Dikka, Neil Young, Drangsal und Talking-Head-Ikone David Byrne, der den ersten Vorab-Song aus einem kommenden Album veröffentlicht hat: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt er Musik.
David Byrne hat gut lachenDas sind die Musik-Highlights der Woche

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David Byrne veröffentlicht im September ein neues Album (“Who Is The Sky?“). Schon jetzt kann man die erste Vorab-Single „Everybody Laughs“ hören. (Bild: Shervin Lainez)
Mit den Talking Heads schrieb David Byrne vor allem in den 80-ern Musikgeschichte, als Solokünstler hat er aber immer noch viele große Ideen. Nachdem er zuletzt unter anderem ein Broadway-Musical umsetzte und es dann von Spike Lee verfilmen ließ, hat der New Yorker Musiker jetzt sein nächstes Album angekündigt - inklusive Veröffentlichung einer ersten Vorab-Single. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Dikka, Neil Young und Drangsal.
David Byrne - Everybody Laughs

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Das coolste Nashorn Deutschlands: Dikka hat gerade sein neues Album „Boah ist das krass“ veröffentlicht. (Bild: Charlotte Simon/Alexander Gellner)
Ein Album soll da kommen, auf dem der Künstler wieder einmal Mensch und Gesellschaft „vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen globalen Chaos“ betrachtet. Sorgt David Byrne nun für Ordnung? Oder nur für noch mehr Chaos? Im Video zur Single „Everybody Laughs“ herrscht jedenfalls ein ganz schönes Durcheinander. Aber ein schönes Durcheinander. Menschen fotografieren ihr Essen, telefonieren, diskutieren. Manche lachen, manche weinen, manche sortieren den Müll. Aber am Ende tanzen und singen alle gemeinsam. Hach, David Byrne.
Mit „Everybody Laughs“ schlägt Byrne nach der fast siebenjährigen „American Utopia“-Phase (mit Album, Tour, Broadway-Show und Spike-Lee-Film) ein neues Kapitel in seiner Karriere auf. Wobei die künstlerische Mission des langjährigen Talking-Heads-Frontmanns unverändert scheint: klugen, ansprechenden Artpop in die Welt setzen und den Menschen im Idealfall auch noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Nicht nur mit der Auftakt-Single „Everybody Laughs“, bei der am Ende übrigens Gaststar St. Vincent den Chor ergänzt. Das dazugehörige neue Album „Who Is The Sky?“ soll am 5. September auf den Markt kommen, darüber hinaus ist eine umfangreiche Tour geplant. Im Februar 2026 kommt David Byrne auch für zwei Konzerte nach Deutschland (Berlin, Frankfurt).
Dikka - Boah ist das krass

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Gespräche mit Bäumen, Forderungen an die amerikansiche Autoindustrie: Es passiert wieder einiges auf Neil Youngs neuem Album „Talkin To The Trees“. (Bild: Getty Images/Tristan Fewings)
Kindermusik machen viele. Aber „coole Kindermusik“, das beherrschen nur wenige. Zumal die Kleinen heute ja, so scheint es oft, längst nicht mehr so leicht einzufangen sind wie noch vor 20 oder 30 Jahren. Einer, der sich das mit dem „Cool“-Sein seit einigen Jahren offensiv auf die Fahne schreibt und das Versprechen auch immer wieder erfolgreich einlöst, ist der Berliner HipHop-Musiker und Songschreiber Sera Finale alias Dikka. Als rappendes Nashorn präsentiert er jetzt seinen vierten Langspieler „Boah ist das krass“.
Moderne HipHop-Beats und eingängige Melodien in Kombination mit sympathischen Botschaften und gelegentlichen „frechen“ Sprüchen - das ist seit jeher Dikkas „Style“, und dem bleibt er auch auf „Boah ist das krass“ treu. „Ich feier' meine Kratzer, die Kanten und Knicke“, heißt es etwa im Song „Ich bin ich“, und: „Eyo, ich bin 'ne Super-Glitzer-Wundertüte auf zwei Beinen / Es ist schön, ich selbst zu sein“. Alles sehr kindgerecht, alles wenig nervig (und damit wohl auch für die meisten Eltern wieder „cool“ genug). Zudem nutzt Sera Finale einmal mehr seine exzellenten Verbindungen ins erwachsene deutsche Musikgeschäft: Neben Lea, die früher schon mit Dikka sang, ist unter anderem auch Joy Denalane mit einem Gastbeitrag auf der neuen Platte zu hören.
Neil Young - Talkin To The Trees

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Zerstörung und Neuaufbau: Max Gruber (Mitte) hat das Soloprojekt Drangsal „gekillt“ und die Band Drangsal gegründet. (Bild: Jan Philipzen)
Neil Young feiert im November seinen 80. Geburtstag. Anderen Menschen in dem Alter würde man vielleicht sagen, sie sollen sich nicht mehr so aufregen (oder nicht mehr so anstrengen). Mit seiner Lebenserfahrung und nach allem, was er gesehen hat, könnte er es auch ganz alleine besser wissen. Aber er ist halt Neil Young und damit wohl einfach unverbesserlich. Gut für die Fans, andererseits, eben weil der nimmermüde Folkrocker keine Ruhe geben kann und seine ellenlange Diskografie jetzt um das nächste neue Studioalbum ergänzt. „Talkin To The Trees“, Nummer 48.
Donald Trump zurück im Weißen Haus, das Amerika der Gegenwart weit weg von „great again“ - und dann neue Lieder von Neil Young. Au weh, denkt man, das wird wieder ein ordentliches Gepolter geben. Und Young (mit neuer Begleitband The Chrome Hearts) liefert ab wie erwartet. Die Liebe zur Natur, das „Sprechen mit den Bäumen“, aber auch nostalgische Träumereien vom idyllischen Einkauf beim Farmer nebenan: Es gibt durchaus ruhige und sehr anmutige Momente auf dieser Platte. Aber eben auch viel Lärm.
Ford, GM und Chrysler sollen endlich mal den Hintern hochkriegen und Autos bauen, die Amerikanern helfen und den Planeten nicht zerstören, fodert Young in „Let's Roll Again“. Und, achja, Teslas seien nur etwas für Faschisten. Keine Frage, er schießt inhaltlich einige Male übers Ziel hinaus, wirkt manchmal fast schon albern. Musikalisch ist das alles zwischen schwerem Blues, schepperndem Rock und lieblichen Balladen auch ein wenig unübersichtlich. Aber man staunt doch, auch diesmal wieder: wie viel Leben da noch drinsteckt!
Drangsal - Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix amporgestiegen
Romantik-Kitsch und wilder Trieb, Knutschen und Fresse einschlagen, schmissige Schlager-Refrains und harte Rock-Riffs: Max Gruber hat sich in den letzten zehn Jahren einen Namen gemacht als Musiker der Extreme und Widersprüche. Deshalb hat es wohl einfach nicht gereicht, sein musikalisches Alter Ego Drangsal nach einem persönlichen Zusammenbruch vor einiger Zeit einfach nur „auf Eis“ zu legen. Gruber musste Drangsal „killen“, bevor etwas Neues entstehen konnte. Und jetzt ist Drangsal wieder da, genauso frisch und aufregend und dramatisch, wie es für diese Art von Kunst notwendig ist.
Tod und Wiedergeburt, Verwüstung und Neubeginn, der ewige Tanz am Abgrund: Das sind wichtige Elemente auf dem neuen Drangsal-Album, das mit einem ebenso poetischen wie erschlagenden Titel daherkommt. Es heißt, ein kleiner Wahnsinn für sich, „Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix emporgestiegen“. Max Gruber singt von Liebe und Gnade, aber auch von „Funken & Benzin“. Allerdings ist er bei diesem epischen, fordernden, oftmals schwer zu fassenden Irgendwas zwischen Höllenritt und Himmelfahrt nicht mehr ganz so alleine wie sonst: Drangsal ist jetzt, nach dem „Killen“, nämlich kein Soloprojekt mehr, sondern eine dreiköpfige Band. Für die Aufnahmen der insgesamt 17 neuen Titel holte Gruber den Gitarristen Lukas Korn und den studierten Jazzmusiker Marvin Holley hinzu. Im Herbst gehen sie erstmals gemeinsam auf Tour. (tsch)