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„Dieser Schönheitswahn macht mich fertig“Deshalb nahm sich Karin Thaler „selbst immer anders wahr“

25 Jahre „Die Rosenheim-Cops“ (neue Folgen ab 7. Oktober, dienstags, 19.25 Uhr): Zum Jubiläum wirft Karin Thaler (60) nicht nur einen Blick auf ihre Rolle als Marie Hofer, sondern reflektiert zugleich ihre Laufbahn als Schauspielerin. Im Fokus: Themen wie Selbstwert, finanzielle Herausforderungen und beruflicher Ehrgeiz. (Bild: 2022 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

25 Jahre „Die Rosenheim-Cops“ (neue Folgen ab 7. Oktober, dienstags, 19.25 Uhr): Zum Jubiläum wirft Karin Thaler (60) nicht nur einen Blick auf ihre Rolle als Marie Hofer, sondern reflektiert zugleich ihre Laufbahn als Schauspielerin. Im Fokus: Themen wie Selbstwert, finanzielle Herausforderungen und beruflicher Ehrgeiz. (Bild: 2022 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

„Ich konnte es mir nie recht machen“: Karin Thaler überrascht beim Rückblick auf 25 Staffeln als Marie Hofer in „Die Rosenheim-Cops“ und spricht offen über eine bewegte Karriere als Schauspielerin.

Seit einem Vierteljahrhundert ist sie das Herzstück einer der erfolgreichsten ZDF-Serien überhaupt: Als Marie Hofer in „Die Rosenheim-Cops“ (neue Folgen ab 7. Oktober, immer dienstags, 19.25 Uhr) steht Karin Thaler (60) für Klugheit, Witz und bayerischen Charme. 25 Jahre, 25 Staffeln, unzählige Fälle - Karin Thaler steht sinnbildlich nicht nur für die Entwicklung ihrer Figur, sondern auch für den Wandel einer ganzen Branche. Seit über 40 Jahren ist sie im Filmgeschäft und hat erlebt, wie sich die Rolle der Frau im Fernsehen, am Set und in der Gesellschaft verändert hat. Sie war immer engagiert dabei - oft gegen Widerstände, aber stets mit Haltung. Im Interview spricht die Schauspielerin, die seit 1997 mit dem Musiker Milos Malesevic verheiratet ist, über ihren langen Weg durch die Branche, über die unterschätzte Kraft stiller Figuren - und darüber, warum gerade Krimis ein Spiegel gesellschaftlicher Strukturen sein können.

teleschau: Frau Thaler, 25 Jahre „Die Rosenheim-Cops“ - seit 2000 wird gedreht, das ist ein Vierteljahrhundert Seriengeschichte. Hätten Sie 2002, als Sie als Marie Hofer zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen waren, gedacht, dass diese Serie so lange laufen würde?

Karin Thaler: Nein, das hätte ich nicht gedacht. Ich war zwar bereits, als ich bei den Cops anfing, schon in vielen Serien - rund 50 Produktionen -, aber meist nur für eine Staffel, als Gast oder zwei, drei Jahre. So lange wie hier war ich noch nie dabei. Und es passt: Dieses Jahr ist sowieso mein Jubiläumsjahr - ich bin 60 geworden, stehe 40 Jahre lang und für insgesamt weit über 1.000 Folgen und viele Filme vor der Kamera. Ich bin über 30 Jahre mit meinem Mann zusammen und seit 50 Jahren mit meiner besten Freundin befreundet.

teleschau: Wenn das kein Grund zum Feiern ist ...

Die Kommissare Sven Hansen (Igor Jeftić) und Kilian Kaya (Baran Hêvî), Stadträtin Marie Hofer (Karin Thaler), Hauptmeister Michi Mohr (Max Müller), Sekretärin Miriam Stockl (Marisa Burger), Kommissarin Julia Beck (Michaela Weingartner) und Kommissar Anton Stadler (Dieter Fischer, von links) sind in der Jubiläumsstaffel mit dabei. (Bild: ZDF/Markus Sapper)

Die Kommissare Sven Hansen (Igor Jeftić) und Kilian Kaya (Baran Hêvî), Stadträtin Marie Hofer (Karin Thaler), Hauptmeister Michi Mohr (Max Müller), Sekretärin Miriam Stockl (Marisa Burger), Kommissarin Julia Beck (Michaela Weingartner) und Kommissar Anton Stadler (Dieter Fischer, von links) sind in der Jubiläumsstaffel mit dabei. (Bild: ZDF/Markus Sapper)

Thaler: Ich bin gerade erst aus meinem Urlaub zurückgekommen und noch etwas angeschlagen von der Klimaanlage im Flieger. Anlässlich meines 60. Geburtstags hat mir mein Mann eine Überraschungsparty in Slowenien organisiert, wo wir eine kleine Wohnung haben. Er hat sogar seine Band eingeladen und selbst gespielt. 70 Leute waren da, und ich wusste von nichts. Das war wirklich besonders, denn normalerweise bekomme ich als kleiner Controlfreak alles mit. Ich habe gelacht, geweint, geschwitzt und getanzt bis zum Umfallen - vor lauter Adrenalin! Danach war ich mit meiner besten Freundin, mit der ich seit 50 Jahren befreundet bin, noch in der Türkei. Zehn Tage Sonne, ganz ohne Männer (schmunzelt).

„Darf ich als Frau über 50 wirklich eine so große Serienrolle aufgeben?“

teleschau: Gibt es einen Moment aus den Anfängen von „Die Rosenheim-Cops“, der Ihnen bis heute lebhaft in Erinnerung geblieben ist?

Thaler: Oft wurde ich gefragt, ob ich mich an den ersten Drehtag erinnere. Das tue ich nicht. Aber an das Casting erinnere ich mich genau. Joseph Hannesschläger war bereits als einziger Hauptdarsteller fest engagiert, und ich kam zu den Probeaufnahmen mit ihm. Ich dachte nur: „Wir sollen Geschwister sein?“ Ich war schlank, hatte blonde Locken und Bambi-Augen, er war genauso groß wie breit und hatte dunkle Haare. Wir sahen uns überhaupt nicht ähnlich. Also ging ich total locker in die Szene rein, in der die kleine Schwester den großen Bruder zamscheißt. Ich dachte mir: „Ich krieg's eh nicht.“ Und vielleicht war genau das der Grund, warum es dann so gut gepasst hat.

teleschau: Wie sehr sind Sie über die Jahre mit der Rolle mitgewachsen?

Karin Thaler (60) ist seit 1986 als erfolgreiche Schauspielerin im Geschäft. Im Interview blickt sie jedoch zeitweise mit gemischten Gefühlen auf ihre Karriere zurück: „Ich möchte nicht mehr jünger sein.“ (Bild: teleschau / Rupert Sommer)

Karin Thaler (60) ist seit 1986 als erfolgreiche Schauspielerin im Geschäft. Im Interview blickt sie jedoch zeitweise mit gemischten Gefühlen auf ihre Karriere zurück: „Ich möchte nicht mehr jünger sein.“ (Bild: teleschau / Rupert Sommer)

Thaler: Nun, sie ist schon ein großer Teil von mir, schließlich bin ich ja quasi Marie Hofer. Vieles an ihr, wie ihre Herzlichkeit, ihre Ehrlichkeit und ihre positive Einstellung, das zeichnet auch mich aus. Aber sie hat sich im Laufe der Zeit mehr entwickelt. Sie ist politisch aktiv und sitzt im Stadtrat, das bin ich gar nicht. Ich mache einfach weiter mein Ding. Auf dem Hof leben, früh aufstehen und ein großes Frühstück genießen - das wäre nichts für mich. Ich bin ein Langschläfer und kein Frühstücksmensch. Am Set muss ich das aber ständig spielen und jammere: „Ihr seid schuld, dass ich zugenommen habe - ich werde zum Essen gezwungen.“ (lacht)

teleschau: Nach so vielen erzwungenen Frühstücken: Hatten Sie denn irgendwann einmal das Gefühl, dass es Zeit für einen Abschied ist?

Thaler: Überhaupt nicht. Ich war sieben Jahre lang parallel Pathologin bei „Hubert und Staller“und habe dann irgendwann gehadert: Darf ich als Frau über 50 wirklich eine so große Serienrolle aufgeben? Bei den „Rosenheim-Cops“ zweifelte ich keine Sekunde lang. Sie waren mein sicheres Fangnetz, als ich die andere Rolle losgelassen habe.

„Die Produktionen sind schneller, der Druck höher“

teleschau: Was macht aus Ihrer Sicht den Mega-Erfolg von den „Rosenheim-Cops“' aus?

Karin Thaler und ihr Mann Milos Malesevic gehen mittlerweile bereits seit 30 Jahren gemeinsam durchs Leben. Im Interview verrät die Schauspielerin, was ihre Liebe am Leben hält. (Bild: 2022 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

Karin Thaler und ihr Mann Milos Malesevic gehen mittlerweile bereits seit 30 Jahren gemeinsam durchs Leben. Im Interview verrät die Schauspielerin, was ihre Liebe am Leben hält. (Bild: 2022 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

Thaler: Einst sagte ich, die „Rosenheim-Cops“ seien wie ein Überraschungsei - etwas Süßes für die Zuschauer. Man spürt unsere Spielfreude und unser echtes Miteinander. Dann gibt es Spannung durch den Mordfall, der aber eher nebenher läuft. Die Landschaft, das Bayerische, das Pure - das ist ein Cocktail, der einfach funktioniert. Selbst Leute aus dem Norden sagen: „Wir verstehen zwar nicht alles, aber das ist uns egal.“Es ist eben etwas, das Jung und Alt gemeinsam schauen können.

teleschau: Im deutschen Fernsehen wimmelt es nur so von Krimi-Formaten. Was fasziniert das Publikum so an dem Genre?

Thaler: Ich liebe Krimis, aber eher die Produktionen aus dem amerikanischen Raum. Beim deutschen Krimi, gerade bei uns oder beim „Tatort“, ist vieles vorhersehbar. Vielleicht mögen die Zuschauer das ja, weil sie oft richtig raten. Den „Tatort“ schaue ich aber natürlich auch, und würde da auch gern mal mitspielen - das fehlt noch in meiner Vita. Ich glaube, viele Produktionen stechen immer wieder ins gleiche Loch, weil es einfach funktioniert - und am Ende geht es doch immer ums Geld. Ich bin seit 1986 dabei und habe beobachtet, wie sich alles in der Branche verändert hat. Die Produktionen sind schneller, der Druck höher.

„Von der gesetzlichen Rente allein könnte ich nicht leben“

teleschau: Wenn Sie heute einen jungen Menschen treffen, der Schauspielerin oder Schauspieler werden möchte - welchen Rat würden Sie geben?

Ein Busserl unter Kollegen: Bei den „Rosenheim-Cops“ spielten Joseph Hannesschläger und Karin Thaler bis kurz vor seinem Tod im Januar 2020 ein Geschwisterpaar - und auch abseits der Kameras harmonierten die beiden Schauspieler offensichtlich bestens. (Bild: Hannes Magerstaedt / Getty Images)

Ein Busserl unter Kollegen: Bei den „Rosenheim-Cops“ spielten Joseph Hannesschläger und Karin Thaler bis kurz vor seinem Tod im Januar 2020 ein Geschwisterpaar - und auch abseits der Kameras harmonierten die beiden Schauspieler offensichtlich bestens. (Bild: Hannes Magerstaedt / Getty Images)

Thaler: Ich würde den Beruf heute ehrlich gesagt nicht mehr ergreifen und auch eher davon abraten. Es ist ein sehr unsicheres Geschäft. Eine konstante Entwicklung nach oben, wie wir sie früher hatten - mit regelmäßigen Gagenerhöhungen - gibt es kaum noch. Seit über zehn Jahren stagniert alles oder geht sogar zurück.

teleschau: Ist das High-Life als deutscher Fernsehstar etwa ein Mythos der Vergangenheit?

Thaler: Schauspieler mit einzelnen Drehtagen können kaum fürs Alter vorsorgen. Abgerechnet wird nur der Drehtag selbst - nicht Anreise, Kostüm- oder Textproben. Lernen zählt auch nicht als Arbeit. Früher konnte man im Winter noch stempeln, heute nicht mehr, obwohl wir Arbeitslosenversicherung zahlen. Ich hatte Glück mit vielen Serien, aber meine Rente nur vom Schauspielern reicht trotzdem nicht, weil nur die tatsächlichen Drehtage zählen.

teleschau: Fazit: Berühmt sein heißt nicht gleich betucht sein?

Thaler: Nur auf die Schauspielerei bezogen, ja. Ich habe auch privat gut gewirtschaftet, aber von der gesetzlichen Rente allein könnte ich nicht leben. Bei 30 bis 40 Drehtagen im Jahr kommt man nie auf die vom Gesetz geforderten 180 Arbeitstage. Das geht nur am Theater - da ist man festangestellt und versichert. Beim Film und Fernsehen ist das nicht so.

„Durch Liften, Filler und Botox sehen viele einfach geschwollen aus - wie nach einer Verbrennung“

Karin Thaler kann sich nach 25 Jahren zwar nicht mehr genau an ihren ersten Drehtag bei „Die Rosenheim-Cops“ erinnern. Das Vorsprechen mit dem inzwischen verstorbenen Serienstar Joseph Hannesschläger ist ihr jedoch bis heute nachhaltig im Gedächtnis geblieben. (Bild: ZDF / Christian A. Rieger)

Karin Thaler kann sich nach 25 Jahren zwar nicht mehr genau an ihren ersten Drehtag bei „Die Rosenheim-Cops“ erinnern. Das Vorsprechen mit dem inzwischen verstorbenen Serienstar Joseph Hannesschläger ist ihr jedoch bis heute nachhaltig im Gedächtnis geblieben. (Bild: ZDF / Christian A. Rieger)

teleschau: Diese Branche war obendrein sehr lange von Männern dominiert. Spürten Sie, dass Sie sich als Frau mehr behaupten mussten?

Thaler: Nein, bei mir war das nie ein Thema. Ich war überzeugt von mir, habe mich nie verglichen. Ich lebe nach meinen vier Ds: Disziplin, Dankbarkeit, Demut und Durchhaltevermögen. Ich bin belastbar, meistens positiv und mache einfach mein Ding. Glück gehört aber natürlich auch dazu. Ich wache morgens auf und bin glücklich - warum, das weiß ich gar nicht immer so genau.

teleschau: Inwiefern hat sich die Film- und Fernsehbranche für Frauen in den letzten 25 bis 30 Jahren verändert, da Themen wie Diversität, Gleichberechtigung und Feminismus inzwischen an Bedeutung gewinnen?

Thaler: Ich merke, dass ich seit ein paar Jahren weniger Angebote kommen - das ist eine Altersfrage. Für eine Oma bin ich zu jung, für eine Mutter zu alt und ich bin auch kein Objekt der Begierde mehr (schmunzelt). Aktuell falle ich in kein klares Rollenbild. Viele Kolleginnen hadern damit, weil sie nur noch Rollen wie Demenzkranke oder Geläuterte angeboten bekommen - wenn überhaupt. Da haben es Frauen schon schwerer als Männer. Aber ich spiele demnächst immerhin eine strenge Richterin, worauf ich mich sehr freue. Und sonst? Ich lebe im Moment. Vergangenes ist vorbei, die Zukunft ist ungewiss, also mache ich keine großen Pläne.

Als Gerichtsmedizinerin Dr. Anja Licht spielte sich Karin Thaler an der Seite von Christian Tramitz von 2011 bis 2017 in die Herzen der Zuschauer. (Bild: ARD / TMG / Chris Hirschhäuser)

Als Gerichtsmedizinerin Dr. Anja Licht spielte sich Karin Thaler an der Seite von Christian Tramitz von 2011 bis 2017 in die Herzen der Zuschauer. (Bild: ARD / TMG / Chris Hirschhäuser)

teleschau: „Genieße die schönen Momente. Babyspeck vs. Altersspeck.“ - Das haben Sie vor nicht allzu langer Zeit als Rückblick-Collage auf Social Media gepostet. Ist das Ihre Strategie, um mit dem Druck umzugehen, als Frau im Fokus der Öffentlichkeit einem Schönheitsideal zu entsprechen?

Thaler: Ja, ich gehe mit diesem Druck mit einer gewissen Selbstironie um. Ich versuche, echt und authentisch zu sein - mit kleinem Filter vielleicht, aber ehrlich. Ich möchte jungen Mädels zeigen: Habt euch lieb, eifert niemandem nach. Diese gemachten Gesichter auf Social Media, mit verlängerten Beinen, vergrößerten Augen und schmaleren Hüften - so sieht kein Mensch aus. Die Haut hat gar keine Poren mehr. Und die Mädels leiden, weil sie das nie erreichen werden. Ich bin erst seit zwei Jahren auf Social Media, wegen eines Herzensprojekts, über das ich noch nicht sprechen kann. Aber dieser Schönheitswahn macht mich fertig. Lachfalten sind gelebtes Leben. Doch durch Liften, Filler und Botox sehen viele einfach geschwollen aus - wie nach einer Verbrennung. Das finde ich wirklich schlimm.

„Mir wurde zwar von Anfang an Respekt entgegengebracht, wohl fühlte ich mich aber nie in meinem Körper“

teleschau: Wenn Sie auf jüngere Kolleginnen schauen, die heute in die Branche einsteigen: Was würden Sie ihnen raten im Umgang mit Druck, Schönheitsidealen und der Erwartungshaltung der Öffentlichkeit?

Thaler: Schaut's auf Euch! Selbstliebe und Selbstfürsorge sind das Wichtigste. Tut euch Gutes, wenn es finanziell möglich ist - ihr müsst ja nicht verschwenderisch sein. Wie man sich in der Branche durchsetzt, kann ich schwer sagen. Ich hatte Glück und in dieser Zeit war die Konkurrenz auch nicht so groß. Talent und Fleiß! Mir wurde zwar von Anfang an Respekt entgegengebracht, wohl fühlte ich mich aber nie in meinem Körper. Heute denke ich: Wie blöd - da war doch alles super. Also: Sich loben, wenn man etwas gut gemacht hat, und sich auch mal belohnen - mit gutem Essen oder einem schönen Kleid. Mich selbst zu lieben, ist meine Devise.

„Lachfalten sind gelebtes Leben“ - Karin Thaler weiß mit 60 Jahren, worauf es ankommt: Selbstliebe und innere Ruhe. Wie ihr das gelungen ist, verrät sie im Interview. (Bild: 2018 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

„Lachfalten sind gelebtes Leben“ - Karin Thaler weiß mit 60 Jahren, worauf es ankommt: Selbstliebe und innere Ruhe. Wie ihr das gelungen ist, verrät sie im Interview. (Bild: 2018 Getty Images/Hannes Magerstaedt)

teleschau: Sie hatten wirklich nie das Gefühl, gegenüber Ihren männlichen Kollegen einen Nachteil zu haben?

Thaler: Nein, nein, nein. Zwar bekam ich viele Komplimente, nahm mich selbst aber immer anders wahr - oft als zu dick mit Babyspeck, der einfach nicht verschwinden wollte. Vielleicht gab es mal Phasen, in denen ich dachte, jetzt passt es, aber dann kam schon wieder der alte Speck. Ich konnte es mir nie recht machen. Aber vielleicht war genau das ein Antrieb, immer ehrgeizig und fleißig zu sein.

teleschau: Wie ist Ihre Beziehung mittlerweile zu Ihrem Körper, zu Ihrem Frausein?

Thaler: Also seit zehn Jahren erlebe ich meine besten Jahre. Von 40 bis 50 war's schon gut, aber ab 50 - da kam echte Gelassenheit. Ich liebe mich viel mehr, strahle das auch aus, ohne das forciert zu haben. Das kommt einfach mit dem Alter. Und der Humor wird auch besser - so ein leichter schwarzer Humor, gerade unter Freundinnen, das ist herrlich. Ich möchte nicht mehr jünger sein.

„Ich werde oft als Frau Hofer angesprochen“

teleschau: Sie wirken sehr bodenständig, obwohl Sie schon seit Jahren im Fernsehen präsent sind. Wie schaffen Sie es, so bei sich zu bleiben?

Thaler: Ich bin mit viel Liebe auf dem Land aufgewachsen, mit Tieren, sehr bodenständig, das steckt in mir. Dass ich das erreicht habe, was ich wollte, und dadurch auch ein schönes Leben führen kann, erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit. Ich habe viel gearbeitet, gut verdient, und mein Mann hat uns mit seinem Wissen über die Welt und Aktien zusätzlich ein gutes Fundament geschaffen. Er ist so ein wahrhaftiger, ehrlicher, normaler Mensch, mit reinem Herzen, der mir täglich zeigt, dass er mich liebt. Der Erfolg, die Sicherheit durch die Serie - all das trägt dazu bei, wie ich bin. Und so, wie es ist, taugt's mir. Und ja, ich habe auch heute noch meine Freundin aus der Schulzeit.

teleschau: Wie hat sich Ihr Job auf Ihr Familienleben und Ihre Beziehung ausgewirkt?

Thaler: Es war nicht immer leicht, aber wenn man will, findet man einen Weg. Mein Mann hat mich oft zu Dreharbeiten begleitet und ich ihn auf Tour. Wir achteten immer darauf, viel Quality Time zu haben. Wenn wir frei haben, sind wir 24 Stunden am Tag zusammen. Mittlerweile verbringen wir wohl mehr Zeit miteinander als viele Paare mit einem 9-to-5-Job. Seit ein paar Jahren haben wir eine kleine Wohnung am Meer in Slowenien. Sobald einer von uns frei hat, fahren wir hin. Der andere bleibt per Videocall verbunden. Jeder lebt auch sein eigenes Leben, aber wir gönnen uns das gegenseitig. Nach 30 Jahren Beziehung geht es nur noch darum: Lachen, Spaß haben und genießen.

teleschau: Genießen Sie es auch, wenn Sie von Fans im privaten Alltag angesprochen werden?

Thaler: Ich werde oft als Frau Hofer angesprochen, auch im Urlaub. Das gehört einfach dazu. Die Leute vermischen das gerne, und ich spiele dann auch mal mit der Frotzelei mit: „Auch Frau Hofer braucht mal Urlaub.“ Es nervt mich nicht, eher meine Freundin, weil sie die ganzen Fotos machen muss (lacht). In der Sauna wurde ich auch schon erkannt, ungeschminkt und mit Handtuch auf dem Kopf. Da rief doch glatt jemand rüber: „Frau Hofer, mussten Sie sich heute etwa beeilen mit den Stallarbeiten?“ Manchmal muss ich mich also auch abgrenzen, aufstehen und gehen oder sagen: „Es passt mir gerade nicht.“ Oder: „Ich esse gerade. Wir machen gerne später ein Selfie.“ Aber im Großen und Ganzen sind die Leute freundlich. Wenn ich ungeschminkt bin, einen Dutt auf dem Kopf habe und still bleibe, erkennt mich meistens eh niemand. (lacht) (tsch)