne Alexanders Tipp wäre mein Löffel leer.“
Allerdings geriet man auch in den anderen Teams immer wieder hart an die Belastungsgrenzen. Und sogar der Routinier Tim Raue geriet ins Flattern. „Das erste Teamkochen war eine üble Achterbahnfahrt“, klagte er. In der Jury-Bewertung hatte die Raue-Crew dann allerdings die Nase vorn. Eine eigenwillige, mutig leicht gesalzene Variante des Dessert-Klassikers Schwarzwälder Kirschtorte von Raues Schützling Pako gewann die Auszeichnung als bester Löffel.
Dagegen bekam Alexander Herrmann von Roland Trettl einen empfindlichen Dämpfer verpasst. Aus seinem Team stammte der Löffel mit der am wenigsten gelungenen Kreation - ausgerechnet Priscillas Artischocken-Ceviche. „Mit diesem Lebensmittel kannst du mehr machen“, monierte Trettl. „Es hat die Harmonie gefehlt.“ Alexander Herrmann blieb da keine andere Wahl: Er schickte Priscilla heim. „Es war eine wunderschöne Reise“, sagte die 46-Jährige - und ging.
Kandidat vergisst entscheidende Zutat
Bei der direkt anschließenden zweiten Nervenprüfung, dem ersten Solo-Kochen, bei dem ausnahmsweise nur Roland Trettl dem Sieger-Team von Tim Raue mit Tipps assistierte, waren alle Talente auf sich gestellt. Und auch die Aufgabe - ein Gericht irgendwie um die diversen Zwiebel-Arten zu kreieren - hatte es in sich. Kein Wunder, dass viel schiefging. So verzettelte sich etwa der oft überehrgeizig wirkende Rezeptentwickler Viktor aus München komplett. Schon beim Teamkochen hatte er vor Aufregung mit einem versehentlich eingeschalteten Bunsenbrenner seinen Arbeitstisch angekokelt. Diesmal vergaß er buchstäblich in den letzen Sekunden, beim Anrichten seiner Löffel die eigentlich wichtigste Zutat - die Zwiebel!
In der Schlussbewertung musste Viktor stark zittern, kritisierten doch gleich alle vier Coaches nach dem Testessen, dass sein Löffel zwar geschmeckt, aber das Thema verfehlt hatte. Dennoch traf das harte Schicksal diesmal noch eine Andere: Kandidatin Franca musste mit zwei Negativ-Prämien - den gefürchteten roten Sternen - gehen. Pricilla raus, Franca raus: Da waren es dann schon Zwei weniger... (tsch)
