Besitzerin erzähltDer Gasthof aus dem Münster-„Tatort“ steht im Rheinland

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Alt ehrwürdig: Der Gasthof Zur Post in Dormagen-Zons wurde 1852 erbaut.
Millionen Krimi-Fans sahen am Sonntagabend die „Feierstunde“ zum 30. Münster-„Tatort“.
Jan Josef Liefers (52) alias „Professor Boerne“ wurde dabei von einem durchgedrehten Kollegen vergiftet - und als Geisel genommen.
In einem alten, atmosphärischen Gasthof, der im Film in Münster steht. Wir fanden den echten Hof im Rheinland.

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Das Innere des Gasthofs im „Tatort“ mit Jan Josef Liefers und ChrisTine Urspruch (l.),
Dormagen-Zons im letzten April. Eigentlich soll der „Gasthof zur Post“ schon wieder in Betrieb sein – und nicht Drehort eines „Tatorts“. Aber die Verhandlungen der Besitzer-Familie Arentz-Georg mit möglichen Betreibern stocken.
„Da muss viel beachtet werden, alleine wegen des Denkmalschutzes“, sagt Sibille Arentz-Georg (55), als sie uns die Tür zu dem seit knapp einem Jahr leerstehenden Gebäude öffnet.

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Mitbesitzerin Sibille Arentz-Georg vor dem Gasthof, in dem sie aufwuchs.
Gut für den WDR und seine Produktionsfirma „Filmpool fiction“. Die fragen bei der Familie an, ob sie das frühere Postgebäude (erbaut 1852) für den Dreh mieten können. „Wir haben erstmal abgesagt, aber nach den gescheiterten Verhandlungen sprach nichts mehr dagegen“, sagt Arentz-Georg.
Ihr Vater Hubert freut sich darauf, Liefers und Axel Prahl (56) kennenzulernen. „Ich mag ja den Borowski lieber“, erklärt Tochter Sibille schmunzelnd. Das Filmteam rückt an – und baut im Inneren alles um.
„Sie haben sogar neue Wände eingezogen“, staunt die Dormagerin, die mit ihren beiden Schwestern im Gasthof aufwuchs. Kein Wunder: Der Film spielte zu guten zwei Dritteln hier, das Gebäude wurde zum heimlichen Star.
Tragisch: Von den Dreharbeiten selbst bekommt die Familie nicht viel mit – weil ihr Vater an Krebs erkrankt. Er stirbt im Krankenhaus, während der „Tatort“ in seinem Haus entsteht. „Nach diesem Schicksalsschlag hatten wir keinen Kopf fürs Fernsehen“, sagt Arentz-Georg traurig.

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Diese Innenwände wurden vom Tatort-Team eingesetzt.
Erst als das Team wieder abzieht, schaut sie sich wieder vor Ort um. Die eingebauten „neuen“ Innenwände stehen bis heute. Auch der auffällige Holzverschlag mit den grünen Glas-Vertäfelungen, vor dem der vergiftete „Boerne“ im Film immer wieder kauert, wurde extra eingebaut - und zurückgelassen.
„Ich hätte mir schon gewünscht, dass das ein oder andere wieder aufgeräumt worden wäre“, erklärt Arentz-Georg. „Aber wir haben uns darüber finanziell geeinigt.“

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Auch Axel Prahl alias Thiel musste im Gasthof um sein Leben fürchten.
Apropos: Lohnt sich das, wenn der Münster-Tatort vorbei kommt? „Reich wird man davon nicht, aber es ist okay“, sagt die Rheinländerin. Konkrete Summen möchte sie nicht nennen. „Es war aber natürlich für alle gut, dass kein Verdienstausfall entstanden ist.“
Weitere Film-Teams möchte sie trotzdem nicht begrüßen. „Hier soll 2017 wieder eine Gastwirtschaft entstehen, das hat Priorität.“ Aktuell befände sie sich in Verhandlungen. „Zons hat sonst keinen Treffpunkt wie diesen.“

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Der Gasthof in der Schlossstraße liegt direkt am Eingang des Zonser Ortszentrums.
Dabei zieht der mittelalterliche 5000-Seelen-Ort am Rhein, dessen Geschichte bis ins 7. Jahrhundert zurück reicht, Touristen an. Arentz-Georg lacht. „Vielleicht kommen ja jetzt bald auch ein paar „Tatort“-Fans zu uns.