Jochen Strecker wurde 2013 in seiner Wohnung ermordet, erst Jahre später sitzen die Täter hinter Gittern. In der ZDF-Reihe „XY gelöst“ kommen Freunde des „Disco-Königs“ und Experten zu Wort. Gemeinsam mit Moderator Sven Voss blickt einer der Ermittler auf einen seiner „spektakulärsten Fälle“.
Dank „Aktenzeichen XY“ZDF zeigt, wie Mörder des Berliner „Disco-Königs“ geschnappt werden konnte

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Der Berliner Disco-König Jochen Strecker wurde ermordet. In „XY gelöst“ kommen Freunde, Ermittler und Experten zu Wort. (Bild: ZDF/Marcus von Kleist)
In einem Wohnhaus in Berlin-Wilmersdorf klingelt und klopft eine Frau an der Tür ihres Nachbarn. Merkt er denn nicht, dass es einen Wasserschaden im Haus gibt? Was sie nicht wissen kann: Ihr Nachbar, der „Disco-König“ Jochen Strecker, liegt tot in seiner Badewanne. Er wurde ermordet.
Wer in West-Berlin feiern gehen wollte, der ging zu Jochen Strecker ins „First“. Stars wie Diana Ross, George Michael und Sylvester Stallone amüsierten sich beim „Disco-König“. „Er hat das Lokal legendär gemacht“, erinnert sich Frieder Böhnisch, Modedesigner und ein Freund Streckers in einer neuen Ausgabe der ZDF-Sendung „XY gelöst“.

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Ein mysteriöser Mord erschüttert Berlin: Der legendäre Disco-König Jochen Strecker liegt tot in seiner Wohnung. Wer hatte ein Motiv? (Bild: ZDF/Marcus von Kleist)
Auch nach der Wende bleibt Streckers Club eine Topadresse im Nachtleben. Doch nach dem 3. März 2013 ist alles anders: Strecker wird am Morgen erstochen, erst zwei Tage später findet seine Putzfrau die Leiche des 59-Jährigen. Es gibt kaum Spuren, für die Ermittler beginnt „die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, erinnert sich Bernd Glatzl vom Landeskriminalamt (LKA) Berlin. Er war Teil des Ermittlerteams und spricht in „XY gelöst“ mit Sven Voss über den Fall.
Chaotisch sei es am Tatort gewesen, erzählt Glatzl, „sämtliche Schränke und Schubläden waren geöffnet und durchsucht“, es fehlten Uhren, Bargeld, mindestens eine Bankkarte und weitere Wertgegenstände. Die Ermittler seien davon ausgegangen, dass Strecker den oder die Täter kannte, da „keine Gewalteinwirkung“ an der Wohnungstür festgestellt werden konnte. Außerdem auffällig: Es wurde „offenbar gründlich geputzt“. „Wir haben an dem Ort auch abgelesen, dass der Täter offenbar sehr gut vorbereitet war und wusste, dass es bei Herrn Strecker was zu holen gab“, erklärt Glatzl.
Ermittler Glatzl: „Wir waren noch meilenweit entfernt“
Die Ermittler hoffen, dass Daten von Streckers Handy ihnen weitere Hinweise liefern können, doch das Gerät lag zwei Tage lang im Wasser der Badewanne. Die Kontoaktivität des Toten lässt indes aufhorchen: Ein Mann hebt mit Streckers Bankkarte mehrmals Geld ab. Damit sei zumindest das Motiv klar gewesen, erklärt Glatzl: „Habgier“. Davon abgesehen hätten sich keine neuen Hinweise aus der Spur ergeben.

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Der Berliner „Disco-König“ Jochen Strecker wurde ermordet. Die Ermittlungen führen in das Leben eines Mannes, der die Partyszene geprägt hat. (Bild: ZDF/Marcus von Kleist)
Die Daten von Streckers Handy können wiederhergestellt werden, ein erster Erfolg für die Ermittler. Ein Chatverlauf zeigt, dass der „Disco-König“ sich am Morgen seiner Ermordung in seiner Wohnung mit einem Mann treffen wollte. Den Absender der Nachrichten ausfindig zu machen, ist schwierig. „Wir waren noch meilenweit entfernt“, erinnert sich Glatzl. Doch nach einer Woche haben die Ermittler einen Namen. Der Mann, im Film als Anton Kowalski betitelt, war bereits polizeibekannt - und „dringend tatverdächtig“, so Glatzl.
Ein DNA-Treffer aus der Wohnung bringt einen zweiten Tatverdächtigen ins Spiel. „Das war für uns wirklich eine große Überraschung. Und dieser Mann, der war auch schon polizeibekannt und war zuletzt wegen einer Raubtat zu vier Jahren Haft verurteilt“, erzählt Glatzl. Der Verdächtige - im Bericht wird er Marat Sahin genannt - kannte Strecker aus dem „First“, wo er öfter unter falschem Namen gefeiert hatte, obwohl er eigentlich noch in Haft hätte sein sollen. „Er ist allerdings aus einem Hafturlaub im Jahr 2012 nicht mehr zurückgekehrt“, weiß Glatzl. Die beiden Verdächtigen werden festgenommen.
Interesse „vorgespielt“: Das passierte am Tattag
Kowalski und Sahin streiten die Tat bei den Befragungen ab. Währenddessen durchsuchen die Ermittler die Wohnungen der Verdächtigen. Das sei „äußerst ergiebig“ gewesen, erinnert sich Glatzl, ebenso wie die Befragung von Sahins Freundin. Außerdem packt ein Mithäftling Kowalskis aus: „Offensichtlich hat Kowalski auch ihm gegenüber einiges an Täterwissen preisgegeben. Er hat gegenüber dem Mithäftling gesagt, dass er Strecker 'den Rest' gegeben hat“, erzählt Glatzl. Alle neuen Indizien deuten darauf hin, dass die beiden verschuldeten Männer für den Tod von Jochen Strecker verantwortlich sind.
![Moderator Sven Voss spricht in „XY gelöst“ mit Freunden, Ermittlern und Experten über spektakuläre Fälle. (Bild: ZDF/Oliver Rüther / [M] Brand New)](https://static.express.de/__images/2025/06/18/64c0a22e-146c-4e35-9d9c-701bffb0331b.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1126&fm=jpeg&s=876bd5932dcda961c7bc14c9ac5124ea)
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Moderator Sven Voss spricht in „XY gelöst“ mit Freunden, Ermittlern und Experten über spektakuläre Fälle. (Bild: ZDF/Oliver Rüther / [M] Brand New)
So können die Ermittler den Tathergang rekonstruieren. Sahin trifft sich am Sonntagmorgen mit Strecker in dessen Wohnung. Während der „Disco-König“ auf ein romantisches Date hofft, wartet Sahin nur auf den perfekten Moment, um zuzustechen. Er habe „Strecker vorgespielt, dass er Interesse an ihm hat“, erklärt Glatzl. Im Badezimmer zückt Sahin schließlich ein Messer und sticht Strecker in den Rücken und in die Brust. Dieser geht zwar zu Boden, lebt aber noch.
Danach holt Sahin Kowalski in die Wohnung. Er ist es, der Strecker die Stiche am Hals zufügt, die letztendlich „todesursächlich“ gewesen seien, wie der Rechtsmediziner Dr. Lars Oesterhelweg bei „XY gelöst“ erklärt. Er hatte die Autopsie durchgeführt. Nach dem Mord durchsuchen die beiden Täter die Wohnung und nehmen Geld, Uhren und weitere Wertgegenstände an sich. Der genaue Wert der Beute ist bis heute unbekannt.
Flüchtiger Täter kann dank „Aktenzeichen XY .... ungelöst“ gefasst werden
Es kommt zum Prozess. Als dieser bereits in vollem Gange ist, flüchtet Sahin mit seinem Zellennachbarn im Mai 2014 aus der JVA Moabit in Berlin. Der Fall wird bei „Aktenzeichen XY... ungelöst“ ausgestrahlt, die Staatsanwaltschaft bietet 5.000 Euro Belohnung für entscheidende Hinweise. Trotzdem dauert es zehn Wochen, bis Sahin gefasst wird. Ein Tipp aus der Sendung hatte letztlich zu ihm geführt. „Der Hinweis auf seinen Aufenthalt kam gerade noch rechtzeitig. Der hatte seine Vorbereitung für die Ausreise aus Deutschland bereits abgeschlossen“, erinnert sich Glatzl.
Nach einem langen Prozess fällt das Gericht am 29. Juni 2015 das Urteil: Beide Täter werden wegen Mordes und Raub mit Todesfolge zu lebenslangen Haftstreifen verurteilt, bei Kowalski wird außerdem die Sicherheitsverwahrung angeordnet. Für Ermittler Bernd Glatzl „gehört dieser Fall zu den spektakulärsten Fällen, die ich bei der Mordkommission bisher bearbeitet habe“, sagt er Moderator Sven Voss.
Das „First“ schließt nach der Ermordung des „Disco-Königs“. Sein Tod wirkt bis heute nach: „Er fehlt uns sehr, alle sprechen darüber. Es gibt keine großen Feiern mehr, nachdem er nicht mehr da ist“, erinnert sich Streckers Freund Böhnisch.
„XY gelöst - Mord am Disco König“ ist am 18. Juni, 21 Uhr, im ZDF und bereits jetzt in der ZDF Mediathek zu sehen. (tsch)