Sänger Ben Zucker hat über sein neues Album und die erfolgreiche Buch-Biografie, seine Dämonen und schwierige Zeiten gesprochen. Und darüber, was hinter seinem Künstlernamen steckt.
Ben Zucker„Der Alkohol hat sich bei mir eingeschlichen!“

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Ben Zucker ist gerade gleichzeitig in den Buch- und Albencharts. Ein Erfolg, der den Sänger demütig macht. Das Foto wurde im September 2025 aufgenommen.
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Er ist da, wo viele hinwollen – die aber dieses Ziel nicht erreichen: Ben Zucker (42), der rockigste unter den Schlagerstars, hat in nur wenigen Jahren einen Stammplatz unter den Besten seiner Gilde.
Gerade ist sein Album „Kämpferherz“ erschienen, mit Songs zu seiner Buch-Biografie „Kämpferherz“ (Heyne Verlag, 22 Euro), mit der er weit oben in den Büchercharts landete und in der er vieles – nicht nur Positives – aus seinem Leben preisgibt. Darüber – und über vieles mehr – sprach er mit dem EXPRESS.
Ben Zucker: Ich war früher viel hungriger
Wie war es, als Ihre Biografie „Kämpferherz“ gleich nach Erscheinen ganz oben in den Bücher-Charts landete – noch vor Eckart von Hirschhausen, Bodo Ramelow oder Elke Heidenreich?
Ben Zucker: Das war eine riesige Überraschung – damit habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet. Ich gehe aber auch sehr demütig damit um, denn mir ist bewusst, dass so ein Erfolg keine Selbstverständlichkeit ist. Der hängt von harter Arbeit ab. Und von meinen Fans – meiner Zuckerbande. Für sie gehe ich auf Tournee und singe ich – um mit ihnen gemeinsam eine schöne Zeit zu haben.
Lassen Sie uns zuerst über Ihre Biografie reden: War es schwer, Ihr Leben in dieser Konsequenz zu beschreiben?
Ben Zucker: Ja, war es. Bei meinen Rückblicken habe ich mich manches Mal entsetzt gefragt: Was habe ich da bloß gemacht? Aber zu dem Zeitpunkt, den ich schildere, war ich viel hungriger als heute. Da gab es keine Freiräume für Pausen, zur Ruhe kommen, mal sacken lassen. Ich musste ran, kämpfen und arbeiten.
Klingt, als sei es schwer gewesen …
Ben Zucker: … aber damals war es das nicht, denn das habe ich gefühlt und gelebt. Ich habe mich nicht gequält, sondern es mit voller Inbrunst so gewollt. Ich wollte nicht nur meine Miete zahlen können, sondern vor allem Musiker sein und von meiner Musik leben können. Mein Lebensmotto war: „Aufstehen! Mund abwischen! Weitermachen!“ Entscheidend war und ist für mich das Wort „machen“ – also was Neues anfangen, in Bewegung bleiben, nicht zur Ruhe kommen.
Ihr Buch hat Sie in die Schlagzeilen gebracht - auch weil Sie darin gestanden haben, jahrelang alkoholabhängig gewesen zu sein. Wie kamen Schnaps & Co. in Ihr Leben?
Ben Zucker: Der Alkohol hat sich irgendwann eingeschlichen, er war zu meinem Entspannungsfaktor geworden, ich brauchte ihn, um den Druck und Erfolg auszuhalten, der dann ja schnell kam. Es gibt ja kein Handbuch, das einem erklärt, wie man vor 70.000 Leuten ein gemeinsames Lied mit Helene Fischer durchhält und dabei eine gute Zeit hat.
Also hatten Sie sich vorher Mut angetrunken?
Ben Zucker: Ja, zunächst ging es mit einem oder zwei Wodka. Als Corona kam und damit die Existenzangst, wurde es mehr. Ich bin in ein tiefes Loch gefallen: Vorher lief alles noch so gut, und auf einmal hatte ich nichts mehr zu tun.
Wie sieht es heute mit Alkohol aus?
Ben Zucker: Ich habe gerade eine Grauzone erreicht. Ich weiß, dass ich drauf achten muss – ich muss und will dran arbeiten. Ich habe immer meine Arbeit gemacht, man hat mich nie besoffen gesehen und wird es auch nicht. Aber ich habe festgestellt, dass der Alkohol im Laufe der Zeit zum ständigen Begleiter wurde.
Hat er beim Schreiben der Songs „geholfen“?
Ben Zucker: Ich habe zwar Songs geschrieben, während ich nebenbei Alkohol getrunken habe, aber die haben es in der Regel nicht aufs Album geschafft.
Es heißt, dass in der Show-Welt viel getrunken wird…
Ben Zucker: Das mag sein. Aber das hat nichts mit mir zu tun. Ich trinke nicht, weil andere um mich herum trinken, sondern das entscheide ich selbst.

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Auf der Bühne gibt Ben Zucker immer alles für seine Zuckerbande – wie er seine Fans nennt.
So im Rückblick – an welche Zeit haben Sie sich beim Schreiben besonders ungern erinnert?
Ben Zucker: An die Zeit, in der ich bei meiner Familie und meinen Freunden nur Schulden hatte. Das hat mich sehr belastet. Das tat mir immer leid, fand ich immer blöd. Ich wusste aber, dass ich es eines Tages schaffe und zurückzahlen kann.
Was dann auch geklappt hat …
Ben Zucker: Ja, und das hatte ich Joe Chialo, dem späteren Berliner Kultursenator, zu verdanken, der damals mein Manager wurde. Als ich ihm vorgestellt wurde und er meine Musik kennenlernte, sagte er sofort, dass er den Weg mit mir gehen will. Und als er von meinen Schulden erfuhr, bot er spontan an, sie sofort zu begleichen – und das machte er auch. Es war eine Befreiung und der Glücksfall meines Lebens! Joe war dann auch einer der Wenigen, die zu 150 Prozent hinter mir standen. In solchen Situationen hat man ja meist Leute um sich, die einem nicht so wohlgesonnen sind, sondern einen lieber ausnutzen möchten.
Sie heißen in Wirklichkeit Benjamin Fritsch. Ist Ben Zucker eine Kunstfigur?
Ben Zucker: Beides bin ich. Ben Zucker steht für nach vorn gehen, für Zusammenhalt, Sehnsucht und Hoffnung. Benni Fritsch ist eher zurückhaltend, ein Einzelgänger, der gern viel Zeit mit sich selbst verbringt. Ben ist der Bühnenheld, Benni macht seine Sachen gern entspannt in Jogginghose und ohne die vielen Ringe an seinen Händen.
Könnten Benni Fritsch und Ben Zucker Freunde sein?
Ben Zucker: Ja, unbedingt. Ben bringt Benni dahin, wohin er sonst nicht gehen würde. Wenn Benni in Not wäre, könnte er Ben anrufen – der würde kommen.
Ben Zucker sagt, was hinter seinem Künstlernamen steckt
Ihr Kennzeichen ist die raue, herbe Musik. Warum haben Sie sich den süßlichen Künstlernamen Ben Zucker gegeben?
Ben Zucker: Es ist eine Reminiszenz an meinen absoluten Lieblingsschauspieler Henry Hübchen, der im Film „Alles auf Zucker“ einen arbeitslosen Überlebenskünstler spielte. Ich hatte diesen Film gerade erst gesehen, als mir mein Manager sagte, dass ich einen Künstlernamen bräuchte. Da ich mich schnell entscheiden musste, habe ich Benni Zucker vorgeschlagen, daraus ist Ben Zucker entstanden.
Diese raue Stimme. Müssen Sie was machen, dass sie so bleibt?
Ben Zucker: Nein, die Stimme habe ich, seit ich erwachsen bin. Da ist keine besondere Pflege nötig.
Sie wollten mal Rockstar werden. Dann wechselten Sie in eine Deutschrock-Ecke. Wie war die erste Begegnung mit dem etwas soften Florian Silbereisen?
Ben Zucker: Natürlich war ich erst skeptisch. Ich kam aus einem ganz anderen Bereich, sollte in seiner Show meinen Song „Na und?“ singen, in dem das Wort „scheißegal“ auftaucht. Ich war mir nicht sicher, ob das passt. Es war kein Problem. Ich habe Flo dann sehr schnell kennengelernt, und das Schöne war, dass wir uns sofort verstanden haben.

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Ben Zucker zeigte 2025 bei „Let's Dance“, was in ihm steckt – hier mit Malika Dzumaev.
Sie sind erst seit nicht mal zehn Jahren erfolgreich. Wären Sie gern früher populär geworden?
Ben Zucker: Es war gut, dass ich nicht mehr so jung war. Ich konnte mich vorher ausprobieren, hatte schon einiges vom Leben mitbekommen, was mir dann im Show-Geschäft geholfen hat. Wenn man weiß, wie das Leben spielt, ist es einfacher, Demut und Respekt zu bewahren. Das schützt vor Größenwahn!
Glauben Sie, dass Sie der Erfolg zum anderen Menschen gemacht hat?
Ben Zucker: Nein. Im Herzen bin ich immer noch der, der ich war. Allerdings habe ich mein Verhalten nach außen geändert. Ich bewege mich nicht mehr so frei, wie ich es früher gemacht und geliebt habe. Ich achte drauf, wie ich mich gebe. Und ich denke mehr nach, wenn ich auf Fragen antworte (lacht).
Ben Zucker: Früher liebte er Grunge und Rockmusik
Ben Zucker (richtig: Benjamin Fritsch) wurde am 4. August 1983 in Ueckermünde geboren. 1989, kurz vor dem Mauerfall, flieht er mit den Eltern nach Westdeutschland. Er begann mit 14 Jahren Gitarre zu spielen, coverte zunächst englische Grunge- und Rocksongs, wechselte dann zu deutschen Stücken. Produzierte 2017 mit Thorsten Brötzmann und Roman Lüth das Album „Na und?!“
Seine TV-Premiere erfolgte bei Florian Silbereisens „Schlager-Countdown“. 2018: Gast der Helene-Fischer-Stadiontour. 2025 Teilnehmer der RTL-Tanzshow „Let's Dance“. Buch und das dazugehörende Album „Kämpferherz“ sind gerade erschienen. Am 1. März 2026 hat er ein Gastspiel in der Lanxess-Arena Köln. Er ist Single, Vater einer Tochter und lebt in Timmendorfer Strand.