Die Sky-Dokumentation „Costa Concordia – Chronik einer Katastrophe“ wirkt wie der Spielfilm „Titanic“ in echt. Tatsächlich dauert es quälend lange, bis ein riesiges Schiff untergegangen ist. Über Handyfilme, Augenzeugenberichte und Reenactment erschließt sich das Grauen zum zehnten Jahrestag.
Costa ConcordiaZehn Jahre nach Unglück: Ergreifende Schilderungen von Überlebenden
Das beinahe quer im Wasser liegende Kreuzfahrtschiff mit dem gelb-schwarzen Schornstein gehört zu den ikonografischen Fotos des letzten Jahrzehnts. Am 13. Januar 2012 sank das Kreuzfahrschiff Costa Concordia, weil es nur 100 Meter entfernt von der italienischen Insel Giglio einen Felsen rammte.
Die Bordwand des Schiffes wurde über etwa 70 Meter aufgerissen. 32 Menschen kamen im Zuge des Unglücks ums Leben. Exakt zehn Jahre nach der Katastrophe zeigt Sky Documentaries „Costa Concordia – Chronik einer Katastrophe“, die 90-minütige Aufarbeitung der Unglücksnacht.
Der Film ist eine deutsch-italienische Koproduktion, die sich auf eine minutiöse Darstellung der Katastrophe an sich konzentriert. Den Prozess und die komplexe Aufarbeitung des Falles, der viel mit juristischen Feinheiten und Winkelzügen zu tun hat, hält der Film (Produzent: Till Derenbach, Regie: Michael Mueller) eher knapp.
Costa Concordia: Neue Dokumentation über Katastrophe des Kreuzfahrtschiffs
Um das Geschehen plastisch zu machen, verwendet die Dokumentation mit zunehmender Sogwirkung drei stilistische Mittel: die Schilderungen von Augenzeugen des Unglücks, Amateuraufnahmen von Passagieren und Rettungsteams während der Unglücksnacht und Reenactment, also nachgestellte Szenen, die vor allem die Szenen auf der Brücke rund um den bald als Hauptschuldigen identifizierten Kapitän Francesco Schettino betreffen. Im Mix gelingt so ein durchaus an die Nieren gehendes Minutenprotokoll des Geschehens.
Mehr als ein bisschen fühlt man sich dabei an jenen Teil von James Camerons Film „Titanic“ erinnert, der im Hollywood-Drama etwa anderthalb Stunden dauert. Beinahe auf diese Zeit kommt auch die Koproduktion von Sky und der italienischen RAI. Nur dass man hier Amateuraufnahmen vom Untergang sowie Berichten Überlebender lauscht, also Menschen, die das Unglück tatsächlich erlebten.
Costa Concordia: Eingeschlossene Augenzeugen im Bauch des Schiffes
Besonders ergreifend sind die Erzählungen zweier deutscher Männer, die als Passagiere im mit Wasser volllaufenden Teil des Schiffes eingeschlossen waren. Mit einer Gruppe älterer Frauen suchten sie über mehrere Stunden einen Weg nach draußen. Die Männer überlebten, die Frauen nicht. Vor allem die mitgeschnittene italienische Funk-Kommunikation, sie ist im Film zu hören und wird deutsch untertitelt, verleiht einen authentischen Eindruck von zunehmender Panik an Bord.
Dokumentiert werden aber auch viele Fehlentscheidungen von Kapitän und Offizieren, die das Geschehen im Sinne des Selbstschutzes lange verharmlosten. Dass ein viel zu riskantes Manöver Francesco Schettinos, der möglichst nah an der Insel Giglio vorbeifahren wollte, der Grundfehler der Havarie war, ist bekannt. Dass der Mann, der als technisch sehr guter Offizier, aber auch als äußerst autoritär galt – weswegen ihm Untergebene ungern widersprachen – sogar noch eine mitreisende Geliebte beeindrucken wollte, ist dann schon fast wieder mehr Hollywood, als es sich die Traumfabrik selbst hätte ausdenken können.
Zu sehen ist der packende 90-minütige Sky Dokumentarfilm, produziert von Zeitsprung Pictures GmbH in Zusammenarbeit mit Rai Documentari und Sky Studios, erstmals am 13. Januar exklusiv auf Sky Documentaries und Sky Ticket sowie auf Abruf via Sky Q. (tsch)