Echo-GewinnerFrei.Wild – wer ist das eigentlich und warum ist die Band so umstritten?

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Stolz wie Oskar. Frei.Wild gewannen auch den Echo.

Berlin –  Die umstrittene Deutschrock-Band Frei.Wild hat einen Echo gewonnen. Sie erhielt den Preis  in der Sparte Rock/Alternative National. Das Quartett aus Südtirol steht im Zentrum zahlreicher Kontroversen. Warum eigentlich? Wer sind Frei.Wild und warum scheiden sich an dieser kommerziell sehr erfolgreichen Formation die Geister? Wir klären auf.

Herkunft:

Frei.Wild kommt aus Blixen in Südtirol, der nördlichsten Provinz Italiens. Dort wird vornehmlich Deutsch gesprochen. Die Band singt auf Deutsch. Das begründete Sänger und Texter Philipp Burger 2010 in einem Interview mit der „Sächsischen Zeitung“ folgendermaßen: „Wir haben nie Wert darauf gelegt, Italiener zu sein. Das hat uns die Geschichte eingebrockt. Und als deutschsprachige Südtiroler machen wir eben auch deutschsprachige Musik für deutschsprachige Fans.“

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Philipp Burger fühlt sich oft missverstanden und möchte nicht in die rechtsexttreme Ecke gedrängt werden.

Einflüsse:

Die vier Mitglieder Burger, Jonas Notdurfter (Gitarre), Jochen Gargitter (Bass) und Christian Fohrer (Schlagzeug) sind alle Fans der ebenso kontroversen Musikgruppe Böhse Onkelz.

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Als weitere Einflüsse gelten „Rammstein“, „Subway to Sally“ und die Mittelalter-Rockband „In Extremo“. In ihrer Frühzeit spielte die Band auch Cover von den Punkbands „Die Toten Hosen“, „Dimple Minds“ und „WIZO“.

Erfolge

Die erste Chartplatzierung erreichte das sechste Studioalbum „Hart am Wind“. Es kletterte 2009 bis auf Platz 15 der deutschen Albumcharts. „Gegengift“ erreichte ein Jahr später bereits Rang 2. Die letzten drei Langspieler sind Nummer-1-Alben in Deutschland. Das neueste, „Opposition“ (2015), stand auch in Österreich an der Spitze.

Die Live-Alben „Händemeer“ (2011), „Auf stiller Fahrt“ (2014) und „Live in Frankfurt: Unfassbar, unvergleichbar, unvergesslich“ waren ebenfalls in den Top 5 in Deutschland und Österreich.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum Kritiker die Band als rechts oder sogar rechtsextrem einstufen.

Kontroverse

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Nach verschiedenen Studien ist Frei.Wild in der rechten Szene sehr beliebt. Kritiker werfen der Band vor, sich nie wirklich von der Szene distanziert zu haben.

Die Texte von Frei.Wild handeln vom Alltag und den persönlichen Erfahrungen der Musiker. Suff, Geld, Freundschaft und Treue spielen eine wichtige Rolle. Im Fokus stehen aber auch Lokalpatriotismus und Heimatliebe.

Leadsinger Burger sang früher bei der Rechtsrock-Combo „Kaiserjäger“. Deren Lied „Südtirol“, in dem Heimatliebe thematisiert wird, wird als nationalistisch und rechtspopulistisch eingestuft. Seitdem wird Frei.Wild von einer ganzen Reihe von Extremismus-Forschern und Musikerkollegen vorgeworfen, rechtes und sogar rechtsextremes Gedankengut zu verbreiten.

Dem widersprechen die Bandmitglieder jedoch immer wieder. So sagte Burger in einem Interview mit der Tageszeitung „TAZ“: „Wir haben bestimmt eine konservative Wertehaltung. Traditionen und Bräuche sind uns wichtig. Aber von allem Rechtsextremen distanzieren wir uns vehement. Und wenn man sich andere Länder anschaut – Frankreich oder Italien – da ist ein so starker Heimatbegriff im Pop oder Rock überhaupt kein Problem.“

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Frei.Wild live in der Münchner Olympiahalle am 16. April 2015.

Wir sind keine Deutschen - wir sind Südtiroler

Gegenüber dem „Spiegel“ erklärte er weiter: „Was in Deutschland als 'rechts' bezeichnet wird, schließt konservative Werte, aber auch Ultra-Nazis mit ein. Das ist das Problem: Es werden keine Unterschiede gemacht. Wir sind außerdem eine Südtiroler Band - und Südtirol ist nun mal nicht Deutschland.“

Die Band erklärt ihre Texte und ihren Umgang mit Nationalstolz damit, dass alle vier Mitglieder in Südtirol aufgewachsen sind und nicht in Deutschland. Im Musikmagazin „laut.de“ sagte Burger: „Wir sind keine Deutschen! Wir sind Südtiroler. […] Dort hat keiner ein Problem mit unseren Texten, die verstehen, um was es uns geht. Wenn dort ein Feiertag ist, dann wird da die Tiroler Flagge vors Haus gehängt und zwar überall. […] Wir sind in diesem Umfeld aufgewachsen und sprechen aus unserer Sicht als Südtiroler, nicht als Deutscher."

Keine Rücksicht auf deutsche Besonderheiten

Und weiter: „Das verstehen einige anscheinend nicht. Da muss ich doch nicht andauernd Rücksicht darauf nehmen, dass man als Deutscher keinen Nationalstolz entwickeln oder zeigen darf, weil man sofort als Nazi beschimpft wird. Das darf man als Deutscher immer nur während der EM oder WM. Ich weiß, dass das viele Leute provoziert, aber das sind halt Sachen, die uns wichtig sind.“

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Die Band Kraftklub aus Chemnitz drohte 2013 mit einem Boykott der Echos, wenn Frei.Wild nicht ausgeladen wird.

In der Tat fühlen sich viele Menschen von dieser Haltung provoziert. 2013 wurde Frei-Wild noch von der Nominierungsliste für den Echo-Award  gestrichen. Verschiedene Musikgruppen hatten mit einem Boykott gedroht, wenn die Band eingeladen wird. Ein Jahr später dann ein umgekehrtes Bild: Frei.Wild sollte kommen, erschien aber aus Protest nicht.

Im Sommer sprachen sich die Südtiroler auf ihrer Internetseite gegen Fremdenhass aus. Die Band erklärte bei der Preisverleihung, sie wolle den Echo in der Öffentlichkeit als Symbol für Widerstand gegen Ausgrenzung präsentieren.