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Vogelgrippe hat NRW erreichtDroht Engpass bei Eiern und Geflügel?

Die Vogelgrippe hat Nordrhein-Westfalen erreicht. Im Kreis Kleve wurde die Geflügelpest nachgewiesen. Droht jetzt ein Engpass bei Eiern und Geflügelfleisch?

Nun ist es passiert: Die Geflügelpest weitet sich in der aktuellen Flugzeit der Wildvögel aus und hat jetzt auch in größerem Umfang Nordrhein-Westfalen erreicht.

Für Menschen ist sie in der Regel nicht gefährlich, dennoch warnen Experten davor, kranke Tiere anzufassen. „Ganz wichtig: Die Tiere nicht anfassen und nicht selbst irgendwohin bringen. Bitte nicht zum Veterinäramt fahren, sondern dort anrufen und den Fund melden“, sagte der Vizepräsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, Martin Beer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Warnung vor Versorgungsengpässen bei Eiern und Geflügelfleisch

In einem Betrieb in Rees am Niederrhein mussten wegen der Tierseuche knapp 19.000 Puten getötet werden, wie der zuständige Kreis Kleve mitteilte.

In Essen meldeten die Behörden bei einer gefundenen toten Kanadagans einen Fall von Vogelgrippe. Ob es sich dabei um die Geflügelpest, die hochansteckende Form der Vogelgrippe, handelt, wird nach Angaben der Stadt noch untersucht.

Im Kreis Soest wurde ein toter Kranich positiv auf die Geflügelpest getestet. Auch dieser Verdachtsfall muss laut Kreis noch vom Friedrich-Löffler-Institut (FLI) als Referenzlabor bestätigt werden.

Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) hat vor Versorgungsengpässen bei Eiern und Geflügelfleisch gewarnt, sollte keine effektive Eindämmung des Vogelgrippe-Virus gelingen.

„Wir brauchen jetzt eine Debatte über Impfstrategien, EU-weite Anpassungen im Tierseuchenrecht und Klarheit für den internationalen Handel“, sagte ZDG-Präsident Hans-Peter Goldnick den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Samstag.

Derzeit lehnten es andere Staaten etwa ab, Erzeugnisse von geimpftem Geflügel zu importierten. Entschlossenes Handeln von Politik und Behörden sei jetzt gefragt, forderte Goldnick.

Bei andauernd hohen Vogelgrippe-Fallzahlen und fehlendem Gegensteuern der Politik könnten Ausmaße und Schäden erreicht werden, die so hoch seien, dass Versorgungsengpässe bei Eiern und Geflügelfleisch entstehen könnten, ergänzte ein Verbandssprecher. „Da sind wir aber noch nicht.“

Hunderttausende Tiere mussten bereits getötet werden

Hunderttausende Tiere hätten bereits getötet werden müssen. Die Versorgung mit Weihnachtsgänsen sei derzeit aber gesichert, betonte der Verband. Man beobachte die Lage sehr genau. Sollte sich die Situation verschärfen, könne es zu logistischen Problemen kommen. In Einzelfällen bedrohe das Virus außerdem die ganze Existenz betroffener Betriebe und Familien.

Bei der Vogelgrippe, auch als Geflügelpest bekannt, handelt es sich um eine hochansteckende Viruserkrankung, die vor allem durch direkte und indirekte Kontakte zu Wildvögeln übertragen werden kann und damit auch Geflügelhaltungen bedroht. Das für Tiergesundheit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stuft das Risiko aktuell als „hoch“ ein.

Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) sagte am Freitag, in den vergangenen 14 Tagen habe es einen „sehr schnellen Anstieg der Infektionen“ gegeben.

Eine Übertragung des Virus auf den Menschen ist zwar prinzipiell möglich, allerdings ist das Risiko für die Bevölkerung nach Angaben des FLI derzeit gering. (dpa/AFP)