Der Kokain-König und der „Schlächter von Lyon“TV-Doku über „Das Nazi-Kartell“

Michael Levine  ist ein echter Draufgänger. Ende der 70-er ermittelt er als DEA-Agent undercover in der bolivianischen Drogenmafia - und deckt dort Ungeheuerliches auf. Mit von der Partie sind nicht nur die CIA und der Bundesnachrichtendienst, sondern auch Altnazis.  (Bild: Private Collection Michael Levine)

Michael Levine ist ein echter Draufgänger. Ende der 70-er ermittelt er als DEA-Agent undercover in der bolivianischen Drogenmafia - und deckt dort Ungeheuerliches auf. Mit von der Partie sind nicht nur die CIA und der Bundesnachrichtendienst, sondern auch Altnazis. (Bild: Private Collection Michael Levine)

Ab 15. Mai zeigen Sky und der Streamingdienst WOW in einer Doku die unglaubliche Geschichte der zweiten Karriere des NS-Verbrechers Klaus Barbie.

Nach außen ist Roberto Suárez noch wohlhabender Viehzüchter, doch insgeheim bereits steinreicher Drogenbaron. In den 70-ern baut er sich von Bolivien aus ein Kokain-Imperium auf und ist der Hauptlieferant des Kartells von Pablo Escobar. Doch in den 80-ern beginnt der Abstieg, als Undercover-Agent Michael Levine seinen großen Coup landet.  (Bild: Messy Moment Media)

Nach außen ist Roberto Suárez noch wohlhabender Viehzüchter, doch insgeheim bereits steinreicher Drogenbaron. In den 70-ern baut er sich von Bolivien aus ein Kokain-Imperium auf und ist der Hauptlieferant des Kartells von Pablo Escobar. Doch in den 80-ern beginnt der Abstieg, als Undercover-Agent Michael Levine seinen großen Coup landet. (Bild: Messy Moment Media)

Bolivien, 1980: Jedes falsche Zögern, jedes Blinzeln hätte Michael Levine damals das Leben kosten können. Er war als DEA-Agent undercover an vorderster Front in Präsident Nixons Krieg gegen die Drogenkartelle Lateinamerikas. Doch das Lebensrisiko machte für ihn den Reiz aus. „Ich liebte es“, sagt der frühere verdeckte Ermittler. Seine Wege kreuzten sich in Bolivien aber nicht nur mit Drogenbossen, sondern unerwartet auch mit einem waschechten Nazi. Ab Donnerstag, 15. Mai, ist die wahnwitzige Geschichte des Nazi-Kartells bei Sky und auf dem Streamingdienst WOW zu sehen.

DEA, das ist die Drug Enforcement Administration, die auch schon Pablo Escobar zur Strecke brachte. Wer das war, das weiß man auch hierzulande spätestens seit der Erfolgsserie „Narcos“ (Netflix). Doch der kolumbianische „King of Cocaine“ hatte ein bolivianisches Pendant: Roberto Suárez - vordergründig Vieh-Züchter, Lebemann und seiner Zeit größter Kokain-Produzent der Welt. Bis DEA-Ermittler Michael Levine seine Machenschaften aufdeckte. In dem packenden Doku-Mehrteiler „Das Nazi-Kartell“ erzählt der Ex-Undercover-Cop, wie er dem Drogenbaron auf die Schliche kam.

Ein Deutscher NS-Kriegsverbrecher im bolivianischen Drogendschungel

Kokain-König Roberto Suárez verdankt seinen Erfolg auch diesem Mann, Klaus Barbie (Foto) oder „Altmann“, wie er sich im bolivianischen Exil nennt. Im Zweiten Weltkrieg verdiente er sich den Titel „Schlächter von Lyon“ und wurde nach 1945 in Deutschland und Frankreich als Kriegsverbrecher gesucht. Doch der US-Geheimdienst verhalf ihm zur Flucht. (Bild: Peter McFarren)

Kokain-König Roberto Suárez verdankt seinen Erfolg auch diesem Mann, Klaus Barbie (Foto) oder „Altmann“, wie er sich im bolivianischen Exil nennt. Im Zweiten Weltkrieg verdiente er sich den Titel „Schlächter von Lyon“ und wurde nach 1945 in Deutschland und Frankreich als Kriegsverbrecher gesucht. Doch der US-Geheimdienst verhalf ihm zur Flucht. (Bild: Peter McFarren)

Klaus Barbie unterhielt in Bolivien eine schlagkräftige Söldnertruppe (Foto), mit der er am 17. Juli 1980 einen Staatsstreich unterstützte und einer Militärdiktatur an die Macht half. Um das zu finanzieren, sprang Roberto Suárez mit schmutzigem Drogengeld ein. Der erste südamerikanische Narco-Staat war geschaffen, indem der Drogenhandel regiert. (Bild: IMAGO Everett Collection)

Klaus Barbie unterhielt in Bolivien eine schlagkräftige Söldnertruppe (Foto), mit der er am 17. Juli 1980 einen Staatsstreich unterstützte und einer Militärdiktatur an die Macht half. Um das zu finanzieren, sprang Roberto Suárez mit schmutzigem Drogengeld ein. Der erste südamerikanische Narco-Staat war geschaffen, indem der Drogenhandel regiert. (Bild: IMAGO Everett Collection)

Hinter Suárez' Erfolg stand der frühere SS-Hauptsturmführer Klaus Barbie, bekannt als „Schlächter von Lyon“. Im Zweiten Weltkrieg folterte und ermordete er zahlreiche Gefangene im besetzten Frankreich. Levine traf auf den gesuchten Kriegsverbrecher in Bolivien unter falschem Namen und mit einer Nazi-Söldnerarmee und Drogengeld im Rücken. Derart ausgestattet verhalf er nicht nur Suárez, sondern in einem blutigen Staatsstreich am 17. Juli 1980 auch einer Militärjunta an die Macht.

Auch Investigativ-Journalist Christian Bergmann drängt sich da die Frage auf: „Wie konnte ein Nazi-Kriegsverbrecher bei der Entstehung des ersten großen Kokain-Kartells beteiligt sein?“ Seine Antwort: „mithilfe von Geheimdiensten“. Denn in Sachen Barbie und Bolivien haben sich weder die CIA noch der Bundesnachrichtendienst mit Ruhm bekleckert. Wie Suárez und Barbie letztlich das Handwerk gelegt werden konnte, welche Rolle dabei Levine und die deutsche Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld spielten, zeichnet „Das Nazi-Kartell“ in großem Detail-Reichtum nach.

„Das Nazi-Kartell“ punktet auch in Cannes

Neben Michael Levine und bolivianischen Zeitzeugen steht auch Christian Bergmann vor der Kamera. Der Investigativ-Journalist befasst sich seit Jahren mit Aufstieg und Fall von Roberto Suárez und Altnazi Klaus Barbie. „Das Nazi-Kartell“ ist ab 15. Mai bei Sky und WOW abrufbar und startet am selben Tag um 20.15 Uhr auf Sky Documentaries.  (Bild: Sky/Kundschafter Filmproduktion/mobyDOK)

Neben Michael Levine und bolivianischen Zeitzeugen steht auch Christian Bergmann vor der Kamera. Der Investigativ-Journalist befasst sich seit Jahren mit Aufstieg und Fall von Roberto Suárez und Altnazi Klaus Barbie. „Das Nazi-Kartell“ ist ab 15. Mai bei Sky und WOW abrufbar und startet am selben Tag um 20.15 Uhr auf Sky Documentaries. (Bild: Sky/Kundschafter Filmproduktion/mobyDOK)

Denn in der von Sky Deutschland in Auftrag gegebenen Produktion stecken nicht nur Jahre der Recherche von unter anderem Christian Bergmann. Zeitzeugen-Interviews und das exklusive Bildmaterial aus den Privatarchiven von Michale Levine und Roberto Suárez hauchen dieser Geschichtsstunde zusätzlich Leben ein. Kein Wunder, dass die Doku damit auch bei den Fachjurys der Filmfestivals punktet und ihre Premiere in Cannes feiern durfte.

Ob der Verbindung von Roberto Suárez und Klaus Barbie damit hierzulande ein ähnlicher Bekanntheitsgrad beschieden sein wird wie Pablo Escobars Vita? Ihre Geschichte ist jedenfalls eng mit der Geschichte Deutschlands verwoben. Schon allein deshalb ist „Das Nazi-Kartell“ unbedingt sehenswert.

Die dreiteilige Dokumentationsreihe „Das Nazi-Kartell“ ist ab 15. Mai bei Sky und auf dem Streamingdienst WOW abrufbar und startet am selben Tag um 20.15 Uhr auf Sky Documentaries. (tsch)