„Barbie – Der Film“Von wegen alles rosarot: Modepuppe hat Lebenskrise – und Ken war auch schon weg


 Margot Robbie und Ryan Gosling als Barbie und Ken in "Barbie - Der Film". Deutschlandstart: 20. Juli 2023.

Schreien oder singen sie? Egal, Hauptsache pink! Barbie (alias Margot Robbie) und Ken (gespielt von Ryan Gosling) fahren mso adrett wie aus dem Ei gepellt und mit Betonfrisur durch die Kinolandschaft. Am 20. Juli 2023 ist Kinostart von „Barbie – Der Film“ in Deutschland.

Margot Robbie und Ryan Gosling spielen Barbie und Ken. Aber wisst ihr um die Liebesgeschichte der Puppen? Oder welche Promis als Barbie verewigt wurden? Zu „Barbie – Der Film“ gibt's Basiswissen zum Mitreden.

von Alexandra Miebach (mie)

Seit 64 Jahren ist sie aus den Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken. Barbie ist bis heute die bekannteste und meistverkaufte Puppe der Welt, ein beliebtes Sammelobjekt, eine Stilikone und jetzt auch Kinostar. Ab 20. Juli 2023 läuft „Barbie – Der Film“ in den deutschen Kinos und soll wieder mehr Besucher in die Filmtheater ziehen. Aber was steckt hinter der blonden Modepuppe, die die Welt im Sturm erobert hat?

Verblüffend! Die Puppe des amerikanischen Herstellers Mattel hat ein deutsches Vorbild: Eigentlich wollte Firmengründer Elliott Handler keine Puppen herstellen, aus Kostengründen. Mattel produzierte Bilderrahmen, Modeschmuck und Puppenmöbel. Seine Meinung änderte er nach einer Europareise, auf der er und seine Frau Ruth in einem Schaufenster in Luzern die Bild-Lill entdeckten.

Sie nahmen sie als Vorbild, tüftelten an der amerikanischen Ausführung. Am 9. März 1959 wurde die erste Barbie (benannt nach Barbara, der Tochter der Handlers) auf der American Toy Fair in New York vorgestellt. Sie trug – revolutionär für das prüde Amerika (!) – nur einen Badeanzug und kostete drei Dollar, was nach heutigem Kurs ungefähr 31 Dollar (28 Euro) wären.

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1961 kam Barbies männliches Pendant Ken, benannt nach dem Sohn der Handlers, Kenneth, auf den Markt. Der Beginn einer langen Lovestory. 1964 kaufte Mattel die Vermarktungsrechte an der Bild-Lilli. Es war der Startschuss für Barbies Siegeszug in Deutschland. Ihr Aussehen hat sich in den Jahrzehnten immer wieder leicht verändert, soll den Zeitgeist und aktuelle Mode widerspiegeln – was aber auch immer wieder für heftige Kritik sorgt.

Barbie: 250 Jobs, US-Präsidentin und die ewige Lady in Pink

Aber Barbie kann mehr, als nur hübsch aussehen. Sie hat mehr als 250 Berufe ausprobiert (es kommen regelmäßig Spielsets zu verschiedenen Berufen heraus, zum Beispiel Barbie als Tierärztin). Sie war auch schon Pilotin und hat einen Führerschein. In den 90ern kandidierte sie für das Amt der US-Präsidentin. Und: Nach ihr wurde eine Farbe –  na klar, Barbie-Pink –  benannt.

Barbie ist ein Kassenschlager. 2021 macht sie einen Umsatz von 1,679 Milliarden US-Dollar (rund 1,525 Milliarden Euro). Und nicht zuletzt deswegen soll der Film jetzt die Kinos retten. Denn: Das Geschäft läuft schleppend. Streamingdienste laufen den Kinos immer mehr den Rang ab.

Für den Sommer liegt nun alle Hoffnung in „Barbheimer“, eine Fusion aus den beiden Filmen, die am kommenden Donnerstag in die Kinos kommen „Barbie – Der Film“ und „Oppenheimer“. Ein Film über eine bunte Puppenwelt und einer über den Vater der Atombombe, krasse Gegensätze, mit denen so aber eine breite Masse angesprochen wird. Hoffen die Kinomacher. Ob sie jedoch die erhofften Einnahmen bringen, bleibt abzuwarten.

„Barbie – Der Film“: Darum geht's in der rosaroten Kino-Komödie

Nein, im Kinofilm geht es nicht um die rührende Liebesgeschichte von Barbie und ihrem Langzeitfreund Ken. Ein Leben im Barbie-Land bedeutet, ein perfektes Leben in einer perfekten Welt zu führen. Doch Barbie steckt in einer existenziellen Krise. Sie wird aus ihrer Heimat verbannt und reist mit Ken in die echte Welt.


 Ryan Gosling in "Barbie - Der Film" (startet 2023 in den deutschen Kinos) als Ken

Die Frisur sitzt, das Sixpack auch: ein dramatisch erblondeter Ryan Gosling als Ken in „Barbie – Der Film“. Der Streifen startet in Deutschland am 20. Juli 2023.

Auch hier läuft für sie nicht alles glatt. Sie lernt auf ihrer Reise, was echte Perfektion eigentlich bedeutet und dass nicht nur das Aussehen, sondern eben auch die inneren Werte wichtig sind. Gespielt wird die Blondine von Oscar-Kandidatin Margot Robbie. Der ebenfalls Oscar-nominierte Frauenschwarm Ryan Gosling spielt Ken. Regie und Drehbuch stammen von Greta Gerwig, die ihrerseits ebenfalls schon für den Goldjungen nominiert war.

Barbie und Ken: Ihre „plastische“ Liebesgeschichte

Sie sind DAS Traumpaar der Puppenwelt, ihre Liebe überdauert Jahrzehnte: Barbie und ihr Ken. Ihre Geschichte beginnt 1961, als sie sich beim Dreh zu einem Werbespot kennenlernen. Jahrzehnte gehen sie jeden Weg gemeinsam, spiegeln die aktuelle Popkultur, probieren gemeinsam verschiedene Berufe, Modestile, machen Urlaube.

Die "Teenage Fashion Model Barbie" von 1959 und der Ken von 1961.

Junge Liebe – dank Plastik nahezu unverbrüchlich: Die 'Teenage Fashion Model Barbie' von 1959 und ihr Begleiter Ken aus dem Jahr 1961 (undatierte Aufnahme). Die beiden waren und sind immer auch ein Ausdruck der jeweiligen Zeit und Mode.

Doch dann, am Valentinstag 2004, trennt sich das Traumpaar nach 43 gemeinsamen Jahren. Barbie datet kurz den viel jüngeren Surfer Blaine. 2006 versucht Ken dann, seine Barbie wiederzugewinnen. Er bekommt ein Umstyling von Promi-Stylist Phillip Bloch. 2010 treffen sie sich am Set von „Toy Story 3“ wieder.

Lust, die Puppen tanzen zu lassen? Dann hier an unserer Barbie-Umfrage teilnehmen:

Mattel startet eine Social-Media-Kampagne: „Should Barbie be back with Ken?“ (deutsch: Soll Barbie wieder mit Ken zusammen sein?). Und dann, am Valentinstag 2011, verkündet der Hersteller endlich, nach sieben langen Jahren Trennung: Barbie und Ken sind wieder zusammen und das bis heute.

Barbie: Wertanlage für Sammler – die teuerste kostet eine halbe Million

Eigentlich als Spielzeug gedacht, sind Barbiepuppen längst zum begehrten Sammelobjekt geworden. Gesammelt werden besonders ältere Modelle oder solche, die in kleiner Auflage (und damit hauptsächlich für Sammler) hergestellt werden. Diese tragen dann zum Beispiel Outfits, die von Modeschöpfern wie Karl Lagerfeld, Vera Wang oder Christian Louboutin entworfen wurden. Oscar de la Renta war 1985 der erste Designer, der eine solche Barbie einkleidete.

Die teuerste Barbie der Welt für rund eine halbe Million Euro.

Die teuerste Barbie der Welt, designet vom australischen Julwelier Stefano Canturi, vorgestellt 2010 auf der Australian Fashion Week

Die teuerste Barbie wurde von Schmuckdesigner Stefano Canturi entworfen. Das Besondere: Sie trägt eine Diamantenkette mit einem pinken Einkaräter. Kosten: rund eine halbe Million Euro. Neben Designer-Barbies werden aber auch solche aus Porzellan, Fehldrucke und andere Sonderausgaben (zum Beispiel in Tracht) gesammelt.

„Unmoralisch“, Heimchen-Image: Barbie spaltet die Gemüter

Brennende Puppen vor dem „Barbie-Dreamhouse“ in Berlin 2013. Es protestierten Feministinnen, weil Barbie in ihren Augen ein traditionelles Frauenbild verfestigt nach dem Motto: hübsch aussehen und am Herd stehen. Dabei war sie in den 50ern die Alternative zur Babypuppe, mit der Mädchen die Mutterrolle übten.

Angela Vollrath mit einer Barbie-Puppe 1999 vor der Marktkirche in Wiesbaden.

Die Wiesbadenerin Angela Vollrath mit einer Barbie-Puppe 1999. Sie gewann mehrere Wettbewerbe für Doppelgängerinnen der Plastik-Puppe.

Weiterer Kritikpunkt: Barbie wird als Schönheitsideal angesehen. Dabei wäre ein Mensch mit ihren Proportionen nicht lebensfähig, weil kein Platz für lebenswichtige Organe wäre. Auch für Essstörungen und OP-Wahn wird sie verantwortlich gemacht.

Es wurde eine psychische Krankheit, das Barbie-Syndrom, nach ihr benannt Menschen, die wie die Puppe aussehen wollen. Prominentes Beispiel: Angela Vollrath (links), die sich knapp 30 Mal operieren ließ, um ihrem Vorbild zu ähneln. In Saudi-Arabien und im Iran ist Barbie verboten, weil sie nicht dem Islam entspräche, ein „Symbol unmoralischer westlicher Kultur“ sei.