Die UEFA? Gerd Müller? Oder jemand namens „Robert Champions-League“? Wer die Champions League wirklich erfunden hat, weiß so gut wie niemand. Dabei handelt es sich bei den Ideengebern des legendären Wettbewerbs um zwei Deutsche, wie die ZDF-Doku „Trophy Men - Die Erfindung der UEFA Champions League“ zeigt.
Die Erfinder der Champions LeagueEine „irre Geschichte“ um zwei Deutsche, die fast niemand kennt

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Zwei Deutsche erfanden die Champions League - ihre kaum bekannte Geschichte erzählt die ZDF-Doku „Trophy Men“. (Bild: ZDF)
Die UEFA Champions League ist als prestigeträchtigster Wettbewerb auf Vereinsebene jedem Fußball-Fan ein Begriff. Seit 1992 treffen hier die stärksten Klubs Europas in einem packenden Turnierformat aufeinander, das bereits zahlreiche legendäre Duelle hervorgebracht hat. Aber wer hatte die Idee dazu eigentlich? Bei dieser Frage dürften auch ganz große Sportnerds an ihre Grenzen stoßen. Was kaum jemand weiß: Die Champions League wurde von zwei Deutschen erfunden!
Schon mal etwas von Klaus Hempel und Jürgen Lenz gehört? Nein? Dann wird es höchste Zeit! Denn die beiden deutschen Sportvermarkter haben den Fußball, wie wir ihn heute kennen, mit ihren Ideen maßgeblich geprägt. In der ZDF-Doku „Trophy Men - Die Erfindung der UEFA Champions League“ wird ausführlich die „irre Geschichte“, wie die beiden sie selbst bezeichnen, geschildert, wie Klaus Hempel und Jürgen Lenz die Champions League vor über 30 Jahren erfunden haben. Dabei kommen nicht nur die beiden Protagonisten zu Wort, sondern auch zahlreiche Experten und Stars der glorreichen Turnier-Geschichte.
Nicht „Robert Champions-League“: Die wahren Erfinder der Champions League kennt fast niemand

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Die Erfinder der Champions League: Klaus Hempel (links) und Jürgen Lenz. (Bild: ZDF)
„Keine Ahnung, aber ein guter Mann“, lacht Gregor Kobel von Borussia Dortmund, als das ZDF ihm die Frage stellt, wer eigentlich die Champions League erfunden hat. „Robert Champions-League“, rät Teamkollege Nico Schlotterbeck einfach mal ins Blaue. „Der Gerd Müller?“, tippt Bayern-Ikone Giovanni Elber zumindest schon mal das Herkunftsland richtig. Und Ex-Nationalmannschafts-Kapitän Philipp Lahm vermutet: „Ich würde ja immer sagen, die UEFA, aber wahrscheinlich ist das falsch.“
Gesucht sind die zwei Herrschaften, die kurz darauf vor der Kamera Platz nehmen: „Mein Name ist Klaus Hempel und ich gehöre zu den Erfindern der Champions League“; „und mein Name ist Jürgen Lenz und ich gehöre zu den Erfindern der Champions League“. Und dann erzählt dieses kongeniale Duo, wie es innerhalb von drei Wochen im Auftrag der UEFA mal eben - und aller möglicher Widerstände zum Trotz - die Champions League erfunden hat.
Ein bedeutsames Abendessen, das den Weg zur Champions League ebnete

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Bayern München gewann zuletzt 2020 die Champions League. (Bild: 2020 Getty Images/David Ramos)
Doch zuerst ging Jürgen Lenz nach Amerika, um 1964 in New York ein Kaufmännisches Studium anzutreten. Denn in Deutschland sei Marketing zu dieser Zeit noch gar kein Begriff gewesen, so Lenz. „Wir gehörten damals sicherlich zu den ersten ausgebildeten Profis“, schildert er, dass unter anderem Coca-Cola zu seiner Kundschaft zählte. Anschließend warb Adidas um den Experten - und dort lernte Lenz bald den Vermarktungsleiter des deutschen Unternehmens kennen: Klaus Hempel.
Adidas war schon damals ein großer Name in der Welt des Sports - es gab Verträge unter anderem mit der FIFA und der UEFA, erzählt Klaus Hempel. Nach dem Tod von Horst Dassler, Sohn des Adidas-Gründers Adolf Dassler, verließen Lenz und Hempel die Firma im Jahr 1990 und gründeten ein Jahr später ihr eigenes Sportmarketing-Unternehmen: T.E.A.M.

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Der Pokal ist noch derselbe wie zu Zeiten des Europacups der Landesmeister. Darüber hinaus hat sich seit Einführung der Champions League fast alles geändert. (Bild: 2023 Getty Images/Mike Hewitt)
Dr Fußball habe damals noch nicht gewusst, was er wert sei, berichtet das Duo. Die Situation sei nicht vergleichbar mit der heutigen gewesen. Es gab kaum Marketing, wenige Spiele wurden live übertragen - und die Fans waren deutlich gewalttätiger. Diese unschöne Zeit gipfelte in der Heysel-Katastrophe von 1985, bei der es während des Spiels des FC Liverpool gegen Juventus Turin im Heysel-Stadion in Brüssel zu derart heftigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fanlagern kam, dass 39 Menschen starben. „Da habe ich wirklich gedacht, das ist das Ende vom europäischen Wettbewerb. Das war wirklich fürchterlich“, erinnert sich Jürgen Lenz.
Für ihn und Klaus Hempel war klar: Es braucht eine Neu-Ausrichtung. Also kontaktierten sie Lennart Johansson, den damalig frisch gewählten Präsidenten der UEFA, der zur großen Überraschung des Duos bei einem gemeinsamen Abendessen verriet: Er wolle den Europapokal der Landesmeister reformieren. Die Vereine seien damals nicht glücklich mit dem Wert des Wettbewerbs gewesen, der von 1955 bis 1992 den Vorgänger der Champions League darstellte. Hier trafen die Meister der europäischen Ligen von Anfang an in K.-o.-Runden aufeinander - wodurch die großen Klubs aber eben auch schon direkt ausscheiden konnten.
Wie die Champions League beinahe Europa League hieß - und die Hymne zunächst nicht gut ankam

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Inter Mailand mit Stürmer Lautaro Martinez steht dieses Jahr im Finale der Champions League. Den neuen Turier-Modus kritisieren die CL-Erfinder scharf. (Bild: 2025 Getty Images/Carl Recine)
Schon damals sei daher unter dem früheren AC-Mailand-Präsidenten Silvio Berlusconi die Idee einer Super League aufgekommen, in der die großen Klubs in einer eigenen Liga gegeneinander antreten sollten. „Die UEFA war drauf und dran, die Kontrolle über den europäischen Klub-Fußball zu verlieren“, kennt Klaus Hempel die Bedrohung für den Fußballverband durch ein solches System. Die Rettung? Eben jene beiden deutschen Sportvermarkter, Klaus Hempel und Jürgen Lenz, die ein von der UEFA vorgelegtes Konzept eines neuen Wettbewerbs mit ihrer Marketing-Expertise zu einem Mega-Erfolg entwickeln sollten - innerhalb von nur drei Wochen.
Während eines gemeinsamen Fitness-Urlaubs erfanden Jürgen Lenz und Klaus Hempel das Konzept, das wir heute als Champions League kennen - und auch diesen klangvollen Namen. Beinahe hätte der Wettbewerb „Europa League“, „Super Cup“ oder auch „Champions Tour“ geheißen. Doch es sollte letztlich die „Champions League“ sein. Weiter ging es mit dem Emblem, der legendären Hymne, aber auch so etwas heute Selbstverständlichem wie den einheitlichen Anstoßzeiten. Denn die waren zu jener Zeit ein völliges Durcheinander. Damals entschieden noch die einzelnen Vereine, wann sie gerne anfangen würden ...
Und die Hymne? „Als ich die das erste Mal gehört habe, dachte ich: Also so richtig alle Tassen im Schrank habt ihr nicht mehr, oder?“, lacht Kommentatoren-Ikone Marcel Reif. Inzwischen ist der dreisprachige Champions-League-Song - der sich laut Hempel und Lenz an „Hallelujah“ von Georg Friedrich Händel orientieren sollte - längst nicht mehr wegzudenken. Selbst die größten Stars fiebern auf diesen Moment vor dem Spiel hin. „Ich war ein bisschen enttäuscht, weil das Lied nicht so laut war, wie im Fernsehen“, erinnert sich Ex-Bayern-Profi Robert Lewandowski in der ZDF-Doku an sein erstes Hymnen-Erlebnis auf dem Platz zurück.
Widerstände gab es so einige. Die musikalisch klassische Hymne gefiel der Popmusik gewohnten Fußballwelt anfangs nicht, die Engländer beschwerten sich über die einheitlichen Anstoßzeiten mitten in ihrer Rushhour - und doch gab die UEFA 1992 dem deutschen Duo das Recht, die Champions League nach dem von ihm entwickelten Konzept zu vermarkten. Mit vollem Erfolg, wie heutzutage jeder Fußball-Fan weiß. Mit ihrer Idee haben Jürgen Lenz und Klaus Hempel eine Bühne für die größten Duelle und Stars im Fußball geschaffen, die vor Kultstatus nur so strotzt - sei es durch das Emblem, die Hymne oder den Henkelpott. Und doch gibt es ein kleines Aber ...
„Damit habe ich ein Problem“: Champions-League-Erfinder ärgern sich über neuen Modus
Denn exakt so, wie sich Lenz und Hempel das Turnier überlegt hatten, existiert es inzwischen nicht mehr. Im vergangenen Jahr änderte die UEFA die Vorrunden-Gruppenphase in ein Ligasystem, das an die Idee eben jener zuvor abgewehrten Super League erinnert, und stockte die Teilnehmerzahl auf 36 Teams auf. Ein neuer Modus, der Lenz und Hempel überhaupt nicht gefällt, wie sie in der ZDF-Doku klarstellen.
„Man hat wenig Einfluss auf die Entwicklung seiner Kinder. Klaus und ich hatten immer das klare Konzept, weniger ist mehr. Wir wollten gerne 24 Mannschaften aus Europa sehen, die sich qualifiziert hatten für den obersten Wettbewerb“, wird Jürgen Lenz deutlich. Und Klaus Hempel stimmt zu: „Die Tatsache, dass es noch mehr Mannschaften und vor allen Dingen, dass es noch mehr Spiele sind, damit habe ich ein Problem. Inflation führt zu Werteverlust.“
Die komplette ZDF-Doku „Trophy Men - Die Erfindung der UEFA Champions League“ wird am Samstag, 31. Mai, um 23.45 Uhr im ZDF ausgestrahlt und ist ab sofort auf der ZDF-Streamingplattform zu sehen. (tsch)