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„Die Geschichte einer Heldin“Luise von Finckh über den „Fall der Nathalie B.“

Schauspielerin Luise von Finckh (31) verkörpert im True-Crime-Thriller „Ohne jede Spur - Der Fall der Nathalie B.“ (Donnerstag, 29. Mai, 20.15 Uhr, im Ersten) die jungen Frau, die bei einer Rennrad-Tour entführt wird. Im Interview berichtet sie von der intensiven Erfahrung, Nathalie B. vor der Kamera zu verkörpern. (Bild: 2025 Getty Images/Andreas Rentz)

Schauspielerin Luise von Finckh (31) verkörpert im True-Crime-Thriller „Ohne jede Spur - Der Fall der Nathalie B.“ (Donnerstag, 29. Mai, 20.15 Uhr, im Ersten) die jungen Frau, die bei einer Rennrad-Tour entführt wird. Im Interview berichtet sie von der intensiven Erfahrung, Nathalie B. vor der Kamera zu verkörpern. (Bild: 2025 Getty Images/Andreas Rentz)

True Crime - ja, bitte. Aber mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl und dem richtigen Fokus: Schauspielerin Luise von Finckh spricht im Interview über die besondere emotionale Herausforderung der Hauptrolle im ARD-True-Crime-Thriller „Ohne jede Spur - Der Fall der Nathalie B.“

Die Schauspielerin Luise von Finckh (“Kanzlei Liebling Kreuzberg“) verkörpert im hoch spannenden True-Crime-Thriller „Ohne jede Spur - Der Fall der Nathalie B.“ (Donnerstag, 29. Mai, 20.15 Uhr, im Ersten) eine junge Frau, die bei einer Rennrad-Tour entführt wird. Mit leichten Abwandlungen erzählt der Film von der unglaublichen Entführung und dem Martyrium einer Triathletin am 23. Juli 2019. Dank ihres Einfallsreichtums und ihrer Empathie schafft Nathalie es, sich zu retten und zu ihrer Familie zurückzukehren. Was Hauptdarstellerin Luise von Finckh und dem ganzen Produktionsteam wichtig war: Hier die Geschichte einer Heldin zu erzählen und nicht den Täter in den Mittelpunkt zu rücken. Im Interview berichtet die Schauspielerin von der intensiven Erfahrung, Nathalie B. vor der Kamera zu verkörpern. Die 31-Jährige erklärt, wie wichtig Intimitätskoordination am Set ist, und verrät, warum sie beim Dreh einmal sogar in Tränen ausgebrochen ist.

„Berlin bleibt immer mein Heimathafen“

„Man gibt dem Opfer Macht“: Schauspielerin Luise von Finckh verkörpert die entführte und misshandelte Sportlerin „Nathalie B.“.  (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

„Man gibt dem Opfer Macht“: Schauspielerin Luise von Finckh verkörpert die entführte und misshandelte Sportlerin „Nathalie B.“. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

teleschau: Sie sind gerade in New York ...

„Ich hatte vor dem Casting noch nichts gehört von der Geschichte“, sagt Schauspielerin Luise von Finckh über den „Fall der Nathalie B.“ - „Als ich dann mehr von dem Projekt erfahren habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich habe das Drehbuch gelesen, es war klar: 'Okay, ich will das unbedingt machen.“ (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Mario Minichmayr)

„Ich hatte vor dem Casting noch nichts gehört von der Geschichte“, sagt Schauspielerin Luise von Finckh über den „Fall der Nathalie B.“ - „Als ich dann mehr von dem Projekt erfahren habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich habe das Drehbuch gelesen, es war klar: 'Okay, ich will das unbedingt machen.“ (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Mario Minichmayr)

Luise von Finckh: Ja, in Little Italy. Es ist unglaublich!

teleschau: Sind Sie geschäftlich dort, oder machen Sie Urlaub?

Die Triathletin Nathalie hat vor drei Monaten ein Baby bekommen und möchte schnell wieder trainieren. Auf einer ihrer Ausfahrten wird sie angefahren und entführt. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/J. Landsiedl)

Die Triathletin Nathalie hat vor drei Monaten ein Baby bekommen und möchte schnell wieder trainieren. Auf einer ihrer Ausfahrten wird sie angefahren und entführt. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/J. Landsiedl)

Luise von Finckh: Ein bisschen von beidem. Ich habe für zehn Wochen Schauspiel- und Schreibkurse beim Herbert Berghof Studio belegt, da waren zum Beispiel Sarah Jessica Parker und Al Pacino. Ich hatte einfach Lust auf einen Kreativurlaub - und auch generell Lust auf New York.

teleschau: Eigentlich sind Sie in Berlin heimisch, wie fühlt sich New York im Vergleich an?

Florian (Dominic Marcus Singer) hat Nathalie mit seinem Auto angefahren und wird sie mit größter Brutalität in sein Haus verschleppen und dort misshandeln. Was ist sein Motiv? Das ist nicht das Thema des Films. Im Fokus steht Nathalies Sicht der Geschehnisse.   (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

Florian (Dominic Marcus Singer) hat Nathalie mit seinem Auto angefahren und wird sie mit größter Brutalität in sein Haus verschleppen und dort misshandeln. Was ist sein Motiv? Das ist nicht das Thema des Films. Im Fokus steht Nathalies Sicht der Geschehnisse. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

Luise von Finckh: Im Moment vermisse ich Berlin nicht, wobei ich mich doch schon auf ein paar Dinge dort wieder freue. Auf der einen Seite sind die Lebensumstände in New York deutlich schlechter. Man wohnt hier auf engstem Raum. Die Stadt ist immer voll, und es ist gottlos teuer. Auf der anderen Seite, weswegen ich ja vor allem hier bin, gibt es hier eine unglaubliche Kreativität, und man findet hier eine tolle, vielfältige Gemeinschaft. Das gefällt mir total.

teleschau: Könnten Sie sich vorstellen, Berlin dauerhaft zu verlassen?

Als Nathalie (Luise von Finckh) im Haus ihres Peinigers einen Raum voller Orchideen entdeckt, findet sie ein Gesprächsthema, mit dem sie ihn zum Verbündeten machen und schließlich zu ihrer Freilassung überreden kann. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

Als Nathalie (Luise von Finckh) im Haus ihres Peinigers einen Raum voller Orchideen entdeckt, findet sie ein Gesprächsthema, mit dem sie ihn zum Verbündeten machen und schließlich zu ihrer Freilassung überreden kann. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

Luise von Finckh: Nein, Berlin bleibt immer mein Heimathafen. Ich brauche das auch, dort sind meine Familie und meine längsten Freunde. Aber immer mal wieder im Ausland zu wohnen, finde ich auch spannend. Mein Beruf ermöglicht mir das. Ich komme bei den Dreharbeiten viel herum.

„Täter nicht romantisieren - sondern den Betroffenen die Macht geben“

Selbst als ihr Entführer sie unter Wasser drückt, gelingt es Nathalie (Luise von Finckh), sich zu konzentrieren. Kommt ihr hier ihr jahrelanges Training als Triathletin zugute? (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Mario Minichmayr)

Selbst als ihr Entführer sie unter Wasser drückt, gelingt es Nathalie (Luise von Finckh), sich zu konzentrieren. Kommt ihr hier ihr jahrelanges Training als Triathletin zugute? (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Mario Minichmayr)

teleschau: Im True-Crime-Film „Ohne jede Spur, der Fall der Nathalie B.“ spielen Sie die Hauptrolle: eine junge Frau, die bei einer Rennrad-Tour entführt wird. Die Geschichte erzählt einen realen Fall nach. Sind Sie ein Fan von True Crime?

Luise von Finckh: Ja, ich höre sehr gerne den ZEIT-Podcast „Verbrechen“ und habe als Kind auch extrem viel in die Richtung geschaut, Sendungen wie „Aktenzeichen XY ... ungelöst“. Wichtig ist immer der Umgang, den man als fiktionaler Erzähler mit diesen realen Fällen findet. Das hat mir bei „Ohne jede Spur“ sehr gefallen: dass man eben nicht den Täter romantisiert und in den Mittelpunkt stellt, sondern die entführte Frau. Man gibt damit dem Opfer Macht. Es ist uns gelungen, dass wir die Geschichte einer Heldin erzählen. Die Regisseurin Esther Rauch, das ganze Team, alle haben bewusst darauf geachtet, dass in der Bildsprache des Films immer Nathalie im Fokus steht und der Täter eher als Objekt erzählt wird. Das Publikum bleibt bei ihr, weil hier eben nicht das faszinierende „Monster“ inszeniert wird.

Nachdem er Nathalie (Luise von Finckh) angefahren und misshandelt hat, verschleppt Florian (Dominic Marcus Singer) sie in sein Haus. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

Nachdem er Nathalie (Luise von Finckh) angefahren und misshandelt hat, verschleppt Florian (Dominic Marcus Singer) sie in sein Haus. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

teleschau: Wie sind Sie mit dem Fall von Nathalie in Kontakt gekommen?

Sophie von Finckh: Ich hatte vor dem Casting noch nichts gehört von der Geschichte. Als ich dann mehr von dem Projekt erfahren habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich habe das Drehbuch gelesen, und es war klar: „Okay, ich will das unbedingt machen.“

Verzweifelte Stunden in den Fängen des Entführers (Dominic Marcus Singer): Nathalie (Luise von Finckh) versucht, ruhig zu bleiben und Florian gut zuzureden. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

Verzweifelte Stunden in den Fängen des Entführers (Dominic Marcus Singer): Nathalie (Luise von Finckh) versucht, ruhig zu bleiben und Florian gut zuzureden. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

teleschau: Die Rolle der schwer misshandelten Nathalie B. ist keine einfache Rolle. Wie geht man als Schauspielerin am Set damit um?

Luise von Finckh: In diesem Fall hatten wir eine Intimacy-Koordinatorin, Cornelia Dworak, die ganz tolle Arbeit geleistet hat. Sie hat sich mit uns morgens und abends eingecheckt und ausgecheckt, darauf geachtet, dass wir eine Trennung zwischen Film und Privatleben herbeiführen. Das war mir in dem Fall auch ganz wichtig. Zum Beispiel, wenn ich das Kostüm morgens angezogen habe, habe ich „Guten Morgen Nathalie“ und abends „Guten Abend Nathalie“ gesagt, um mich bewusst aus der Rolle herauszuholen. Es gibt also kleine Tricks, die helfen.

Intimacy Koordination ist am Set „wichtig und richtig“

„Sehr sinnvoll, dass da eine Vertrauensperson ist“: Schauspielerin Luise von Finckh im ARD-True-Crime-Thriller „Ohne jede Spur - Der Fall der Nathalie B.“ (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Mario Minichmayr)

„Sehr sinnvoll, dass da eine Vertrauensperson ist“: Schauspielerin Luise von Finckh im ARD-True-Crime-Thriller „Ohne jede Spur - Der Fall der Nathalie B.“ (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Mario Minichmayr)

teleschau: Wie würden Sie als Schauspielerin die Arbeit mit einer Intimacy-Koordinatorin beschreiben?

Luise von Finckh: Eine Intimacy-Koordinatorin oder ein Intimacy-Koordinator funktioniert an der Schnittstelle zwischen Regie und den Schauspielenden wie ein Puffer. Vor allem in Szenen, die Gewalt beinhalten oder Nacktheit oder Sexualität. In solchen Drehsituationen kam es nun mal schon oft zu Machtmissbrauch in der Branche. Wenn man solche Szenen mit Formen von Gewalt oder Leidenschaft hat, dann verwischen oft die Grenzen zwischen der privaten und beruflichen Welt. Konkret: Wenn man jemanden küsst in einem Film, dann ist das natürlich nur gespielt. Aber letztendlich küsst man diesen Menschen auf körperlicher Ebene wirklich.

Verzweifelte Stunden in den Fängen des Entführers (Dominic Marcus Singer): Nathalie (Luise von Finckh) versucht, ruhig zu bleiben. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

Verzweifelte Stunden in den Fängen des Entführers (Dominic Marcus Singer): Nathalie (Luise von Finckh) versucht, ruhig zu bleiben. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

teleschau: Und wo genau setzt die Intimacy-Koordinatorin an?

Luise von Finckh: Ich würde sagen, dass eine Intimacy-Koordinatorin anfängt, in dieser verschwommenen Zone klarere Grenzen zu ziehen und dafür zu sorgen, dass die eingehalten werden. Es ist als schauspielende Person am Set schwieriger, „Nein“ zu sagen, wenn es heißt: „Wäre es nicht möglich, dass ihr euch da noch mal etwas mehr anfasst.“ Die Intimacy Koordinatorin schaut hin, sie prüft, ob das wirklich in Ordnung ist und dass keine Grenzen überschritten werden.

Der Dreh war eine intensive Erfahrung für Schauspielerin Luise von Finckh. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

Der Dreh war eine intensive Erfahrung für Schauspielerin Luise von Finckh. (Bild: ARD Degeto/ORF/Zeitsprung Pictures/Graf Film/Toni Muhr)

teleschau: Wie eine Art Vermittlung, die die verschiedenen Ansprüche und Grenzen der Schauspielenden und der Regie moderiert.

Luise von Finckh: Genau, wir haben im Vorfeld alle Szenen durchgesprochen, wo wir berührt werden wollen und wo nicht. Damit war das wie eine Art Choreografie, auf die man sich verlassen kann. Das gibt einem natürlich ein bisschen mehr Kontrolle zurück, über das, was passiert. Man entwickelt Vertrauen, was ungemein wichtig ist für solche intensiven Szenen, wie wir sie diesmal drehten.

Sie ist der (beziehungsweise die) neue Liebling in Kreuzberg: Luise von Finckh tritt als Lisa Liebling in die Fußstapfen von Manfred Krug. Der erste Teil der Neuauflage der legendären Anwaltsserie mit Manfred Krug im Ersten war ein voller Erfolg, der zweite Teil ist bereits abgedreht. Luise von Finckh könnte sich vorstellen, auch langfristig bei „Kanzlei Liebling Kreuzberg“. (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

Sie ist der (beziehungsweise die) neue Liebling in Kreuzberg: Luise von Finckh tritt als Lisa Liebling in die Fußstapfen von Manfred Krug. Der erste Teil der Neuauflage der legendären Anwaltsserie mit Manfred Krug im Ersten war ein voller Erfolg, der zweite Teil ist bereits abgedreht. Luise von Finckh könnte sich vorstellen, auch langfristig bei „Kanzlei Liebling Kreuzberg“. (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

teleschau: Hätten Sie Beispiel?

Luise von Finckh: Ja, eine Szene, in der der Entführer Nathalie gewaltvoll dazu bringt, eine Flasche Rotwein zu trinken. Das war so eine Situation, die hatten wir auch vorher mehrfach geprobt. Cornelia meinte nach dem Dreh: „Hey, wir machen jetzt mal eine Pause!“ Dann habe ich automatisch gesagt: „Nein, ich brauche keine Pause, wir machen weiter.“ Aber Cornelia hat auf die Pause bestanden und hat mich kurz rausgenommen.

Moderne Interpretation eines legendären Straßenfegers: In „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ stehen die beiden Juristinnen Dr. Talia Jahnka (Gabriela Maria Schmeide, links) und Lisa Liebling (Luise von Finckh) im Mittelpunkt. Der ARD-Film war ein Erfolg. „Wenn das zum Dauerbrenner wird: Ich wäre da auf jeden Fall dabei“, sagt Luise von Finckh.  (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

Moderne Interpretation eines legendären Straßenfegers: In „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ stehen die beiden Juristinnen Dr. Talia Jahnka (Gabriela Maria Schmeide, links) und Lisa Liebling (Luise von Finckh) im Mittelpunkt. Der ARD-Film war ein Erfolg. „Wenn das zum Dauerbrenner wird: Ich wäre da auf jeden Fall dabei“, sagt Luise von Finckh. (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

teleschau: Sie hätten gerne weitergemacht?

Luise von Finckh: Ja, weil ich total im Tunnel war. Aber draußen hat mein Körper dann plötzlich angefangen zu zittern, und ich habe angefangen zu weinen. Ich hatte zuvor in den Fight-or-Flight-Modus geschaltet, ohne das wirklich selber zu merken. Ich habe einfach funktioniert, ohne zu verstehen, was gerade passiert.

Sie sind das „neue“ Team in „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ (von links): Junior-Anwalt Can Oktay (Emre Aksizoğlu), die beiden Chefinnen Lisa Liebling (Luise von Finckh) und Dr. Talia Jahnka (Gabriela Maria Schmeide) sowie Anwaltsgehilfin Senta Kurzweg (Anja Franke). (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

Sie sind das „neue“ Team in „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ (von links): Junior-Anwalt Can Oktay (Emre Aksizoğlu), die beiden Chefinnen Lisa Liebling (Luise von Finckh) und Dr. Talia Jahnka (Gabriela Maria Schmeide) sowie Anwaltsgehilfin Senta Kurzweg (Anja Franke). (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

teleschau: Es wird aktuell viel debattiert in der amerikanischen Filmbranche, aber auch in Deutschland, ob Intimacy-Koordinatorinnen und -Koordinatoren bei Filmen, die Szenen mit Sex, sexualisierter Gewalt und Grenzüberschreitungen beinhalten, verpflichtend mit am Set sein sollten ...

Luise von Finckh: Ich fände es grundsätzlich wichtig und richtig. In den meisten Fällen hat man bei einem Film nur eine kurze Phase zur Vorbereitung mit seinen Schauspielkolleginnen und -kollegen und der Regie, und oft kennt man sich dann nicht besonders gut. Da ist es sehr sinnvoll, dass da eine Vertrauensperson ist, die darauf achtet, dass alles sauber kommuniziert ist. Natürlich kann man sich mit seinem Spielpartner oder der Regie immer noch mal individuell absprechen, wie eng man die Grenzen zieht.

„Es macht unglaublich Spaß frei zu entscheiden, was man erzählt“

Lisa (Luise von Finckh) und Dr. Jahnka (Gabriela Maria Schmeide) schwelgen gemeinsam in Erinnerungen an Robert Liebling. (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

Lisa (Luise von Finckh) und Dr. Jahnka (Gabriela Maria Schmeide) schwelgen gemeinsam in Erinnerungen an Robert Liebling. (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

teleschau: Sprechen wir über einen Film, den Sie selbst gedreht und produziert haben, sogar Set- und Kostüme haben Sie gestaltet. Es geht um ihren Kurzfilm „Triggerwarnung“. Wie kamen Sie auf die Idee für das Projekt?

Lisa (Luise von Finckh) kommt frisch von der Uni und bekommt bei Stress schnell Nasenbluten - nicht die besten Voraussetzungen, um eine eigene Anwaltskanzlei zu führen. (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

Lisa (Luise von Finckh) kommt frisch von der Uni und bekommt bei Stress schnell Nasenbluten - nicht die besten Voraussetzungen, um eine eigene Anwaltskanzlei zu führen. (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

Luise von Finckh: Ich glaube, unter anderem wegen eigenen Erfahrungen als junge Frau. Ich denke, jede Frau hat Erfahrungen mit Grenzüberschreitungen. Ich hatte davor schon mal bei Kurzfilmen meiner Freunde oder Kollegen mitgeholfen. Das Filmemachen war mir also nicht ganz neu. Tatsächlich überlege ich auch, ob ich hier in New York auch einen Kurzfilm drehe, weil ich auf ein sehr spannendes Buch gestoßen bin. Ich glaube aber, beim nächsten Mal würde ich nicht alle Bereiche übernehmen wollen (lacht), das ist viel Holz.

teleschau: Aber es ist natürlich ein gutes Gefühl, seine eigenen Geschichten zu erzählen, oder?

Zwischendurch ein bisschen Götterspeise für die Nerven: In „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ finden sich viele charmante Erinnerungen an die Originalserie. (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

Zwischendurch ein bisschen Götterspeise für die Nerven: In „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ finden sich viele charmante Erinnerungen an die Originalserie. (Bild: ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Stefan Erhard)

Luise von Finckh: Ja, ich glaube, darum geht es. Das macht unglaublich viel Spaß, wenn man selbst frei entscheiden kann, was man erzählt und wie man es darstellt. Generell ist das einfach cool.

teleschau: Sie machen sich im Film- und Kunstkontext stark für mehr weibliche Stimmen und Perspektiven in der Öffentlichkeit. Sehen Sie die Darstellung von Nathalies Geschichte in „Ohne jede Spur“ als Schritt in die richtige Richtung?

Luise von Finckh: Ja, auf jeden Fall. Weil ganz häufig in solchen Produktionen die Täter als Mittelpunkt des Geschehens inszeniert werden. Aber auch in amerikanischen Produktionen, wenn man zum Beispiel an die Darstellungen des Serienmörders Jeffrey Dahmer denkt, oder über die Serie „Adolescence“ spricht, wo ein im Internet radikalisierter Junge ein Mädchen umbringt. Dort stehen die Täter und Verbrecher und ihre Beweggründe im Fokus, und die Opfer, oftmals Frauen, sind nur Mittel zum Zweck der Erzählung. Die Inszenierung von Nathalie ist unser ganz deutliches Gegenbeispiel, eben weil das Opfer zu einer Heldin gemacht wird, die sie ist, denn das sind alle, die so etwas überleben. Trotzdem ist der Film unglaublich spannend und nicht ein Fünkchen weniger interessant.

„Mich interessiert es, mit Frauen-Klischees zu brechen“

teleschau: Sie spielen oft komplexe Frauenrollen. Kommen diese Rollen auf Sie zu, oder machen Sie sich aktiv auf die Suche danach?

Luise von Finckh: Ich glaube, das eine bedingt das andere. Diese Rollen sind das, was mich interessiert. Mich interessiert es, mit Frauen-Klischees zu brechen.

teleschau: Mit Ihrer Hauptrolle in „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ ist es ebenfalls so. Der erste Teil der Neuauflage der legendären Anwaltsserie mit Manfred Krug im Ersten war ein voller Erfolg, und der zweite Teil ist bereits abgedreht. Könnten Sie sich vorstellen, auch langfristig bei „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ mitzuspielen?

Luise von Finckh: Ja, auf jeden Fall. Ich spiele meine Rolle total gerne, und wir verhandeln ja viele wichtige Themen in den Filmen, wie Gleichberechtigung, aber auch Rassismus und Ausgrenzung. Und ich mag meine Rolle total, genau wie ich meine Spielpartnerin Gabriela Maria Schmeide mag, das Team ist auch toll! Dazu kommt, dass ich ja selbst in Berlin-Kreuzberg wohne. Es ist ein Heimspiel. Also, wenn das zum Dauerbrenner wird: Ich wäre da auf jeden Fall dabei! (tsch)