Die britisch-irische Serie „Video Nasty“ entführt ihr Publikum ins Jahr 1985. Sie verbindet Coming of Age-Komödie und Krimi mit einer Hommage an die legendären Horrorfilme der 70er- und 80er-Jahre. Ab 23. Mai in der ARD-Mediathek.
Der Horror der Achtziger

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Drei Jugendliche aus Dublin machen sich Mitte der 80-er auf den Weg nach Mittelengland, um an einen seltenen Horrorfilm auf VHS-Kassette zu kommen. Con (Cal O'Driscoll, links), Billy (Justin Daniels Anene) und Zoe (Leia Murphy) sind das Heldentrio der Coming of Age-Dramedy „Video Nasty“. (Bild: © WDR/Deadpan Pictures/Bernard Walsh)

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Die sechsteilige Comedy-Drama-Serie „Video Nasty“ entführt die Zuschauer ins Jahr 1985. Sie verbindet Komödie, Jugenddrama und Krimi mit einer Hommage an die legendären Horrorfilme der 70er- und 80er-Jahre. Im Mittelpunkt stehen die Freunde Con (Cal O'Driscoll, links) und Billy (Justin Daniels Anene) sowie Cons Schwester Zoe (Leia Murphy). (Bild: © WDR/Deadpan Pictures/Madeline Mulqueen)

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Die Polizei (Jade Jordan und David Ryan) untersucht einen Kriminalfall. Weil sie dabei einen Brief von Billy finden, geraten die Jugendlichen unter Verdacht. (Bild: © WDR/Deadpan Pictures/Madeline Mulqueen)
Wer in den 80-ern groß wurde und es mit dem Genrefilm hielt, kennt Filmtitel wie „Tanz der Teufel“ oder „The Texas Chainsaw Massacre“. Im Großbritannien der Thatcher-Ära formierte sich eine regelrechte Bewegung gegen eine insgesamt 72 Filme starke Liste mit meist billig produzierten Horror- und Exploitationfilmen. Sie wurden auf VHS-Kassetten vertrieben und sorgten wegen ihrer expliziten Gewalt- und Sexszenen sowie anderen schockierenden Darstellungen für große Kontroversen. 1983 veröffentlichte die britische Staatsanwaltschaft jene Liste der 72 Filme, die als besonders problematisch galten. Sie wurden nach dem sogenannten „Obscene Publications Act“ verfolgt. An dieser Stelle setzt die Idee der Coming of Age-Serie „Video Nasty“ an. Ab Freitag, 23. Mai, kann man die sechsmal 30 Minuten langen Folgen in der ARD-Mediathek sehen.

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Die drei Youngster (von links: Justine Daniel Anene, Leia Murphy und Cal O'Driscoll) befinden sich auf dem Weg nach Mittelengland. Dort hoffen sie auf das letzte Video für ihre Kollektion. (Bild: © WDR/Deadpan Pictures/Madeline Mulqueen)
Worum geht es? Zwei Jugendliche aus Dublin, die Freunde und Horrorfans Con (Cal O'Driscoll) und Billy (Justin Daniels Anene), benötigen nur noch ein VHS-Tape, um ihre Sammlung sämtlicher „Video Nasty“-Titel zu vervollständigen. Wegen ihrer Leidenschaft fürs Obskure haben sich die harmlosen Jungs bereits in eine schwierige Situation gebracht - indem sie Geld für eine Schulveranstaltung veruntreuten. Um das letzte Tape in den Händen zu halten, brechen sie nun in Richtung Mittelengland auf. Dorthin unterhält Billy eine Brieffreundschaft zu einem Mädchen, das den letzten fehlenden Film angeblich in ihrem Besitz hat. Aufgrund privater Verwicklungen begleitet Cons etwas ältere Schwester Zoe (Leia Murphy) die Freunde - auch wenn, wie sich herausstellt, dieses Trio alles andere als harmonisch unterwegs ist.
Grobkörnige Ausschnitte echter „Video Nasty“-Klassiker

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Die Familie Greaves (Milo Callaghan, links, Oliver Finnegan und Simone Kirby) sieht sich als Moralwächter. Hier befinden sie sich in der Kirche. (Bild: © WDR/Deadpan Pictures/Madeline Mulqueen)

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Der coole Meister der VHS-Welt. Videothekar TJ (Kevin McGahern) zeigt seine Sammlung. (Bild: © WDR/Deadpan Pictures/Madeline Mulqueen)
Während die Erwachsenen in Dublin nach den verschwundenen Jugendlichen suchen, sind diese längst auf ihrer Reise durchs ländliche England der mittleren 80-er. Hier werden sie von einem echten Kriminalfall und wahren Horrormomenten heimgesucht. „Video Nasty“, eine auch für ältere Jugendliche zumutbare Serie, changiert zwischen Coming of Age-Drama, Komödie, einer Hommage an den Genrefilm und die 80-er an sich.

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Muss sie weg aus Dublin und ihrem familiären Umfeld? Zoe (Leia Murphy) schmiedet Pläne. (Bild: © WDR/Deadpan Pictures/Madeline Mulqueen)
Immer wieder bauen Autor Hugh Travers sowie die Regisseure Christopher Smith und Megan K Fox von altmodischen Fernsehern abgefilmte, grobkörnige Ausschnitte der echten „Video Nasty“-Klassiker ein, die sich die Helden der Serie „reinziehen“. Doch keine Angst. Alle Film-im-Film-Szenen sind so gewählt, dass die irisch-englische BBC-Produktion, die auch über eine ARD-Kooperation entstand, jüngere Zuschauende nicht verstört.

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Die Serie „Video Nasty“ arbeitet selbst mit sanften Horrorelementen und Cliffhangern zum Ende jeder Folge: Hier hört Zoe (Leia Murphy) unheimliche Geräusche im Wald. (Bild: © WDR/Deadpan Pictures)
Überhaupt gelten viele der 72 „Video Nasty“-Filme heute als Klassiker der B-Movie-Kunst. In den 80-ern von oft religiösen oder einfach nur konservativen Moralwächtern verfolgt, wurden die Genrestreifen in den 90er- und Nullerjahren meist regulär, aber natürlich mit Altersempfehlung veröffentlicht. Auch wenn das preiswert produzierte, aber in seinem Zeitkolorit dennoch recht treffend gezeichnete Format nicht die Tiefe einer preisverdächtigen Qualitätsserie erreicht, ist das Ganze unterhaltsam. Allein wegen der starken Grundidee und einer guten Chemie zwischen den drei Hauptfiguren.
Wer des Englischen einigermaßen mächtig ist, kann sich durch die Spracheinstellungen der ARD-Mediathek einen bedeutenden Zuwachs an Authentizität einkaufen. „Video Nasty“ läuft dort in einer deutschen Synchronfassung, aber auch im englischsprachigen Original mit Untertitel-Option. (tsch)