Sind auch Sie betroffen?Millionen Menschen bekommen ab Juli plötzlich weniger Nettolohn

Menschen zeigen Geld in ihren Portemonnaies. Dieses wird durch eine Reform weniger.

Eine Reform führt dazu, dass viele Menschen weniger Geld in ihren Portemonnaies haben - wie auf unserem Symbolbild zu sehen.

Die Inflation führt dazu, dass vieles teurer wird und die Menschen immer weniger für ihr Geld bekommen. Doch ab Juli kommt es noch dicker: Denn ab dann haben Millionen Bürgerinnen und Bürger auf einmal weniger Nettolohn als bisher auf dem Konto.

Diese Reform der Ampel-Regierung hat es in sich. Auf der einen Seite führt sie dazu, dass dringend benötigtes Geld zusammenkommt – auf der anderen Seite geht sie vielen Menschen in Deutschland direkt ans Portemonnaie.

Die Rede ist von der Pflegereform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, über die der Bundestag am Freitag (26. Mai 2023) final abstimmt. Von einem Beschluss des Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz der Regierungskoalition ist allerdings auszugehen, da in der Ampel Einigkeit darüber besteht. Doch was kommt dadurch auf die Bürgerinnen und Bürger zu?

Weniger Netto-Lohn ab Juli – zwei Beispiele

Die gesetzliche Pflegeversicherung hatte im vergangenen Jahr ein Defizit von rund 2,2 Milliarden Euro verbucht. Das neue Gesetz der Regierung sieht deshalb zum 1. Juli einen Anstieg der Beitragssätze in der Pflegeversicherung von 3,05 auf 3,4 Prozent des Bruttolohns vor. Bei Kinderlosen soll der Beitrag von bisher 3,4 auf vier Prozent steigen. Das soll Mehreinnahmen von rund 6,6 Milliarden Euro pro Jahr bringen. Gleichzeitig sollen auch diejenigen entlastet werden, die jemanden pflegen. Ab dem nächsten Jahr gibts fünf Prozent mehr Pflegegeld.

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Doch was bedeuten diese Zahlen für jeden Einzelnen? Verdient man 2000 Euro brutto im Monat und ist kinderlos, erhöht sich der Beitrag für die Pflegeversicherung von 37,50 Euro auf 46 Euro monatlich. Hat man bei demselben Verdienst ein Kind, geht es von 30,50 Euro hoch auf 34 Euro.

Bei einem Brutto-Monatslohn von 3000 Euro geht vom Nettolohn vergleichsweise mehr ab. Kinderlose zahlen 69 Euro statt bisher 56,25 Euro, Menschen mit einem Kind 51 Euro statt 45,75 Euro.

Insgesamt ergibt sich folgende Beitragsstaffelung für die Pflegeversicherung ab 1. Juli 2023:

  • kein Kind: 4 Prozent (Arbeitnehmer: 2,3 Prozent, Arbeitgeber stets 1,7 Prozent)
  • ein Kind: 3,4 Prozent (Arbeitnehmer: 1,7 Prozent)
  • zwei Kinder: 3,15 Prozent (Arbeitnehmer: 1,45 Prozent)
  • drei Kinder: 2,9 Prozent (Arbeitnehmer: 1,2 Prozent)
  • vier Kinder: 2,65 Prozent (Arbeitnehmer: 0,95 Prozent)
  • fünf und mehr Kinder: 2,4 Prozent (Arbeitnehmer 0,7 Prozent)

Kritik an Pflegerefrom: „Muss mehr Netto vom Brutto bleiben“

Lauterbach nennt die Erhöhung alternativlos. Seit 2017 seien die Kosten in der Pflegeversicherung von 35 auf 66 Milliarden Euro angestiegen, sagte er bei der ersten Lesung des Gesetzes. Es gebe keinen Sozialbereich, der schneller wachse. Er räumte ein, dass nach der jetzigen Reform eine grundlegende Änderung der Finanzierung folgen müsse und zeigte sich zu verschiedenen Modellen gesprächsbereit.

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes BDA, Rainer Dulger, forderte die Bundesregierung auf, bei der Beitragserhöhung „die Notbremse zu ziehen“. Die Politik müsse „in Zeiten enormer Preissteigerungen alles tun, damit mehr Netto vom Brutto bleibt“. Die Arbeitgeber tragen die Beitragssätze in der Pflege ohne die Aufschläge bei Kinderlosen zur Hälfte. (mac/afp)